Zwischen Melide und Paradiso liegt die Landzunge «Capo San Martino». Hier plant Christian Constantin, Walliser Bauunternehmer und Präsident des FC Sion, ein exklusives Hotelprojekt. Für über 100 Millionen Franken soll ein Resort mit 100 Betten, Spa und Wellness entstehen.
Constantin ist extra per Helikopter aus Sion angereist. Vom Flughafen Lugano-Agno sind es nur 15 Minuten bis zum Gelände. «Das ist ein ausserordentlicher Ort, einer der letzten mit so spezieller Lage», sagt er. «Als ich jung war, sah es genauso aus.» Seit Jahren liegt das Areal brach – zuletzt feierten 2023 Besetzer im stillgelegten Restaurant, seither sperren Gitter die Zufahrt ab.
Vom Galgen über den Tunnel bis zum Nachtclub
Nicht allein die herrliche Aussicht auf den See – sie reicht von Lugano über Gandria bis zur italienischen Enklave Campione d’Italia – macht den Ort so besonders, auch seine Geschichte. Bis ins 19. Jahrhundert war die «Forca di San Martino» eine Hinrichtungsstätte.
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Bild 1 von 2. Vor wenigen Jahren wurde auf dem «Capo San Martino» das Tanzbein geschwungen. Jetzt herrscht hier gespenstige Ruhe. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 2. Und es finden höchstens noch illegale Partys statt. Bildquelle: SRF.
1863 bohrte eine englische Gesellschaft unter dem Felsvorsprung ein Tunnel. Sie hatte den Auftrag erhalten, eine Eisenbahnlinie von Como bis Biasca zu bauen und wollte mit dem etwa 40 Meter langen Tunnel ihre Tunnelbaufähigkeit unter Beweis stellen, ging aber bald Konkurs.
Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden touristische Gebäude, in den 1950er bis 1980er Jahren ein Restaurant und ein Nachtclub. Vor einigen Jahren gingen die Lichter aus. «Als ich ein Jahr in Lugano Fussball spielte, entdeckte ich diesen Ort», erinnert sich Constantin. «Als er zum Verkauf stand, habe ich zugegriffen.»
Freundschaft zwischen Filippo Lombardi und Constantin
Filippo Lombardi, Stadtrat von Lugano und Präsident des HC Ambri-Piotta, unterstützt das Projekt: «Lugano braucht mehr Hotelbetten, um für Kongresstourismus attraktiv zu sein.»
Die beiden verbindet eine lange Freundschaft. Lombardi lobt, dass Constantin sein Projekt früh der Stadtplanungskommission präsentierte und Anpassungen übernahm. Constantin kontert mit einem Scherz: «Ich habe gesehen, dass er Probleme mit Trainer und Sportchef hatte. Ich kenne das gut und kann ihm erklären, wie er das beim nächsten Mal machen soll.»
Velo- und Fussgängerweg soll integriert werden
Ein Teil des Geländes soll öffentlich zugänglich sein. Zudem planen Lugano und Melide seit Jahren einen Velo- und Fussgängerweg entlang des Sees, der über Constantins Grundstück führen würde. «Eine Mitfinanzierung eines Privatinvestors ist willkommen», sagt Lombardi. Constantin bleibt vage: «Wir haben für unseren Abschnitt einen öffentlichen Zugang vorgesehen und alles, was den Verkehr betrifft, einbezogen.»
Constantin hofft, Ende 2027 mit dem Bau zu starten und 2030 die ersten Gäste zu empfangen, was sehr optimistisch ist. Denn eine Zonenplanänderung muss vom Stadtparlament und der Kantonsregierung genehmigt werden. Trotz aller Hürden zeigt sich Christian Constantin zuversichtlich, dass er das nächste Kapitel in der Geschichte dieses besonderen Ortes schreiben wird.