- Menschen, die mehrere Sprachen sprechen, altern geistig weniger schnell. Das zeigt eine Untersuchung, die im Fachblatt «Nature Aging» veröffentlicht worden ist.
- Die Forschenden gehen davon aus, dass Menschen, die mehrere Sprachen sprechen, mehr Speicher haben im Gehirn, auf den sie im Alter zurückgreifen können.
- Auch wenn andere Schutzfaktoren wie Bildung, Bewegung oder soziale Einflüsse berücksichtigt wurden, blieb der Effekt der Mehrsprachigkeit bestehen.
In der im Fachblatt «Nature Aging» veröffentlichten Studie glich das internationale Team um Agustin Ibañez vom Trinity College Dublin das chronologische Alter der Teilnehmenden mit biologischen Daten und Verhaltensmerkmalen ab – etwa zu Gesundheit, Fitness, Lebensstil und sozialer Aktivität.
So berechnete das Team, ob jemand biologisch jünger oder älter war als sein tatsächliches Alter vermuten liess. Die Teilnehmenden waren 50 bis 90 Jahre alt.
Mehrsprachige hatten eine merklich geringere Wahrscheinlichkeit für beschleunigtes Altern als Menschen, die nur eine Sprache sprechen. Jede zusätzliche Sprache verstärkte die Schutzwirkung. Die Forscher sprechen von einem dosisabhängigen Effekt.
Ein Puffer im Gehirn
Die Forschenden führen den Effekt auf die sogenannte kognitive Reserve zurück. Wer mehrere Sprachen spricht, hat mehr Speicher, auf den er im Alter zurückgreifen kann, so die Idee.
«Der Effekt ist klar belegt – die Herausforderung liegt nun darin, seine Mechanismen zu verstehen und in Strategien für gesundes Altern umzusetzen», schreiben die Hirnforscher Jason Rothman und Federico Gallo von der britischen Lancaster University in einem Kommentar zur Studie.
Neue Fragen für die Forschung
Mehrsprachigkeit sei ein kostengünstiger Hebel für die öffentliche Gesundheit, der ähnlich bedeutsam sein könnte wie Programme zur Förderung von Bewegung oder zum Rauchstopp.
Die Forschenden wollen nun untersuchen, ob das Erlernen neuer Sprachen im höheren Alter denselben Schutzeffekt hat wie lebenslange Mehrsprachigkeit.
Schweizer mit nur einer Sprache in der Minderheit
Ein internationales Forschungsteam hat die Daten von mehr als 86'000 Erwachsenen aus 27 europäischen Ländern untersucht, darunter auch Daten von rund 2600 Schweizerinnen und Schweizern.
Laut der Studie gaben rund acht Prozent der Befragten aus der Schweiz an, nur eine Sprache zu sprechen. Etwa 20 Prozent sprechen zwei Sprachen, jeweils etwas mehr als ein Drittel spricht drei oder vier Sprachen.