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Pfahlbauten am Inkwilersee Mit Helikopter, Bagger und Boot im Einsatz gegen den Biber

Im Inkwilersee zerstört der Biber die geschützten Pfahlbauten im See. Nun wird per Helikopter ein Biberschutz gebaut.

Diese Probleme macht der Biber: Der Inkwilersee ist ein kleiner See auf der Kantonsgrenze zwischen Bern und Solothurn. Er beherbergt eine archäologisch wichtige Fundstelle geschützter Pfahlbauten. Seit 2011 gelten diese als Unesco-Weltkulturerbe. Nur: Seit Jahren gräbt eine Biberfamilie Gänge auf der Insel im See und gefährdet damit die Pfahlbauten.

Der Inkwilersee und die gefährdeten Pfahlbauten

So werden die Pfahlbauten geschützt: Die Kantone Solothurn und Bern haben eine Lösung gefunden, wie man den Biber in Schach halten kann. Ein Gitter um die Insel, das bis ins Wasser reicht, soll das Nagetier vom Graben abhalten. Das Gitter wird über die grosse Insel und bis 10 Meter in den See verlegt, fixiert und zugedeckt. Es besteht aus Stahl, erlaubt es Pflanzen aber, weiterhin zu wachsen.

Ufer eines Sees mit Bäumen und bewölktem Himmel.
Legende: Das Netz ist verlegt. Es reicht bis zum Boden des Sees. Als Ersatz für seinen Bau soll der Biber auf der benachbarten Insel Platz erhalten. SRF/Mario Gutknecht

So viel kostet das Projekt: Das Einbauen des Biberzauns kostet rund 800'000 Franken. Für den Bau müssen Bäume auf der Insel gerodet werden. Das bezahlen die Kantone Bern und Solothurn sowie der Bund. Im September liefen die ersten Arbeiten. Die Hauptarbeiten wurden im Oktober gemacht. Gebaut wird wegen des Naturschutzes im Winterhalbjahr.

Mit Boot, Tauchern und Helikopter am Werk

Das sagen Kritikerinnen zum Projekt: Natur- und Umweltschutzverbände haben das Projekt geprüft und stehen dahinter. Gegen die Pläne wehrten sich aber Anwohnende, darunter Pia Schläppi: «Es ist fast nicht anzuschauen. Nach der Rodung und den Helikopterflügen haben mich viele darauf angesprochen. Viele Leute sagten, sie hätten Tränen in den Augen gehabt.» Schläppi findet, die Natur auf der Insel soll nicht gestört werden. «Es haben so viele Leute unsere Einsprache unterschrieben, das war überwältigend. Am Schluss konnten wir das Projekt um zwei Jahre verzögern, mehr nicht.» Schläppi findet, man hätte die Pfahlbaufunde 3D-scannen und ausstellen können. «So hätte auch die Bevölkerung was davon.»

Ältere Frau mit grauem Haar am Seeufer.
Legende: Anwohnerin Pia Schläppi wehrt sich seit Längerem gegen den Eingriff in die Natur. SRF

Darum ist es perfektes Bibergebiet: 14 Tunneleingänge haben Taucher am Rande der Insel gefunden. Die Insel diene als Wohn- und Schlafhöhle für ein Biberelternpaar und zwei bis vier Junge, sagten Fachleute vor einem Jahr. Auf der Insel sind die Tiere vor Feinden geschützt, ein ideales Zuhause eigentlich.

So geht es weiter mit der Insel: Im Inkwilersee gibt es zwei Inseln. Die Überreste der Pfahlbauten, die zum Teil über 5000 Jahre alt sind, sind bei der grösseren Insel zu finden. Der Biber könnte auf der kleineren Insel im See ein neues Zuhause finden, hoffen jedenfalls die Zuständigen der Kantone. Das Projekt im Unesco-Weltkulturerbe wird regelmässig überwacht. Auf der Insel und im Wasser drumherum werde sich die Natur von dem Eingriff erholen, sind die Fachleute der beiden Kantone überzeugt. Es sei ein grosser Eingriff, aber nicht anders machbar.

Fakten zu den Pfahlbauten im Inkwilersee

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Unterwasseransicht von Baumstämmen in trübem Wasser.
Legende: Ein Teil der vom Biber zerstörten Pfahlbauten im Inkwilersee. Archäologischer Dienst Kanton Bern/Rolf Stettler

2011 hat das Exekutivkomitee der Unesco 111 Pfahlbau-Fundstellen rund um die Alpen als Weltkulturerbe anerkannt. Darunter sind auch zwei Fundstellen aus dem Kanton Solothurn: die Pfahlbausiedlung «Burgäschi Ost» am Burgäschisee in Aeschi und diejenige auf der Insel im Inkwilersee in Bolken.

Die beiden Solothurner Fundstellen liegen abseits der grossen Seen und füllen damit eine Lücke zwischen den Pfahlbaustationen der Westschweiz und denjenigen der Zentral- und Ostschweiz. Zusammen decken die beiden die gesamte Pfahlbauperiode von der mittleren Jungsteinzeit bis ans Ende der Bronzezeit ab, schreibt der Kanton Solothurn auf seiner Webseite.

Die Insel im Inkwilersee soll so stehen bleiben, wie sie ist. Ausgrabungen sind nicht vorgesehen. Die Funde seien aber gut dokumentiert worden, heisst es bei der Solothurner Kantonsarchäologie.

Schweiz aktuell, 22.10.2025, 19:00 Uhr ; 

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