In den letzten Tagen haben verschiedene Gespräche und Verhandlungsrunden stattgefunden, um ein Ende der Kämpfe in der Ukraine zu erreichen. Wie geht es den Ukrainern in der Schweiz mit diesen Verhandlungen? Sasha Volkov, ein ukrainisch-schweizerischer Doppelbürger, hat weiterhin Angst um seine Verwandten in der Ukraine.
SRF News: Sasha Volkov, glauben Sie, dass man einem Frieden mit den aktuellen Verhandlungen näherkommt?
Sasha Volkov: So richtig daran glauben kann ich nicht. Aber immerhin hat es jetzt zumindest einen kleinen Fortschritt gegeben, weil nun endlich mal die gleichen amerikanischen Unterhändler mit allen Parteien gesprochen haben – und nicht so wie früher unterschiedliche Unterhändler mit unterschiedlichen Parteien.
Der Krieg geht schon einige Jahre, immer wieder hoffte man auf Frieden und wurde dann enttäuscht. Ist dies nun anders?
Aus meiner Sicht nicht. Für mich stammt die Vorlage für diesen angeblichen Friedensplan direkt aus Moskau. Und Moskau geht es aus meiner Sicht nicht um einen Frieden. Dazu kommt noch, dass der Kreml bisher nirgends gesagt hat, dass er diesem Plan auch effektiv zustimmen würde.
Der Krieg ist grösser, die Solidarität kleiner geworden. Das kommt nicht gut.
Alle russischen Sprecher, angefangen bei Wladimir Putin, sagen, sie wären einverstanden, wenn sie mit friedlichen Mitteln ihre Ziele erreichen könnten. Und für mich ist klar, was die Ziele der russischen Regierung sind. Sie will den ukrainischen Staat und das Volk zu vernichten.
Machen Sie sich heute sogar mehr Sorgen als auch schon?
Das Niveau meiner Sorgen ist ungefähr konstant geblieben. Am 24. Februar 2022 (Anmerkung der Redaktion: Russland ist an diesem Tag in die Ukraine einmarschiert) war mir klar, dass das eine grosse Katastrophe wird und es kein rasches Ende geben wird. Der Krieg in der Ukraine ist grösser geworden. Gleichzeitig merke ich, dass die Solidarität mit der Ukraine hier in der Schweiz gesunken ist. Die Leute probieren wegzuschauen, und das macht mir vor allem Sorgen. Der Krieg ist grösser, die Solidarität kleiner geworden. Das kommt nicht gut.
Was machen Sie, um die Hoffnung nicht zu verlieren?
Ich unterstütze das ukrainische Militär. Ich kaufe in der Schweiz gebrauchte Fahrzeuge, die in der Ukraine an der Front benötigt werden, beispielsweise Pick-ups oder Geländewagen. Diese bringe ich regelmässig in die Ukraine, damit werden dann verwundete Soldaten evakuiert.
Das heisst, Sie verbringen ihre ganze Freizeit in Gedanken in der Ukraine?
Ja, fast. Beziehungsweise teilweise auch in Russland, weil aus meiner Sicht die Situation in Russland entscheidend ist, wie dieser Krieg endet. Es wird ein Wechsel im Regime von Russland brauchen. Ich verfolge die Frontlinie, weil sie in der Nähe meiner Heimatstadt verläuft, wo ich noch Verwandte habe.
Sie haben Verwandte in der Ukraine, auch im Osten. Haben Sie Angst um sie?
Ja, natürlich, das sind meine Tanten und Onkel. Viele von ihnen sind schon alt und daher an ihren Wohnort gebunden. Sie sind nicht mehr so gesund und werden kaum lange überleben, wenn dort zum Beispiel für lange Zeit Strom oder Elektrizität und auch Kommunikationsmittel fehlen.
Das Gespräch führte Noëmi Ackermann.