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Neuer Bundespräsident Guy Parmelin: ewig unterschätzt, aber loyal und im Amt gewachsen

Guy Parmelin ist nächstes Jahr Bundespräsident. Nach der Einigung mit den USA zu den Zöllen liegt die Messlatte hoch.

Guy Parmelin startet im Hoch ins Präsidialjahr, nachdem er vor knapp drei Wochen der Schweizer Öffentlichkeit die Einigung im Zollstreit mit den USA verkünden konnte. Dem Wirtschaftsminister gelang das, was Finanzministerin Karin Keller-Sutter verwehrt blieb: ein Deal mit der Trump-Administration.

An das Amt als Bundespräsident dürfte Parmelin beste Erinnerungen haben. Denn 2021 war er Gastgeber der Gespräche zwischen dem damaligen US-Präsidenten Joe Biden und Russlands Präsident Wladimir Putin in Genf. Ein so staatsmännischer Auftritt – das hatte ihm kaum einer zugetraut, als er am 30. Oktober 2015 seine Kandidatur für den Bundesrat ankündigte.

Bundespräsident Parmelin spricht in der Mitte des Bildes die Begrüssungsworte, Joe Biden und Wladimir Putin schauen zu.
Legende: «Willkommen in der Stadt des Friedens.» So begrüsste Parmelin US-Präsident Joe Biden und Russlands Präsident Wladimir Putin in der Villa La Grange in Genf. Reuters / Denis Balibouse/Pool

Die Schweiz diskutierte vielmehr darüber, ob mit Norman Gobbi nicht wieder ein Tessiner an der Reihe sei. Das Westschweizer Fernsehen fragte Parmelin gar, ob das nicht eine Alibi-Kandidatur sei, damit es auch einen Kandidaten aus der Romandie gebe – pas du tout, entgegnete Parmelin. Er müsse sich jetzt bekannt machen und überzeugen.

Guy Parmelin

Bundesrat

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Guy Parmelin ist seit 2016 Bundesrat. Der SVP-Politiker wurde 2015 als Nachfolger der zurückgetretenen Eveline Widmer-Schlumpf (BDP) in die Regierung gewählt. Seit 2019 ist Parmelin Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung. Er ist 1959 geboren und war bis zu seiner Wahl in den Bundesrat als Meisterlandwirt und -weinbauer tätig. 2003 wurde er für den Kanton Waadt in den Nationalrat gewählt.

Das gelang ihm offenbar, auch wenn seine Englischkenntnisse im Bewerbungsprozess eher ungenügend waren. Das weckte bei vielen Zweifel, ob der Nationalrat aus der Waadt dem Amt als Bundesrat gewachsen ist. Zudem hatte er 1992 für den Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gestimmt – wie die Mehrheit der Westschweiz, aber anders als die SVP.

EWR-Ja rückblickend ein «Fehler»

Parmelin sagt über sein damaliges EWR-Ja: «Ja, manchmal macht man Fehler im Leben, und man muss das erkennen.» Damals habe er als Bauer gedacht, das wäre vielleicht eine gute Sache, um die Kosten zu senken. Das Problem der Souveränität habe er nicht gesehen.

Bundespräsidentenwahlen – Tops und Flops der letzten 50 Jahre

Trotz des Ja zum EWR setzte sich der Landwirt aus Bursins VD durch. Nach zwei Jahren im Verteidigungsdepartement wechselte er 2019 ins Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung. Und ausgerechnet er, der seine Kandidatur im Eurotel in Montreux bekannt gegeben hatte, der für den EWR gewesen war, überbrachte Brüssel 2021 die Schweizer Absage zum Rahmenabkommen.

Anerkennung auch vom politischen Gegner

Sowohl damals als auch beim neuen Anlauf für das Vertragspaket zwischen der Schweiz und der EU gab sich Parmelin kollegial. Das anerkennt auch SP-Co-Präsident Cédric Wermuth: «Ich würde sagen, Europa ist für mich die grösste positive Überraschung. Da hat er sich auch gegen seine eigene Partei für den Schutz der Sozialpartnerschaft bisher durchgesetzt.» Bei den USA hätten er und Parmelin eine unterschiedliche Meinung zur Frage, wie man das mache.

Bescheiden, loyal und kollegial sind Begriffe, die zur Personalie Parmelin oft im Bundeshaus zu hören sind. Weil Parmelin während der Coronapandemie nie im Hemd der Freiheitstrychler zu sehen war, wie sein damaliger SVP-Bundesratskollege Ueli Maurer. Parmelin verteidigte Gesundheitsminister Alain Berset auch gegen den Vorwurf, er sei ein Diktator.

Stets unterschätzt

Für FDP-Fraktionschef Damien Cottier profitiert Parmelin immer noch davon, dass er unterschätzt wird. «Er hat diese Bescheidenheit. Das kann vor allem eine Stärke sein, dass die Leute ihn unterschätzen. Und bei ihm ist das der Fall.»

Jetzt ist Parmelin wieder Bundespräsident. Der Waadtländer ist im Amt staatsmännischer geworden, als es ihm viele zugetraut hätten. Die Messlatte liegt nach der Zolleinigung aber hoch beim Start ins Präsidialjahr.

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SRF 4 News, 10.12.2025, 12:30 Uhr; herb

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