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Polizeiarbeit aus der Luft Drohnenflüge der Polizei nehmen massiv zu – das steckt dahinter

Ob Einbrecherjagd oder Personensuche: Bei der Kapo Bern hat sich die Zahl der Drohnenflüge verdreifacht. Auch in anderen Kantonen gehen Polizeidrohnen immer öfter in die Luft. Es gibt auch Kritik.

Sie verfolgen mit ihren hochauflösenden Kameras Einbrecherbanden, suchen nach vermissten Personen, überwachen Demonstrationen oder unterstützen Spezialeinheiten.

Drohnen sind aus der Polizeiarbeit nicht mehr wegzudenken – und die Polizeidrohnen heben immer öfter ab. Eine Recherche von SRF zeigt: Die Anzahl der Drohnenflüge in Polizeikorps steigt teils rasant.

Bei der Berner Kantonspolizei etwa hat sich die Anzahl der Drohneneinsätze innert eines Jahres verdreifacht – von 256 Flügen im Jahr 2023 auf 852 Einsätze im Jahr 2024.

Darum gibt es mehr Drohneneinsätze

Doch wie kommt es zu dieser massiven Zunahme? Es gibt verschiedene Faktoren. Einerseits verfügt die Kapo Bern über mehr Drohnen und mehr Pilotinnen und Piloten.

Drohne Kapo Bern
Legende: Solche älteren Drohnen-Modelle mustert die Kapo Bern aus. Archiv SRF / Adrian Müller

Andererseits sei das Bewusstsein der Polizeikräfte für Drohnen gestiegen: «An vorderster Front erleben die Einsatzkräfte, wie wirkungsvoll Drohnen in der Polizeiarbeit sein können – und wie vielseitig sie sich einsetzen lassen», erklärt Polizeisprecher Gian Petschen.

Neue Polizeidrohnen heben ab

Auch darum hat die Kapo Bern 60 neue Drohnen beschafft. Sie ersetzen 45 ältere Drohnen und fliegen teilweise schon. Kostenpunkt: 400'000 Franken, wie auf der Ausschreibungsplattform Simap ersichtlich ist.

Wärmebildkamera
Legende: Dank Wärmebildkameras können Drohnen Felder schneller nach Personen oder Tieren absuchen. Symbolbild. Youtube/Copterpro

Zur Grundausstattung der Patrouillenfahrzeuge gehören Drohnen nicht. Die Kapo Bern verfolgt einen anderen Ansatz: Im ganzen Kanton seien 100 ausgebildete Drohnenpilotinnen und -piloten der Polizei verfügbar. «So können wir im Ernstfall möglichst rasch zum Einsatzort gelangen», sagt Polizeisprecher Petschen.

Drohnen senden Live-Koordinaten

Die neuen Drohnen verfügen nicht nur über bessere Kameras, sondern auch über neue Funktionen. Was ist das grösste Upgrade? Die Fluggeräte können ihre Live-Koordinaten neu direkt an die Einsatzkräfte weiterleiten. «Das ist besonders bei der Personensuche von grossem Vorteil», so Petschen.

So setzen andere Polizeikorps Drohnen ein

Nicht nur die Kapo Bern setzt vermehrt Drohnen ein, wie eine Umfrage bei verschiedenen Polizeikorps zeigt.

  • Die Kapo Graubünden fliegt pro Jahr rund 600 Einsätze, wie es auf Anfrage heisst. Dort steht eine «spezialisierte Miliz-Drohnengruppe» bereit, welche die Einsätze fliegt. «Der Einsatz von Drohnen gehört mittlerweile zum Alltag», so ein Sprecher.
  • Bei der Kapo St. Gallen sind es über 300 Einsätze pro Jahr. Deutlich mehr als früher. Neue Modelle könnten auch bei schwierigen Wetterbedingungen fliegen, so Polizeisprecher Milo Frey. «Drohnen als Einsatzmittel haben sich bei den Frontkräften etabliert, die Möglichkeiten und Vorteile sind inzwischen bestens bekannt», erklärt er die steigenden Einsatzzahlen weiter.
  • Die Kantonspolizei Zürich verfügt über 80 Drohnen, im Jahr 2024 flogen sie 418 Einsätze. Zahlen aus den Vorjahren liegen laut der Kapo Zürich nicht vor.
  • Die Kapo Aargau verfügt derzeit über zehn Drohnen. Die Anzahl der Flüge ist verglichen mit anderen Kantonen klein. Diverse Regionalpolizeien verfügen über eigene Drohnen, diese sind in den Zahlen nicht enthalten.
  • Die Kapo Freiburg führt erst seit diesem Jahr eine Statistik zu Drohneneinsätzen. Aktuell verfügt sie über «weniger als zehn Drohnen», sagt eine Polizeisprecherin auf Anfrage. «Drohnen ermöglichen ein effizienteres und sichereres Vorgehen der Einsatzkräfte.»
  • Die Kantonspolizei Thurgau erfasst die Drohneneinsätze nicht zentral. Sie würden aber sowohl vom kriminaltechnischen Dienst als auch von der Drohnengruppe genutzt. Zudem setzt die Kapo Thurgau Drohnen ein, um gezielt Raser zu ermitteln.
  • Die Kapo Wallis zählt nur wenige Drohneneinsätze: 2023 waren es 8, 2024 18.
  • Die Kantonspolizei Solothurn verfügt derzeit über keine eigenen Drohnen, sondern greift etwa auf Drohnen der Kapo Bern zurück. «Derzeit werden in unserem Polizeikorps Drohnenpiloten ausgebildet, ebenso läuft der Beschaffungsprozess», so ein Polizeisprecher.

