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Nachhaltige Landwirtschaft Wie die Milchproduktion ökologischer werden soll

Über 200 Bauernhöfe versuchen, klimaschonender Milch zu produzieren. Die Zwischenbilanz ist durchzogen.

Ein Hof in Schongau: 72 Kühe leben auf dem Hof von Markus Kretz, der diesen als Teil einer Betriebsgemeinschaft führt. Die älteste Kuh ist die zwölfjährige Dolores. Er setzt mittlerweile vermehrt auf ältere Kühe, auch dem Klima zuliebe: «Wenn wir die Kühe länger behalten können, braucht es weniger Nachwuchs, und so produziert die Nachzucht junger Kühe weniger CO₂.» Der Bauer setzt auch weniger Kraftfutter ein. Dieses besteht zudem vermehrt aus Rapsschrot statt aus Soja, welches man dafür mehr für die menschliche Ernährung brauchen kann. Auch ein Mittel, das den Methanausstoss reduzieren soll, so der Landwirt.

Ein Bauer zeigt auf eine Kuh
Legende: Die alte Dame muss sich hinlegen. Kuh Dolores produziert auch mit zwölf Jahren immer noch genügend Milch. SRF

Das Projekt: Der Luzerner Hof ist einer von über 200 Bauernhöfen, der innert sechs Jahren versucht, seine Treibhausgasemissionen zu senken. Das Ziel ist eine durchschnittliche Reduktion um 20 Prozent. Daneben sollen auch 20 Prozent weniger Nahrungsmittel, die für den menschlichen Verzehr geeignet sind, in die Tierfütterung gelangen. Zudem soll vermehrt dort Futtermittel produziert werden, wo kein Ackerbau betrieben werden kann. Das Projekt wird getragen von Emmi, Nestlé, aaremilch, den Zentralschweizer Milchproduzenten und Agro Clean Tech.

3 Kühe fressen
Legende: Nebst dem Hof in Schongau machen über 200 Bauernhöfe beim Projekt mit. Innert sechs Jahren wollen sie den Treibhausgasausstoss und die Nahrungsmittelkonkurrenz reduzieren. SRF

Die Bilanz: Nach drei Jahren ziehen die Verantwortlichen Halbzeitbilanz. Bei der Nahrungsmittelkonkurrenz wurde das Ziel bereits jetzt erreicht. Bei den Treibhausgasemissionen hingegen hinke man noch hinterher, erläutert der Projektverantwortliche André Bernet von den Zentralschweizer Milchproduzenten ZMP: «Wir sind erst bei sechs Prozent. Es braucht mehr Zeit. Einige Hebel sind sicher Futtermittelzusatzstoffe, Biogasanlagen oder die Gülleansäuerung.» Die gesetzten 20 Prozent Reduktion seien aber wohl zu sportlich. «Auf eine längere Frist sind 20 Prozent realistisch», glaubt der Projektverantwortliche.

2 Männer und ein Ordner
Legende: Der Projektverantwortliche André Bernet und Landwirt Markus Kretz im Gespräch über die Ziele. Bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen wurden die Zwischenziele schweizweit verfehlt. SRF

Die Kosten: 20 Millionen Franken kostet das Projekt. 80 Prozent davon zahlt der Bund. «Die Einkommenssituation in der Milchproduktion ist nicht rosig. Wenn man die landwirtschaftlichen Einkommen anschaut, ist die Milchproduktion zuhinterst», sagt Bernet. Man könne deshalb nicht erwarten, dass der Bauer die Massnahmen aus freien Stücken umsetzen würde, gibt der Projektverantwortliche zu bedenken.

Ein Mann streut ein Pulver
Legende: Für 7000 Franken im Jahr füttert Markus Kretz jeweils Methanhemmer. So kann er die Treibhausgasemissionen spürbar senken. SRF

In Schongau wird investiert: Das Mittel, um den Methanausstoss zu reduzieren, kostet Bauer Kretz jährlich 7000 Franken. Er plant, künftig den festen Mist von der flüssigen Gülle zu trennen, so könne er nochmals drei Prozent Emissionen einsparen. Und auch eine automatische Fütterung will er einbauen, damit die Kühe noch mehr Heu und Silage und weniger Kraftfutter fressen. Geld gibt es für ihn und die anderen Landwirte nur, wenn sie die individuellen Ziele erfüllen. In Schongau läuft das Projekt bisher ziemlich gut.

Tagesschau, 21.11.25, 19:30 Uhr; wilh

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