Halsketten, Ohrringe, Anhänger, Broschen oder Armbänder – wenn sie reden könnten, könnten sie Geschichten erzählen. So wie die Ausstellungsstücke im Auktionshaus Rapp in Wil. Sie stammen aus der Zeit von 1790 bis zur Gegenwart.
Gold, Haare und Emaille
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Bild 1 von 4. Schmuck aus Gold und Haaren. Die Haare wurden mit schwarzem Wachs bearbeitet. Bildquelle: SRF / Karin Kobler.
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Bild 2 von 4. Die Locke von Königin Viktoria wurde nach ihrem Tod abgeschnitten und in einen Anhänger eingearbeitet. Bildquelle: SRF / Karin Kobler.
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Bild 3 von 4. Das Heftli fand Hermann Streule auf einem Flohmarkt. Die abgebildete Uhr besass er schon. Bildquelle: SRF / Karin Kobler.
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Bild 4 von 4. Zum Schmuck werden auch Originalbilder aus der gleichen Epoche ausgestellt, damit man sieht, in welchem Kontext der Schmuck getragen wurde. Bildquelle: Auktionshaus Rapp Wil.
Der meiste ausgestellte Schmuck gehört Schmuckhändler und Sammler Hermann Streule. Er sagt: «Der geschichtliche Hintergrund ist bei einem Schmuckstück wichtig.» Wer das Schmuckstück wann geschenkt bekommen oder zu welchem Anlass getragen habe, das interessiere. Deshalb hängen neben den Schmuckvitrinen in der Ausstellung auch Bilder aus derselben Zeit. Um den Kontext herzustellen.
Der Sammler- und Marktwert liegt weit über dem Warenwert.
Der Marktwert, der Sammlerwert, sei nicht nur ein Warenwert, sagt Marianne Rapp, Besitzerin des gleichnamigen Auktionshauses. Schmuckstücke mit besonderen Techniken zum Beispiel sind teuer. «Das Gold ist der Werkstoff, dazu kommt die Arbeit», ergänzt Sammler Hermann Streule. Auch unbehandelte Steine heben den Preis. Und eben der geschichtliche Kontext.
Weltweit grosse Nachfrage
Marianne Rapp beobachtet, dass in der heutigen Zeit gerade auch jüngere Leute an raren Schmuckstücken interessiert sind und an Auktionen solche auch erwerben wollen: «Die Nachfrage ist weltweit gross.» Kundinnen und Kunden überlegten sich Alternativen für ihre Geldanlagen, ist sie überzeugt.
Nebst Gold oder Silber liege dabei exklusiver Schmuck im Trend. Vor allem Vintage-Schmuckstücke von Cartier, Van Cleef & Arpels oder Fabergé, für die in Auktionen erfahrungsgemäss zum Teil höhere zweistellige Summen geboten würden. «Man schlägt damit gleich zwei Fliegen mit einer Klappe», sagt Rapp. Einerseits eine Investition, andererseits ein Schmuckstück, das nicht nur im Tresor liegen müsse, sondern auch beim Tragen Freude machen könne.
In der Hyperinflation ging Geld kaputt – Schmuck nicht
Nach dem Ersten Weltkrieg geriet die Welt in eine Hyperinflation. Das Bargeld verlor auch in Deutschland rasant an Wert. Der Staat druckte Milliardennoten in Reichsmark.
In der Ausstellung liegt neben der Banknote ein Anhänger aus dieser Zeit. Die Quittung neben dem Schmuck zeigt, dass 1911 für den Anhänger 700 Reichsmark bezahlt worden waren. Der Anhänger hat den Wert nicht nur behalten, sondern sei heute ein rares Sammlerstück. Die Banknoten sind wertlos.
Behalten Sie Schmuckskizzen, Rechnungen und Originalverpackungen.
Den Händlern wird regelmässig auch Schmuck angeboten. «Zum Teil liegen Raritäten zu Hause in der Schublade», ist Hermann Streule überzeugt. Und oft wisse dies der Besitzer oder die Besitzerin gar nicht. Wichtig sei, dass das Setting vollständig sei: «Ich habe ein Schmuckstück einmal abgewiesen. Erst, als die Frau die uralte Schatulle dazu ausgepackt hat, habe ich zugeschlagen.» Die Frau sei irritiert gewesen.
Auch Skizzen sind wichtig
Streules Augenmerk liegt mittlerweile auf Skizzen. Er will wissen, wie sich Schmuck verändert hat und er will alles zeitlich einwandfrei rekonstruieren können. «Ich habe schon sehr viel Geld in Skizzen investiert», sagt der 62-jährige Sammler und Händler.
Es ist zwar alles Gold, was glänzt, und entsprechend wertvoll – gerade in der heutigen Zeit. Aber manchmal ist es auch noch viel mehr wert, sind sich der Schmuckhändler und die Besitzerin des Auktionshauses einig.
Die ausgestellten Sammelstücke sind unverkäuflich. Normalerweise liegen sie im Tresor. Ähnliche Stücke werden, sagt Marianne Rapp, regelmässig auch versteigert und können als Investition dienen.