In zwei Monaten finden im italienischen Livigno die Free-Style- und Snowobardwettkämpfe der Olympischen Spiele 2026 statt. Aktuell ist der Skiort noch eine Baustelle. Anders sieht es auf der anderen Seite der Grenze, in der Schweiz, aus. Da ein Teil der Gäste via Zernez GR anreisen wird, hat Graubünden ein Verkehrskonzept ausgearbeitet. Unklar ist aber, wer die Kosten dafür übernimmt.
Wer via Graubünden nach Italien an die Spiele reist, fährt durch den privaten «Munt la Schera»-Tunnel. Dieser ist 3.5 Kilometer lang. Der einspurige Tunnel ist eine von nur zwei Winterverbindungen nach Livigno. In Landquart, Zernez und im Val Müstair sind in jener Zeit Park-and-Ride-Anlagen geplant. Von hier aus sollen die Gäste mit dem Shuttle-Bus via Tunnel nach Livigno reisen.
Rund ein Drittel der täglich erwarteten 12'000 Zuschauenden wird via Graubünden anreisen, schätzen die Zuständigen. In Livigno werden 26 Wettkämpfe ausgetragen.
Bleibt Graubünden auf den Kosten sitzen?
Das Bündner Verkehrskonzept kostet 5.5 Millionen Franken. Nur ist die Finanzierung nicht geklärt. Bis jetzt hat Italien 600'000 Euro in Aussicht gestellt. Eine verbindliche Zusage fehlt aber.
«Es irritiert die Bündner Regierung, dass man auf mehrfache Kontaktaufnahme, Anfragen und Austausche über verschiedene Kanäle noch keine verbindliche Antwort bekommen hat», sagt die zuständige Bündner Regierungsrätin Carmelia Maissen (Mitte).
Die gute nachbarschaftliche Zusammenarbeit ist getrübt. Auch weil Graubünden Olympische Spiele an der Urne (2013, 2017) zweimal abgelehnt hat, nun aber den Verkehr für die Anreise an die italienischen Austragungsorte regeln muss. Die Bündnerinnen und Bündner müssen in jener Zeit mit Mehrverkehr rechnen. Ohne Konzept auf die Olympischen Spiele zusteuern wäre keine Option, sagen die Zuständigen.
Die grüne Grossrätin Anita Mazzetta reichte im August eine Anfrage an die Regierung zum Verkehrskonzept und den damit verbundenen Kosten ein. Die Regierung hat mehrmals versucht, in Italien etwas zu erreichen: «Die Regierung hat versichert, mit den zuständigen Behörden die Frage zu klären, ohne Erfolg», weiss Mazzetta.
Olympische Spiele seien eine «riesige Kiste», alleine das Verkehrskonzept für ein kleines Teilchen des Grossanlasses könne eine ganze Region überfordern, so Mazzetta weiter. Man müsse auf dem diplomatischen Weg mit Italien eine Lösung finden. Die Tunnelverbindung einfach nicht zu öffnen, würde Druck machen, sei aber kaum ein gangbarer Weg.
Mehrverkehr mitten in der Feriensaison
Weil die Winterspiele in der Winterferiensaison stattfinden, bereiten sich Polizei, das Amt für Verkehr und das Bündner Tiefbauamt seit Monaten auf die Situation vor. «Nebst dem normalen Februarverkehr in der Tourismusregion Graubünden und der Skiregion Livigno kommen jetzt auch noch die Olympischen Spiele dazu. Das wird Mehrverkehr geben», sagt Domenic Toutsch, Gemeindepräsident von Zernez.
Chaotisch würde es, wenn zum Verkehr und der Ferienzeit noch schlechtes Wetter hinzukommen würde, glaubt Toutsch. Immerhin: Das Verkehrskonzept stimme sie positiv, sagt Grossrätin Anita Mazzetta. Das Konzept steht, aber die Finanzierung nicht: Aktuell dominiert in der Region das Prinzip Hoffnung, dass Italien doch noch verbindliche Zusagen macht.