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Psychiatrie am Limit Bei psychischen Notfällen: Jetzt müssen Hausärztinnen ausrücken

Wegen Fachkräftemangels gibt es in der Region Bern bald keine psychiatrischen Notfalleinsätze mehr.

Im Kanton Bern läuft die psychiatrische Versorgung seit Jahren am Limit – und dies hat Folgen.

Heute gilt: Wer in der Region Bern ein medizinisches Problem hat, kann sich unter der Notfallnummer von Medphone melden. Wenn nötig, rückt eine Hausärztin aus oder – wenn es um psychische Probleme geht – auch ein Psychiater. Nur: Das ändert sich, wie SRF-Recherchen zeigen.

Eine Frau steht vor dem Fenster.
Legende: Jede fünfte Person in der Schweiz leidet unter psychischer Belastung. Keystone/Gaetan Bally

Künftig wird kein psychiatrisches Personal mehr ausrücken. Das haben die Verantwortlichen vom Ärztlichen Bezirksverein Bern Regio entschieden, der für die medizinische Notfallversorgung in der Region verantwortlich ist.

Mehr Druck, fehlendes Fachwissen

In einem Brief an die Hausärztinnen und Hausärzte, welcher der Redaktion vorliegt, steht der Grund: Es gäbe immer weniger frei praktizierende Psychiater und Psychiaterinnen. Bei einem psychiatrischen Notfall kommt also künftig nur noch ein Hausarzt oder eine Hausärztin.

Das sei ein Problem, sagen die Ärztinnen und Ärzte. Corinne Sydler ist Präsidentin des Vereins Berner Hausärzte und Kinderärztinnen. Ihre Leute müssten noch mehr leisten, der Druck steige: «Wir bedauern den Entscheid, weil er den hausärztlichen Notfalldienst zusätzlich belastet.»

Wenn Hausärztinnen und -ärzte über eine fürsorgerische Unterbringung entscheiden müssen, ist das schwierig.
Autor: Corinne Sydler Präsidentin des Vereins Berner Hausärzte und Kinderärztinnen

Psychiatrische Notfälle seien oft Stresssituationen, die manchmal auch die Polizei oder den Rettungsdienst und vor allem weitreichende Entscheidungen erforderten. «Ärztinnen und Ärzte müssen beispielsweise über eine fürsorgerische Unterbringung entscheiden – das ist sehr schwierig.» Corinne Sydler betont, dass Hausärzte zwar Erfahrung mit solchen Situationen hätten, aber nicht das gleiche Fachwissen wie Psychiater besässen.

Im Notfall telefonischer Rat

Hausärzte müssen künftig die Arbeit der Psychiaterinnen übernehmen – weil es davon schlicht zu wenige gibt. Die Präsidentin des Vereins Berner Hausärztinnen und Kinderärzte, Corinne Sydler, spricht von einer «eklatanten psychiatrischen Versorgungskrise».

Eine Frau sitzt vor mehreren Bidlschirmen.
Legende: Für Hausärztinnen und -ärzte, die nicht weiterwissen, gibt es einen telefonischen Notfalldienst. Keystone/Martin Ruetschi

Ab Anfang Februar 2026 sind die Hausärzte auf sich allein gestellt – im Notfall können sie nur noch jemanden telefonisch um Rat fragen.

Der Ärztliche Bezirksverein Bern Regio, der das entschieden hat, war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

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Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 20.10.2025, 6:31 Uhr ; 

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