Basel startet Drohnen-Pilotversuch

Noch keine Zahlen liefern kann Basel-Stadt. Der Kanton startete im Frühling 2024 einen zweijährigen Pilotversuch mit Polizeidrohnen. Als einziger Deutschschweizer Kanton hat Basel-Stadt eine Drohnenverordnung geschaffen, um Einsätze ausserhalb der Strafprozessordnung klar zu regeln.

Drohne Kapo Basel-Stadt
Legende: Basel-Stadt hat einen Pilotversuch für Polizeidrohnen gestartet – dazu gehört eine entsprechende Bemalung. Kapo Basel-Stadt

Eine Folge der Drohnenverordnung: Laut den Bestimmungen des Informations- und Datenschutzgesetzes (IDG) soll der Einsatz von Drohnen für die betroffenen Personen möglichst erkennbar sein. Die Drohnen fliegen deshalb bei normalen Einsätzen in der gleichen Bemalung wie die Patrouillenfahrzeuge.

So etwa bei Demonstrationen. Dort liegen die Vorteile der Polizeidrohnen auf der Hand: Bei Ausschreitungen etwa können Einsatzkräfte gezielter eingesetzt werden. «Gerade der Einsatz von ‹Zwangsmitteln› kann so gezielter vorgenommen und bestenfalls gar vermieden werden», steht in der Drohnenverordnung der Kantonspolizei Basel-Stadt.

Zentral ist auch das «Crowd-Management» bei Grossanlässen. Dank Drohnenbildern lassen sich mögliche «Flaschenhälse» in der Menschenmenge frühzeitig erkennen.

Datenschutz: Das passiert mit den Drohnenaufnahmen

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Drohnen
Legende: Die Polizei löscht Drohnenaufnahmen generell, ausser sie erfassen Straftaten. Symbolbild. Youtube/Copterpro

Gerade die Überwachung von Demonstrationen wirft Fragen auf, die Grundrechte tangieren – etwa punkto Bilderabgleichung.

Was geschieht aktuell mit den Lagebildern bei Demonstrationen oder sonstigen Einsätzen? «Aufnahmen ohne strafrechtliche Relevanz werden nicht gespeichert bzw. gelöscht», heisst es von der Kapo Bern. Sonst gelten die «gesetzlichen Aufbewahrungsfristen». In Basel-Stadt werden Aufzeichnungen, die nicht für die Strafverfolgung genutzt werden, innerhalb von 96 Stunden gelöscht.

Basel-Stadt testet derzeit, wie sich die neue Regelung im Polizeialltag bewährt. In den anderen Kantonen gelten Drohnen als «technisches Mittel der Videoüberwachung» und sind so im Polizeigesetz oder in der Polizeiverordnung geregelt.

Strafrechtlerin kritisiert Regelung von Polizeidrohnen

Das sorgt für Kritik: Je nach Einsatzform könnten Drohnen die Grundrechte mit Blick auf die Privatsphäre empfindlich beeinträchtigen, sagte Strafrechtlerin Monika Simmler von der Universität St. Gallen letzten April zur «Neuen Zürcher Zeitung».

Alleine ihre Mobilität macht Drohnen zu einem Überwachungsgerät eigener Art.
Autor: Monika Simmler Strafrechtlerin Uni St.Gallen

Allein ihre Mobilität mache eine Drohne zu einem «Überwachungsgerät eigener Art». Da mit Drohnen Personen und Fahrzeuge verfolgt würden und sich die Betroffenen deshalb weniger entziehen können, sei der Grundrechtseingriff schwerwiegender, betont Simmler in der NZZ weiter. Das erhöhe die Anforderungen an die gesetzlichen Grundlagen.

Polizist Drohne
Legende: Drohnentechnologie entwickelt sich rasant weiter – und damit auch die Einsatzgebiete bei der Polizei. Symbolbild: Keystone / DPA / Jörn Hüneke

Eines ist klar: Die Drohnentechnologie entwickelt sich rasant weiter – vor allem wegen KI. Die Fluggeräte übernehmen immer mehr Aufgaben und werden die Polizeiarbeit verändern.

Wie genau, bleibt offen. Im November will die Kantonspolizei Bern die Medien im Detail über ihre Drohnen informieren.

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Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 3.10.2025; gygm; wilh

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