«Ein Zombie ist weg, doch ein Monster entsteht» titelte die NZZ am Montag, nachdem bekannt wurde, dass die CS von der UBS übernommen wird und eine noch viel grössere Bank entsteht.
Eine solche Bank sei viel zu gross für die Schweiz, monieren Kritiker. Deshalb kommt eine alte Forderung auf den Tisch: das sogenannte Trennbankensystem. In Zukunft soll es zwei Arten von Banken geben: Investment-Banken und Kreditbanken.
FDP stellte sich 2014 gegen den Vorschlag
Nach der UBS-Rettung 2008 wollten die SVP und die Linken als Konsequenz ein Trennbankensystem einführen. Das Vorhaben landete im Frühling 2014 auf der Traktandenliste des Ständerats. Eine wichtige Gegnerin damals: FDP-Ständerätin Karin Keller-Sutter.
Es ist einiges gegangen seit der Finanzkrise.
Das Vorhaben scheiterte an der FDP und der CVP (heute: Die Mitte). Exponenten beider Parteien argumentierten, der Bund habe sich mit den schärferen Vorschriften im Zuge des «Too big to Fail»-Regelwerks für eine nächste Krise vorbereitet. «Es ist einiges gegangen», befand Keller-Sutter damals.
Nun ist die nächste Krise da, die «Too big to fail»-Regeln können nicht angewendet werden. Wenig überraschend fordert SP-Fraktionschef Roger Nordmann darum erneut die Einführung des Trennbankensystems. «Die Bilanzsumme der neuen UBS ist doppelt so gross wie die gesamte wirtschaftliche Leistung der Schweiz in einem Jahr. Das ist nicht haltbar.»
Die Grünen fordern, dass bei der neuen UBS das Investmentbanking und das Kreditgeschäft in zwei eigenständige Banken überführt werden. Zurückhaltender äussert sich der Fraktionschef der SVP, Thomas Aeschi. «Ob das die richtige Antwort auf den heutigen Finanzmarkt ist, muss erst analysiert werden.»
Skepsis bei Finanzexperten
Peter V. Kunz von der Universität Bern reagiert auf den aktuellen Vorschlag eines Trennbanksystems mit Ironie: Alle Jahre wieder komme dieser. Seine Ablehnung begründet er historisch: «In den USA hatte man das System während 60 Jahren. Es hat sich aber nicht bewährt, es kam trotzdem zu Bankenkonkursen. Darum hat man es vor einem Vierteljahrhundert wieder aufgehoben.»
Wichtig ist, dass das Geschäftsmodell risikoarm ist. Bei der UBS ist dies seit zehn Jahren der Fall.
Auch Tobias Straumann von der Universität Zürich findet den Vorschlag nicht sinnvoll. Eine Bank, die primär auf Vermögensverwaltung setze, müsse reichen Kunden, die allenfalls eine Firma an die Börse bringen wollten, gewisse Investmentbanking-Dienstleistungen anbieten. «Ich finde viel wichtiger, dass man darauf achtet, dass ein Geschäftsmodell risikoarm ist – und das hat die UBS in den letzten zehn Jahren umgesetzt.»
Wie steht es um das Geschäftsmodell der UBS?
Obwohl er ein Trennbanksystem ablehnt, sieht Finanzexperte Kunz angesichts der Grössenordnung der neuen Bank Handlungsbedarf. Die Aufspaltung der grossen UBS in zum Beispiel vier kleinere Universalbanken, sei eine Idee; eine andere die Überführung des Schweiz-Geschäfts der CS in eine eigenständige Bank.
Das unterstützt auch Straumann. Vor allem aber müsse die Politik spätestens jetzt einen Plan ausarbeiten für eine nächste Krise. «Man muss damit rechnen, dass auch die UBS wieder ins Wanken geraten kann. Man kann nicht verhindern, dass eine Bank untergeht.»
Optimistischer auf das Geschäftsmodell der neuen Bank blickt Maurice Pedergnana von der Hochschule Luzern. «Die aktuelle UBS-Führung will das globale Vermögensverwaltungsgeschäft ausbauen. Das ist ein relativ risikoarmes Geschäft.»