Es ist eine der grössten öffentlichen Baustellen im Kanton Bern: In Niederwangen entsteht ein neues Polizeizentrum für rund 1400 Mitarbeitende. Nun ist die Baustelle auch Schauplatz möglicher Schwarzarbeit.
Amt prüft mögliche Verstösse
Bei einer routinemässigen Kontrolle im Juni stellte die Arbeitsmarktkontrolle Bern Unregelmässigkeiten fest, bestätigt das Amt für Wirtschaft gegenüber SRF. Das Amt für Wirtschaft prüft derzeit, ob daraus ein Verfahren entsteht. «Wir haben einen Rapport erhalten und klären nun, ob die betroffenen Personen korrekt angemeldet sind», sagt Thomas Kräuchi, Leiter der Abteilung Arbeitsbedingungen. Es geht um mehrere Personen.
Geprüft wird unter anderem, ob AHV-Beiträge entrichtet wurden, ob eine Unfallversicherung besteht und ob ausländische Arbeitskräfte ordnungsgemäss Quellensteuern zahlen.
Bei Verdacht auf Verstösse wird der Fall an die zuständigen Behörden weitergeleitet, darunter die Staatsanwaltschaft oder die Ausgleichskasse. «Im Zweifelsfall wird der Rapport immer weitergeleitet», so Thomas Kräuchi.
Kanton ist überrascht
Und was sagt der Kanton zum Verdacht auf Schwarzarbeit auf einer seiner Baustellen? Baudirektor Christoph Neuhaus erfährt durch die Anfrage von SRF davon. Er zeigt sich überrascht: «In den letzten 7 Jahren gab es nur eine Meldung auf einer kantonalen Baustelle.»
Neuhaus zeigt sich allerdings zufrieden mit dem Ablauf: «Ich bin froh, dass die Kontrollen funktionieren. Es ist aber ein laufendes Verfahren; darum ist es wichtig, niemanden vorzuverurteilen.»
Unternehmen weiss nichts vom Verdacht
Die Baustelle wird vom Generalunternehmen HRS geleitet. Das Unternehmen hat bereits das Zürcher Polizei- und Justizzentrum gebaut. «Wir legen grossen Wert darauf, dass alle Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter registriert sind», sagt Mediensprecher Hans Klaus. «Wir haben strenge Zutrittskontrollen und setzen auch eine Sicherheitsfirma ein.»
Vom Verdacht der Arbeitsmarktkontrolle Bern weiss HRS bislang nichts. Mediensprecher Klaus betont: «Schwarzarbeit können wir aufgrund unserer Massnahmen eigentlich ausschliessen.»
Doch ganz ausschliessen lässt sich Schwarzarbeit nie, weder auf öffentlichen noch auf privaten Baustellen, sagt Thomas Kräuchi vom Amt für Wirtschaft: «Auch die öffentliche Hand ist nicht davor gefeit, dass Subunternehmen auf ihren Baustellen tätig werden.» Gerade bei komplexen Projekten mit vielen Beteiligten sei besondere Aufmerksamkeit nötig.
Ob sich der Verdacht in Niederwangen erhärtet, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.