Darum geht es: Das Solothurner Museum Altes Zeughaus zeigt in einer Ausstellung die Geschichte der Waffenfabrik Solothurn auf. Die damalige Patronenfabrik ging nach dem Ersten Weltkrieg in deutsche Hände über und produzierte Waffen. So wurde die Fabrik ein verdeckter Teil der deutschen Rüstung. Ein umstrittenes Kapitel der Solothurner Geschichte, das damals für viel Widerstand sorgte. Das Museum hat die Geschichte der Waffenfabrik teilweise aufgearbeitet.
Die Waffenproduktion in der Schweiz: Der Erste Weltkrieg endete 1918. Auf der Verliererseite standen Deutschland und Österreich. Die Siegermächte schränkten das Militär und die Rüstungsindustrie in diesen Ländern massiv ein. Deutschland musste umdenken und die Produktion von Waffen in neutrale Staaten auslagern. So baute sich Deutschland eine sogenannte Schattenrüstung auf. Und dieser Schatten legte sich auch auf die Schweiz – unter anderem eben auf den Kanton Solothurn.
Die Verbindung zum Kanton Solothurn: Die Patronenfabrik in Zuchwil wurde 1929 an die deutsche Rheinmetall AG verkauft. «Die Deutschen hatten seit den 1920er-Jahren Verflechtungen mit dem Kanton Solothurn», erklärt Franziska Weber, stellvertretende Leiterin des Museums. Mitgründer der Fabrik war der Grenchner Hermann Obrecht. Er war zeitweise Präsident der Solothurner Kantonalbank und hatte Einsitz in zig Firmenvorständen. Als er 1935 für die Freisinnigen in den Bundesrat gewählt wurde, gab er seinen Sitz im Verwaltungsrat der Waffenfabrik ab. Denn die Fabrik war umstritten.
Die Verflechtung mit den Nazis: Auch wenn die Waffenfabrik in deutscher Hand war, lieferte sie nicht viele Waffen an den nördlichen Nachbarn. Dennoch unterstand sie ab 1938 dem Nazi-Regime, als Deutschland sich für den Zweiten Weltkrieg rüstete. Die Fabrik landete auf der schwarzen Liste der Alliierten. Die NS-Ideologie nahm auch in der Fabrik vor Ort Einzug: Ab 1932 leitete der Schweizer Werner Schaad die Fabrik. Er gehörte offenkundig zu den Hitler-Verehrern und verbreitete seine Gesinnung und sein Gedankengut in der Fabrik und deren Umfeld.
Der Widerstand aus der Region: Durch den Nationalsozialisten Schaad rückte die Waffenfabrik zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit. Die Bundesanwaltschaft ermittelte. Doch erst, als die Gemeinde Zuchwil 1939 beim Solothurner Regierungsrat Druck machte, intervenierte dieser. Schaad wurde entlassen. Für Aufsehen sorgte damals auch Pius Jeger, der als Mechaniker in der Waffenfabrik arbeitete. Er wehrte sich gegen die NS-Ideologie und zerstörte ein Hitler-Bild, das Schaad in seinem Büro aufgehängt hatte. Jeger ging als «Held von Zuchwil» in die Geschichte ein. Sogar ein Platz auf dem Firmengelände ist nach ihm benannt.
Der Untergang der Waffenfabrik: Die Waffen wurden hauptsächlich an die künftigen Achsenmächte Italien, Österreich und Ungarn verkauft. Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, lief die Waffenproduktion in Deutschland auf Hochtouren. Das hatte zur Folge, dass die Waffenfabrik Solothurn schnell in die roten Zahlen rutschte. Trotz anderer Aufträge und Finanzspritzen durch die Rheinmetall AG erholte sich die Fabrik nie ganz. Als Deutschland den Zweiten Weltkrieg verloren hatte, landete die Fabrik auf einer schwarzen Liste und musste schliessen. 1961 wurde sie aus dem Handelsregister gelöscht. Es war das Ende eines dunklen Kapitels in der Geschichte des Kantons Solothurn.