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Premiere für Giraffenbulle Obi, der sanfte Giraffenriese mit grosser Aufgabe im Zoo Zürich

Nach langer Wartezeit ist Giraffenbulle Obi da. Der Zoo Zürich hofft auf Nachwuchs bei den stark bedrohten Netzgiraffen.

Er ist gross, er ist kantig, und er ist neu im Zoo Zürich: Obi, ein achtjähriger Giraffenbulle, hat sein neues Revier in der Lewa-Savanne bezogen. Durch seine Grösse und seine markanten Knubbeln, so heissen die Knochenwucherungen am Kopf, ist er nicht zu übersehen.

Doch Obi ist mehr als nur ein imposanter Anblick – er ist Hoffnungsträger für eine bedrohte Art. Obi soll für Nachwuchs sorgen.

Kopf von Giraffenbulle Obi
Legende: Wie alle Giraffenbullen hat auch Obi zahlreiche Knubbel im Kopfbereich. Schaut man einen nackten Schädelknochen eines Giraffenbullen an, ist der Knochen nicht eben, sondern übersät mit kleinen Erhebungen. ZVG/Zoo Zürich/Fabio Süess

Auf Obis Ankunft warteten die Verantwortlichen im Zoo Zürich sehnlichst. Die Zuteilung eines Giraffenbullen durch das Europäische Erhaltungszuchtprogramm dauerte ganze vier Jahre.

«Jetzt hat es geklappt, der Bulle ist da und wir freuen uns, dass wir uns nun hoffentlich erfolgreich an der Zucht der stark bedrohten Netzgiraffen beteiligen können», sagt Zoodirektor Severin Dressen.

Leises Aussterben von Netzgiraffen

Die Netzgiraffe, Obis Art, ist stark bedroht. In den letzten Jahrzehnten sind ihre Bestände dramatisch geschrumpft – teils um bis zu 95 Prozent. Und während die Öffentlichkeit kaum Notiz davon nimmt, sprechen Fachleute vom «leisen Aussterben».

Aufeinandertreffen der Giraffen
Legende: Das erste Aufeinandertreffen mit den Zuchtweibchen verlief harmonisch. Ein gutes Zeichen. ZVG/Zoo Zürich/Fabio Süess

Lange Zeit gab es nur wenige Giraffenbullen innerhalb des europäischen Erhaltungszuchtprogramms. Dies, weil wenig bis gar nicht gezüchtet wurde. Mit drastischen Folgen. Die Populationen der Netzgiraffen in Zoos sind überaltert. Es wurden kaum noch Jungtiere geboren.

Und wenn im Zoo der Platz fehlt?

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Die Zuchtbemühungen können dazu führen, dass es mehr Tiere als Platz im entsprechenden Zoo gibt. Laut dem Zoo Zürich gebe es dann zwei Möglichkeiten:

Das Tier wird abgegeben. Das ist jedoch nur möglich, wenn ein passender Abgabeplatz vorhanden ist. Oder das Tier wird getötet und im besten Fall den Fleischfressern im Zoo verfüttert. Diese Praxis sorgt immer wieder für Aufsehen. So hat der Zoo Zürich vor einem Jahr drei seiner Erdmännchen getötet und an Hyänen verfüttert.

Und gibt es keinen Nachwuchs mehr, stirbt eine Population langfristig aus. Obi soll das ändern oder mindestens dabei helfen. Gemeinsam mit drei Weibchen soll er für neue Generationen sorgen.

Obi kam aus Wien

Obis Reise begann in Wien, im Tiergarten Schönbrunn. Per Spezialtransport kam er Ende August in die Schweiz, verbrachte vier Wochen in Quarantäne und steht nun im Rampenlicht der Lewa-Savanne im Zoo Zürich.

Der neue Giraffenbulle durfte sich zunächst allein in den Innenbereichen des Giraffenhauses umsehen – mit Sichtkontakt zu seinen zukünftigen Mitbewohnerinnen. Vier Tage später kam es zum ersten direkten Treffen mit den Zuchtweibchen. Alle Begegnungen seien ruhig und harmonisch verlaufen.

Obi wird aber nicht nur Teil einer Giraffengruppe – sondern einer ganzen Savannengemeinschaft. Der neue Giraffenbulle lernt die anderen Tierarten in der Lewa-Savanne schrittweise kennen. Den Anfang machen Perlhühner, Strausse, Impalas und Säbelantilopen. Zebras und Nashörner folgen voraussichtlich erst im Frühjahr.

Bei der Zusammenführung ist Fingerspitzengefühl gefragt. Vor vier Jahren verletzte ein Nashornbulle ein Zebra tödlich – ein Vorfall, der zeigt, wie heikel solche Begegnungen sein können. Auch der Tritt eines Giraffenbullen könne für andere Tiere lebensgefährlich sein, sagt Zoo-Direktor Severin Dressen. Aber Giraffen seien eher ruhige Tiere. «Ich bin da sehr entspannt.»

Regionaljournal Zürich Schaffhausen 15.10.2025, 12:03 Uhr ; 

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