Heavy-Metal-Musik und christlicher Glaube – das passt auf den ersten Blick nicht zusammen. Für Pfarrer Samuel Hug aus Kirchberg BE jedoch ist das kein Widerspruch: «Religiöse Symbole sind im Metal allgegenwärtig, aber einfach etwas anders geprägt. Es gibt durchaus einen gemeinsamen Boden.»
Die Menschen sollen ihren Glauben dort ausleben können, wo sie sind.
Darum hat der bekennende Metal-Fan Hug vor 14 Jahren die Metalchurch gegründet: eine reformierte Kirchgemeinde für Gläubige aus der Metal-Szene. Diese feiert ihre Gottesdienste in einem Clublokal, leistet Seelsorge an Musikfestivals und lädt zu Bibel-Kreisen mit Bier ein.
Samuel Hug erklärt: «Wir wollen die Menschen nicht in die Kirche zurückzubringen. Vielmehr sollen sie ihren Glauben dort ausleben können, wo sie sind.»
Kein Ort, keine Steuern
Das Angebot kommt an. Mittlerweile besuchen gemäss Hug rund 100 Personen den monatlich stattfindenden Clubgottesdienst in Aarwangen BE.
Doch auch wenn sich die Metalchurch als Kirchgemeinde bezeichnet – rechtlich gesehen ist sie den Ortskirchgemeinden nicht gleichgestellt. Weil sie eben gerade nicht an einen Ort gebunden ist und darum auch keine Steuern erheben kann.
Das soll sich jetzt ändern. Die Metalchurch möchte offiziell zu den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn gehören – und von diesen dauerhaft finanziell unterstützt werden. Ob dieser Antrag durchkommt, entscheidet das Kirchenparlament an seiner Synode vom 17. und 18. November 2025.
Gleichstellung der Kirchgemeinden
In den letzten acht Jahren haben die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn die Metalchurch in Form von jährlichen Projektbeiträgen unterstützt. Seit 2022 sind das rund 100'000 Franken pro Jahr. Daneben ist die Kirchgemeinde auf Spenden angewiesen. Es geht um Personalkosten, die Verwaltung sowie den Betrieb der gewachsenen Gemeinde.
Würde die Metalchurch bald offiziell als Kirchgemeinde anerkannt, bekäme sie jährlich 180'000 Franken – und zwar unbefristet. Für Metalchurch-Pfarrer Samuel Hug ist diese Anerkennung wichtig: «Wir möchten mit allen anderen auf Augenhöhe unterwegs sein.»
Die Metalchurch wird als Kirchgemeinde wahrgenommen, die es ernst meint und stark mit dem Glauben verbunden ist.
Markus Dütschler, Sprecher der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, ist zuversichtlich, dass die 200 Kirchenparlamentsmitglieder die Metalchurch als offizielle Kirchgemeinde anerkennen werden – auch wenn diese zum Teil anders tickt. «Die Metalchurch wird als Kirchgemeinde wahrgenommen, die es ernst meint und stark mit dem Glauben verbunden ist», sagt Dütschler. Ausserdem bestehe sie schon seit vielen Jahren und habe stetig mehr Mitglieder. «Das verdient nicht nur Respekt, sondern auch eine dauerhafte finanzielle Unterstützung.»
Falls das Kirchenparlament die Metalchurch in ihren Kreis aufnimmt, wäre diese die erste offizielle Kirchgemeinde der Schweiz ohne Territorium.