Seit Frühjahr 2024 arbeiteten sieben philippinische Pflegefachkräfte im Bruderholzspital im Kanton Baselland. Möglich machte dies das bilaterale Stagiaires-Abkommen zwischen der Schweiz und den Philippinen, das jungen Fachkräften Auslandserfahrung ermöglichen soll.
Mit der Hilfe aus Asien wollte man das angestammte Personal entlasten und dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Nun ist das Projekt beendet. Es wird nicht weitergeführt.
Wir haben gemerkt, dass dieses Modell weder tragfähig noch wirtschaftlich ist.
Cornelius-Monroe Huber, Projektverantwortlicher am Spital, bestätigt gegenüber SRF: «Wir haben gemerkt, dass dieses Modell weder tragfähig noch wirtschaftlich ist.» Der Aufwand sei für nur sieben Mitarbeitende zu gross gewesen. Auch die sprachlichen Hürden hätten sich als grösser erwiesen als erwartet.
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Bild 1 von 3. Deutschstunde während der Probezeit: Die Pflegefachkräfte aus den Philippinen bereiten sich sprachlich auf den Arbeitsalltag im Schweizer Spital vor. Bildquelle: SRF / DOK.
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Bild 2 von 3. Einführung am ersten Arbeitstag: Die philippinischen Pflegefachkräfte erhalten einen Überblick über Abläufe, Teams und Strukturen im Bruderholzspital. Bildquelle: SRF / DOK.
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Bild 3 von 3. Zukunftsgespräch: Nurwina Cabanit, Nelle Bretana und Edmund Montejo im Austausch mit René Mangold, der ihre Vermittlung in die Schweiz begleitet hat. Bildquelle: SRF / DOK.
Zwar verfügten alle Teilnehmenden über ein B2-Zertifikat in Deutsch, doch das Verständnis von Schweizerdeutsch – essenziell im Spital – war oft unzureichend. Erste Hinweise darauf, dass das Pilotprojekt nicht so gut laufen könnte, wie geplant, gab es bereits nach wenigen Monaten: Bereits nach der Probezeit trennte sich das Spital von drei der sieben Fachkräfte.
«Wie eine Achterbahnfahrt»
Die vier verbliebenen Pflegekräfte arbeiteten noch bis vor wenigen Wochen im Bruderholzspital. Edmund Montejo beschreibt die Zeit als intensiv: «Es war eine Achterbahnfahrt. Wir haben unser Bestes gegeben, und ich glaube, die Patienten und Mitarbeitenden waren zufrieden mit uns.»
Trotz des Wunsches, in der Schweiz zu bleiben, mussten alle Fachkräfte zurück in die Philippinen – wie ursprünglich vereinbart. Einige planen jedoch, nach Europa zurückzukehren.
Keine Drittstaatenbewilligung beantragt
Eine Verlängerung des Aufenthalts wäre nur mit einer Drittstaatenbewilligung möglich gewesen. Das Spital verzichtete darauf. «Wir haben uns an die Spielregeln des Abkommens gehalten», sagt Huber. Die Entscheidung sei unabhängig von der fachlichen Qualität der Mitarbeitenden gefallen, sagt er gegenüber SRF.
Das Projekt, den Fachkräftemangel mittels philippinischer Pflegenden zu entschärfen, stiess von Beginn an auf Kritik – insbesondere beim Berufsverband SBK. Präsident Daniel Simon bemängelte die ethische Dimension.
Sieben Personen sind ein Tropfen auf den heissen Stein.
Simon ist überzeugt: «Man holt Pflegende aus Regionen, wo sie selbst dringend gebraucht werden.» Zudem sei der Effekt auf den Fachkräftemangel marginal: «Sieben Personen sind ein Tropfen auf den heissen Stein.»
Trotz der Kritik betrachtet das Spital das Projekt als wertvolle Erfahrung. «Wir wollten testen, ob dieser Weg eine echte Chance bietet», erklärt Huber. Das Projekt habe viele Reaktionen ausgelöst und dadurch auch zur Aufklärung beigetragen.
Die Ernüchterung bei den Pflegeleuten aus den Philippinen jedoch ist gross. Edmund Montejo blickt mit gemischten Gefühlen auf seine Zeit in der Schweiz zurück. Die Monate am Spital waren herausfordernd: «Wir sind vielleicht nicht die Antwort auf den Personalmangel, aber wir haben stets versucht, allen gerecht zu werden.»
Nach 18 Monaten zeigt sich eine klare Erkenntnis: Weder die Fachkräfte noch das Spital konnten die Erwartungen erfüllen. Das Projekt endet: vorerst ohne eine Wiederholung.