Wenn der beliebteste deutsche Politiker den beliebtesten Schweizer Bundesrat empfängt, dann herrscht eitel Freude. So auch heute in Berlin, als Martin Pfister seinen Amtskollegen Boris Pistorius besuchte. Angesichts der verschärften Bedrohungslage in Europa wollen die beiden Länder enger zusammenarbeiten – insbesondere bei der Drohnenabwehr, der Kriegsmaterialbeschaffung und der Ausbildung.
So herzlich die Begegnung der beiden Minister war, so förmlich verlief das Zeremoniell auf dem Paradeplatz des Bendlerblocks, dem Dienstsitz des Bundesministeriums für Verteidigung in Berlin. Nach einem kurzen Innehalten bei der Kranzniederlegung für gefallene Soldaten setzten sich Pfister und Pistorius zum Gespräch zusammen. Ein zentrales Thema waren die jüngsten Drohnensichtungen.
«Die Schweiz könnte als hoch entwickeltes Land mit einer sehr empfindlichen Infrastruktur sehr wohl betroffen sein», sagte Pfister. Er betonte, man werde die Diskussionen mit Deutschland weiterführen, um die dort gewonnenen Erfahrungen in der Drohnenabwehr auch für die Schweiz nutzbar zu machen. Solche Gefahren seien nicht alleine innenpolitisch zu lösen, sondern müssten in einem europäischen Gesamtkontext betrachtet werden.
Technologische Aufholjagd
Auch Pistorius unterstrich die Dringlichkeit, angesichts der rasanten technologischen Entwicklung schnell aufzuholen. «Wir tun das, indem wir alle Ebenen von Bekämpfung von Drohnen aufgreifen», erklärte er. Dabei setze Deutschland auf Lasertechnologie, Netzwerfer-Drohnen und Elektrojamming. Das sei zunehmend schwierig, da es sich um ein ständiges Katz-und-Maus-Spiel handle, bei dem es darauf ankomme, wer schneller mit der Entwicklung sei. Es sei eine grosse Aufgabe, die vor den Ländern liege, und gleichzeitig dürfe es nie nur um Drohnen gehen.
Kooperation bei Ausbildung und Beschaffung
Ein weiteres Thema war die gemeinsame Beschaffung von Waffensystemen sowie das gemeinsame Training – etwa am Patriot-Flugabwehrraketensystem. Die Schweiz musste in der Lieferreihenfolge zurücktreten, damit Deutschland die Ukraine unterstützen kann. Als Ausgleich könnte die Bundeswehr laut Pistorius Schweizer Soldaten bereits in Deutschland an den Systemen ausbilden, bevor diese in die Schweiz geliefert werden.
Trotz offener Fragen in der Rüstungspolitik sehen beide Minister grosses Kooperationspotential in den gemeinsamen Sicherheitsinteressen von Deutschland und der Schweiz.