Diese Probleme macht der Biber: Der Inkwilersee ist ein kleiner See auf der Kantonsgrenze zwischen Bern und Solothurn. Er beherbergt eine archäologisch wichtige Fundstelle geschützter Pfahlbauten. Seit 2011 gelten diese als Unesco-Weltkulturerbe. Nur: Seit Jahren gräbt eine Biberfamilie Gänge auf der Insel im See und gefährdet damit die Pfahlbauten.
Der Inkwilersee und die gefährdeten Pfahlbauten
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Bild 1 von 5. Der Inkwilersee ist ein kleiner See an der Grenze der Kantone Solothurn und Bern. Er ist an der tiefsten Stelle fünf Meter tief. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Der See verlandet seit knapp 200 Jahren 20 bis 30 Mal schneller «als dies unter natürlichen Bedingungen geschehen würde», heisst es beim Kanton Solothurn auf der Webseite. Ein Sanierungsprojekt wurde 2019 abgeschlossen. So soll der See weiteren Generationen erhalten bleiben. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 5. Der Biber am Inkwilersee in Aktion: Hier schlug die Fotofalle zu und filmte zwei Biber bei der «Arbeit». Bildquelle: Urs Gasche.
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Bild 4 von 5. Ein eingestürzter Gang auf der grossen Insel, den die Biber quer durch die archäologischen Schichten gegraben haben. Bildquelle: Archäologischer Dienst Kanton Bern/Rolf Stettler.
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Bild 5 von 5. Ein Bibergang durchschneidet eine Lage prähistorischer Hölzer im Uferbereich der grossen Insel. Bildquelle: Archäologischer Dienst Kanton Bern/Rolf Stettler.
So werden die Pfahlbauten geschützt: Die Kantone Solothurn und Bern haben eine Lösung gefunden, wie man den Biber in Schach halten kann. Ein Gitter um die Insel, das bis ins Wasser reicht, soll das Nagetier vom Graben abhalten. Das Gitter wird über die grosse Insel und bis 10 Meter in den See verlegt, fixiert und zugedeckt. Es besteht aus Stahl, erlaubt es Pflanzen aber, weiterhin zu wachsen.
So viel kostet das Projekt: Das Einbauen des Biberzauns kostet rund 800'000 Franken. Für den Bau müssen Bäume auf der Insel gerodet werden. Das bezahlen die Kantone Bern und Solothurn sowie der Bund. Im September liefen die ersten Arbeiten. Die Hauptarbeiten wurden im Oktober gemacht. Gebaut wird wegen des Naturschutzes im Winterhalbjahr.
Mit Boot, Tauchern und Helikopter am Werk
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Bild 1 von 5. Für die Bauarbeiten wurde am Seeufer eine provisorische Schiffsanlegestelle errichtet. So gelangten Arbeiter und Fachleute auf die Insel im Inkwilersee. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 5. Taucher müssen das Gitter im See verlegen. Im Bild ein Test im Bielersee. Dieser sei deutlich klarer als der trübe Inkwilersee, sagen Fachleute. Bildquelle: Archäologischer Dienst Kanton Bern.
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Bild 3 von 5. Für die Bauarbeiten war auch ein Helikopter im Einsatz. Er transportierte gefällte Bäume von der Insel und Totholz aus dem Wasser. Bildquelle: SRF.
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Bild 4 von 5. Die Insel im Hintergrund, darüber der Heli bei der Arbeit. Die Arbeiten finden extra im Winterhalbjahr statt. Bildquelle: SRF/Mario Gutknecht.
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Bild 5 von 5. Für die Bauarbeiten mussten Bäume gerodet werden. Schwere Baumaschinen statt Naturschutz und Vogelparadies – den Anwohnenden passen die Bauarbeiten nicht. Sie finden den Eingriff und die Kosten übertrieben. Bildquelle: SRF.
Das sagen Kritikerinnen zum Projekt: Natur- und Umweltschutzverbände haben das Projekt geprüft und stehen dahinter. Gegen die Pläne wehrten sich aber Anwohnende, darunter Pia Schläppi: «Es ist fast nicht anzuschauen. Nach der Rodung und den Helikopterflügen haben mich viele darauf angesprochen. Viele Leute sagten, sie hätten Tränen in den Augen gehabt.» Schläppi findet, die Natur auf der Insel soll nicht gestört werden. «Es haben so viele Leute unsere Einsprache unterschrieben, das war überwältigend. Am Schluss konnten wir das Projekt um zwei Jahre verzögern, mehr nicht.» Schläppi findet, man hätte die Pfahlbaufunde 3D-scannen und ausstellen können. «So hätte auch die Bevölkerung was davon.»
Darum ist es perfektes Bibergebiet: 14 Tunneleingänge haben Taucher am Rande der Insel gefunden. Die Insel diene als Wohn- und Schlafhöhle für ein Biberelternpaar und zwei bis vier Junge, sagten Fachleute vor einem Jahr. Auf der Insel sind die Tiere vor Feinden geschützt, ein ideales Zuhause eigentlich.
So geht es weiter mit der Insel: Im Inkwilersee gibt es zwei Inseln. Die Überreste der Pfahlbauten, die zum Teil über 5000 Jahre alt sind, sind bei der grösseren Insel zu finden. Der Biber könnte auf der kleineren Insel im See ein neues Zuhause finden, hoffen jedenfalls die Zuständigen der Kantone. Das Projekt im Unesco-Weltkulturerbe wird regelmässig überwacht. Auf der Insel und im Wasser drumherum werde sich die Natur von dem Eingriff erholen, sind die Fachleute der beiden Kantone überzeugt. Es sei ein grosser Eingriff, aber nicht anders machbar.