- Seit August gilt rund um den Bahnhof und auf dem zentralen Neumarktplatz in Brugg AG ein temporäres Alkoholverbot.
- Die Stadt geht damit gegen die Drogen- und Alkoholszene vor und will das Sicherheitsgefühl verbessern.
- Ende Oktober läuft das Verbot aus, der Stadtrat verlängert es nun bis Ende März 2026.
- Die Massnahme habe sich bewährt, bei einer Aufhebung des Verbots würden sich die Szenen aber wieder an den alten Orten treffen.
Nach zweieinhalb Monaten des Alkoholverbots verlängert die Stadt Brugg die Massnahme. Von Anfang an habe es damit wenig Probleme gegeben, die Leute hätten sich daran gehalten, bilanzieren Stadtpräsidentin Barbara Horlacher und der Chef der Regionalpolizei Andreas Lüscher.
«Anfangs gab es Leute, die keine Freude hatten und sich in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlten. Dies hat sich aber schnell gelegt. Viele haben das Verbot verstanden und sind an anderen Orten zusammen gesessen», so Lüscher. Die Gruppen hätten sich aber bisher nicht mehr in der vorherigen Grösse getroffen, es gebe weniger Meldungen, Vorfälle und Polizeieinsätze.
Videoüberwachung anstatt Verbot?
Weil das Alkoholverbot die erhoffte Wirkung gezeigt habe, werde es bis Ende März 2026 verlängert, erklärt Stadtpräsidentin Horlacher. Das Risiko sei gross, dass die Szenenbildung wieder wie vorher stattfinden könnte, wenn man das Verbot aufheben würde. Wenn im März wie geplant die erste der weiteren Massnahmen umgesetzt wird, will die Stadt Brugg die Aufhebung des Alkoholverbots prüfen.
So plant die Stadt Brugg ab dem ersten Quartal 2026 eine Videoüberwachung neuralgischer Punkte. Die Polizei verspricht sich davon eine abschreckende Wirkung und dass sie schneller auf Vorfälle reagieren und diese aufklären kann.
Als zweite Massnahme plant der Stadtrat eine Gassenküche mit Konsumraum. Im Gegensatz zum Alkoholverbot und der Videoüberwachung wäre dies eine sogenannte «schadensmindernde Massnahme». Bisher ist allerdings unklar, wo und wann diese umgesetzt werden kann.
Keine Alkoholverbote in anderen Städten
Ist Brugg allein mit seinem Alkoholverbot? In der Umsetzung offenbar schon. Ein Thema ist ein Verbot aber auch in Chur: Der Stadtrat muss die Interpellation «Temporärer Versuch für mehr Ruhe, Sicherheit und Gastfreundschaft am Bahnhofplatz Chur» beantworten. Diese wird danach im Stadtparlament behandelt. In Chur galt bis 2020 mehrere Jahre ein nächtliches Alkoholverbot auf den Gassen. Dieses wurde mit der Revision des Polizeigesetzes aufgehoben.
Auch in der Stadt Solothurn sind die Alkoholszene und seit einiger Zeit auch die Drogenszene immer wieder im Gespräch. Derzeit gebe es aber keine politische Forderung für ein Alkoholverbot. «Personen, die sich im öffentlichen Raum aufgrund ihres alkoholisierten Zustands unanständig benehmen, werden von der Stadtpolizei zur Anzeige gebracht», schreibt die Stadt auf Anfrage.
Ebenfalls kein Verbot will die Stadt Aarau einführen. Man stehe einem generellen Alkoholverbot zurückhaltend gegenüber. Auch aus der Politik gebe es die Forderung nicht. «Der Bahnhof Aarau ist zwar ein stark frequentierter Ort, unterscheidet sich jedoch in Aufbau, Nutzung und Umfeld deutlich vom Bahnhof Brugg. Entsprechend lassen sich die dort getroffenen Massnahmen nicht einfach auf Aarau übertragen», so Adrian Lischer, Leiter der Abteilung Sicherheit.