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Geld für Sanierung Gasthof Rössli: Die Geburtsstätte der Mitte braucht dringend Geld

1840 schlug hier die Geburtsstunde der Konservativen. Jetzt soll das «Rössli» saniert werden. Es muss aber Geld her.

Es ist der 5. November 1840: Über 300 Vertreter der konservativen Volksbewegung treffen sich im «Rössli» im luzernischen Ruswil. Sie unterzeichnen ein Manifest mit dem Ziel, die zunehmende Liberalisierung der Schweiz zu bremsen und die alte Ordnung hochzuhalten. Der Moment gilt als Geburtsstunde der Katholisch-Konservativen Partei.

Partei wechselt den Namen, das «Rössli» bleibt

Die Partei hat seither viele Wandlungen durchgemacht. Sie hiess Katholische Volkspartei, Konservative Volkspartei, Christlichdemokratische Volkspartei CVP und ist vor einigen Jahren beim aktuellen Namen die Mitte angelangt.

Josef Leu Kupferstich
Legende: Josef Leu war der damalige Führer der Luzerner Konservativen. Auf seine Initiative trafen sie sich im «Rössli» zur Unterzeichnung des Manifests. Staatsarchiv Luzern

Das «Rössli» aber heisst auch nach fast 200 Jahren noch gleich und steht noch immer. Jetzt aber droht es zu verschwinden. Das Gasthaus muss dringend saniert werden und den Inhabern fehlt das Geld. Von den insgesamt 2.7 Millionen Franken müssen noch 1.2 Millionen aufgetrieben werden.

Hälfte des Geldes fehlt noch

Mit dem Geld soll die veraltete Infrastruktur ersetzt werden: Küche, Lüftung und sanitäre Anlagen. Private, die das «Rössli» unterstützen wollen, können Aktien kaufen, ein Darlehen leihen oder etwas spenden.

Drei Menschen in Restaurantküche
Legende: Ein grosser Teil der Infrastruktur des «Rössli» ist veraltet und muss laut der Inhaberin ersetzt werden. Kostenpunkt: 2.77 Millionen Franken. SRF/Sämi Studer

Die Eigentümerin, die Gasthof Rössli Ruswil AG, hofft dabei auch auf Mitglieder der Mitte-Partei. «Ihnen sollte die Geburtsstätte der Partei etwas wert sein», sagt Verwaltungsratspräsident André Aregger. «Das Spendenbarometer sieht aktuell noch etwas spack aus», so Aregger. Von den 1.2 Millionen Franken fehlt noch gut die Hälfte.

Mitte zeigt sich verhalten

Bei der Partei erkennt man den historischen Wert des Gasthauses an. «Die Wurzeln sind sehr wichtig», sagte etwa Parteipräsident Philipp Matthias Bregy der «Luzerner Zeitung». Wenn es ums Geld geht, zeigen sich Parteiexponenten jedoch verhalten. Bregy: «Parteien sind in der Schweiz sehr klamm und müssen quasi jeden Franken zweimal umdrehen.»

Frau und Mann
Legende: Das «Rössli» wird vom Wirtepaar Manuela und Christian Mathis geführt. Sie tun dies im Auftrag der Gasthof Rössli Ruswil AG, welche vor über 10 Jahren zum Erhalt des Restaurants gegründet wurde. SRF/Sämi Studer

Ähnlich klingt es bei Karin Stadelmann, der Präsidentin der Luzerner Kantonalpartei. «Dieser Ort hat für uns eine historische Tradition, doch es ist nicht unsere Verantwortung, diesen Gasthof finanziell zu unterhalten», sagt sie gegenüber SRF. Hier müsse man die Unternehmung Gasthof Rössli von der Gedenkstätte trennen.

Verwaltungsrat bleibt zuversichtlich

Sie mache zwar Leute darauf aufmerksam, dass das «Rössli» Geld braucht. «Das bedeutet jedoch nicht, dass wir als Partei auf Geldsuche gehen», so Stadelmann. Auf die Frage, ob sie selbst schon gespendet hat, meint sie: «Selbstverständlich werde ich mir das überlegen.»

Gasthof Rössli von aussen
Legende: Der Gasthof Rössli steht in Ruswil mitten im Dorfkern. Es ist das letzte Restaurant im Dorfzentrum und deshalb auch ein wichtiger Treffpunkt für Vereine. SRF/Sämi Studer

Auf offizielle Hilfe der Mitte-Partei kann das «Rössli» also nicht zählen. Verwaltungsratspräsident Aregger hat dennoch Grund zur Hoffnung, dass der Umbau zustande kommt. «Wir haben viele mündliche Zusagen von grösseren Geldgebern, die uns zuversichtlich stimmen.»

Das «Rössli» sei auch den Einwohnerinnen und Einwohnern von Ruswil und den Vereinen wichtig. Es ist die letzte Beiz im Dorfkern. «Wir haben auch Unterstützung von Leuten, die dem Mitte-Parteibuch nicht nahestehen.» Mit der Mitte allein rettet man die Geburtsstätte der Partei also nicht.

Regionaljournal Zentralschweiz, 6.11.25, 17:30 Uhr ; 

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