- Kinder und Jugendliche in der Schweiz begegnen online täglich Risiken wie Hassrede, Gewalt und sexuellen Inhalten.
- Eine neue, repräsentative Studie der Pädagogischen Hochschule Schwyz zeigt, dass rund ein Drittel unangenehme Online-Erlebnisse hat – besonders häufig 15- bis 16-Jährige.
- Gleichzeitig wünschen sich viele mehr Unterstützung bei Themen wie Fake News, Datenschutz und Cybermobbing.
Die Studie «EU Kids Online Schweiz», für die 1’390 Kinder und Jugendliche befragt wurden, zeichnet ein klares Bild: Risiken gehören heute zum digitalen Alltag. 31 Prozent der Befragten treffen online auf Hassreden, 24 Prozent sehen sexuelle Darstellungen und 21 Prozent veröffentlichen persönliche Informationen.
Insgesamt berichten 34 Prozent von belastenden Online-Erfahrungen. Besonders betroffen sind Jugendliche zwischen 15 und 16 Jahren.
Solche Risiken lassen sich laut Studienleiter Prof. Dr. Martin Hermida aufgrund der offenen Struktur des Internets kaum vollständig vermeiden. Entscheidend sei jedoch, dass Kinder lernen, wie sie im Ernstfall reagieren können – und dass Erwachsene präsent bleiben. «Nicht jeder Kontakt mit einem Risiko führt automatisch zu einem negativen Erlebnis», betont Hermida.
Mehr Unterstützung bei Fake News
Besonders gross ist der Wunsch nach Unterstützung beim Erkennen von Fake News (37 Prozent), beim Schutz persönlicher Daten (35 Prozent) und im Umgang mit Cybermobbing (31 Prozent). Auch der Umgang mit der eigenen Onlinezeit bereitet den Kindern Schwierigkeiten. Über ein Viertel (28 Prozent) möchte Tipps, um die eigene Onlinezeit besser zu kontrollieren.
Die Folgen intensiver Internetnutzung beschäftigt viele. Fast ein Drittel (31 Prozent) gibt an, deswegen regelmässig zu wenig Zeit für Familie, Freunde oder Hausaufgaben zu haben. Knapp ein Viertel (23 Prozent) der 15- bis 16-Jährigen haben erfolglos versucht, ihre Onlinezeit zu reduzieren.
Auch Schulen stehen vor Herausforderungen. Fast die Hälfte der Lehrpersonen (48 Prozent) findet, dass digitale Risiken im Unterricht noch zu wenig thematisiert würden.
Glaubwürdigkeit schwer einzuschätzen
Dabei böten digitale Medien zahlreiche Chancen – von Lerninhalten über kreative Werkzeuge bis hin zu KI-Tools. Doch der verantwortliche Umgang bleibt anspruchsvoll: Nur 53 Prozent der 15- bis 16-Jährigen können die Glaubwürdigkeit von Informationen prüfen, und lediglich 21 Prozent wissen, wie sie die Vertrauenswürdigkeit einer Website einschätzen können.
Ein Verbot von Social Media, das derzeit in vielen Kantonen diskutiert wird, sieht Hermida kritisch. Jugendliche würden dadurch eher auf schlechter regulierte Plattformen ausweichen. «Wichtiger wäre, dass die Plattformanbieter Inhalte besser regulieren und zum Beispiel algorithmisch selektierte Inhalte in Accounts von Jugendlichen einschränken.»