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Der Luchs streift durch die Schweiz
Aus Rendez-vous vom 07.09.2022. Bild: KEYSTONE/Jean-Christophe Bott
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Natur in der Schweiz Der Luchs trägt seinen Teil zum Ökosystem bei

Seine Ansiedelung war umstritten, doch heute leben etwa 300 Luchse in den Wäldern der Schweiz. Wildhüter Urs Büchler auf der Fährte des Waldbewohners.

Der Toggenburger Wildhüter Urs Büchler stapft durchs taunasse Gras. In einer Senke am Waldrand, am Fuss des Stockbergs liegt ein totes Reh, rundherum ist das Gras platt getreten. Wie ein Detektiv analysiert der Wildhüter die Szene.

Der Luchs habe sich wohl ans grasende Reh angeschlichen. «Und wenn er nahe genug dran ist, springt er es an und tötet das Tier durch einen gezielten Biss in die Kehle. Diesen Biss sieht man. Man sieht auch sehr typische Muster bei der Nutzung: In der Regel frisst er das Tier von Hinten an, er frisst die Keule. Das sind die Stücke, die wir auch mögen.»

Gerissenes Reh.
Legende: Büchler schaut sich das gerissene Reh genau an. SRF

Und wenn er genug gefressen hat, bedeckt der Luchs seine Beute mit Gras, Schnee oder Laub und kommt über mehrere Tage immer wieder zum Fressen zurück. Das ist für die Wildhut die perfekte Möglichkeit, um den Luchs zu beobachten. Büchler geht zu einem Pfosten direkt neben dem toten Reh, hier hat er vor zwei Tagen eine Kamera installiert.

Identifikation durch Fellmuster

Im Gegensatz zum Wolf lassen sich Luchse auch ohne DNA-Probe an ihrer Fellmusterung identifizieren. «So haben wir – obwohl der Luchs schwierig zu beobachten ist – einen relativ guten Überblick über die Bestandsdichte beim Luchs. Die individuelle Erkennung ist sehr einfach.» Zurück beim Auto schiebt Urs Büchler die Speicherkarte der Kamera in seinen Laptop und schaut sich die Fotos konzentriert an. Tatsächlich, die Katze mit den Pinsel-Ohren war hier. Auf einem Foto ist ihre linke Seite mit dem markanten Tupfen-Muster zu sehen: «Das ist ein Bekannter, das ist der mit dem Rosettenmuster bei den Beinen.»

Luchs.
Legende: Die Bilder zeigen einen Luchs in der Nacht. SRF

Die Beobachtung wird Büchler später in die nationale Datenbank eintragen, die dem Monitoring der Luchse dient. In der ganzen Schweiz leben rund 300 erwachsene Luchse, es ist die grösste Population im gesamten Alpenraum. Allein im Toggenburg leben etwa fünf bis sechs Tiere. Alle vier Jahre werden sie systematisch erfasst, dazwischen mit Gelegenheitsbeobachtungen wie diesem Riss am Stockberg.

Büchler war selber dabei, als vor 22 Jahren im Toggenburg die ersten Luchse ausgewildert wurden. Die damaligen Sorgen der Bauern um ihre Nutztiere hätten sich nicht bestätigt. In der ganzen Zeit habe es nur einen Fall gegeben, wo ein Luchs auf einer Alp Nutztiere gejagt habe, sagt Büchler.

Luchs und Jäger teilen sich nun die Beute

Normalerweise frisst der Luchs Rehe und Gämsen, insgesamt etwa 50 pro Jahr. Für die Jäger habe sich die Situation schon verändert. «Vor allem im Hauptstreifgebieten des Luchses, im oberen Toggenburg, ist die Jagd um 30 Prozent oder mehr zurückgegangen. Der Jäger hat lernen müssen, seine Beute mit dem Luchs zu teilen.»

Manche ältere Jäger würden den Zeiten mit üppigen Reh-Beständen nachtrauern, sagt Büchler. Die jüngeren Jäger seien dem Luchs gegenüber aufgeschlossener, weil er nützlich sei für das Ökosystem. Indem er die Rehe reguliere, schütze der Luchs die jungen Bäume: «Mittlerweile wird der Wilddruck auf die jungen Bäume als weniger stark beurteilt. Das war noch vor zwanzig Jahren ein ganz anderes Bild.»

Video
Aus dem Archiv: Drei Luchse in Waadtländer Tierpark geboren
Aus News-Clip vom 22.06.2022.
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Abseits der Schlagzeilen, als Einzelgänger, Waldbewohner und Meister der Tarnung konnte sich der Luchs in den letzten Jahrzehnten in der Schweiz gut etablieren. Die Luchspopulation hierzulande ist die grösste im Alpenraum. So gross, dass Schweizer Luchse sogar eingefangen und zur Wiederansiedlung in Deutschland freigelassen werden konnten.

Rendez-vous vom 07.09.2022, 12:30 Uhr

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