Der sieben mal sieben Meter grosse Raum steht in blaues Licht getaucht da. Er ist eingerichtet mit allen medizinischen Geräten und Monitoren, die man auch in einem echten, hochmodernen Operationssaal vorfindet.
«Hier wird aber nicht wirklich operiert», sagt Monika Codourey, die das Laboratorium in Nidau bei Biel leitet.
Dafür wird realistisch simuliert, wie eine Operation in so einem Saal vor sich gehen könnte – inklusive OP-Tisch, auf dem in der Simulation dann auch ein echter Mensch liegt.
Pfleger, Chirurginnen, Patienten
Aus Holz und Karton werden Räume realitätsgetreu nachgebaut und darin zum Beispiel getestet, welche Wirkung Licht, Farbe oder bestimmte Materialien auf Personal, Patientinnen und Patienten haben – oder auch, welchen Einfluss die Geräuschkulisse hat.
Dabei würden alle Akteurinnen und Akteure mit einbezogen, die im Gesundheitsbereich zusammenkommen, sagt Minou Afzali, die am SCDH die Abteilung Forschung leitet. «Es kommen Pflegefachpersonen, Chirurgen, Anästhesisten – alle, die in den Spitälern arbeiten.» Sie alle würden in die Simulation eingebunden, so Afzali.
Im neu eingeweihten Operationssaal wird also bald ein Patient auf dem OP-Tisch liegen, während eine Chirurgin einen Eingriff nachspielt. Vielleicht bemerkt sie dabei, dass ein Monitor falsch platziert ist oder ein Gerät im Weg steht.
Es geht nicht nur ums Geld sparen
Das alles soll mithelfen, dass Geld gespart werden kann – aber nicht nur: «Es geht vor allem auch um die Patienten und alle anderen Beteiligten», betont die Forschungsleiterin. Denn auch, wie die Person auf dem OP-Tisch die Simulation erlebt, ist wichtig.
Die dabei gewonnenen Einsichten sollen helfen, späteren echten Patientinnen und Patienten eine Operation so angenehm wie möglich zu gestalten.
Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile.
Zurück in den OP-Saal: Während der simulierten Operation werden alle Bewegungen von den vielen Kameras erfasst, die rund um die Decke des Raumes angeordnet sind. So lassen sich Bewegungsabläufe später am Computer analysieren und verbessern.
Selbst die Finger der Operierenden können dabei millimetergenau beobachtet werden – dank dem sogenannten «Motion Capturing», das man aus der Produktion von Filmen oder Games kennt. So können im Operationssaal die Bewegungen einer Hand mithilfe eines Sensor-Handschuhs erfasst und in digitale Daten umgewandelt werden.
Mögliche Probleme konkret erleben
Doch wozu der ganze Aufwand? Wozu spielt man erst etwas in der Realität nach, nur um es später doch digital auszuwerten? Warum die ganze Simulation nicht gleich am Computer?
«Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile», sagt Forschungsleiterin Afzali. Doch erst, wenn alle Beteiligten ihre Arbeitsabläufe zwischen den Kartonwänden simulierten, würden bestimmte Probleme bewusst.
«Man erlebt beispielsweise ganz körperlich, was es bedeutet, wenn ich ein Bett allein einen 20 Meter langen Flur entlang schieben muss – und ob ich mit dem Bett allein um die Ecke komme, oder ob man die Wand verschieben muss.» In der analogen Simulation ist das eine Kartonwand.
Und darum wird im richtigen Operationssaal später keine echte Wand im Weg stehen, wenn ein Patient oder eine Patientin dringend auf den OP-Tisch muss.