Ein alter Herr prostet mit einer Stange seinen Kollegen zu: Der Stammtisch im «Rheinfelderhof» im Kleinbasel trifft sich schon vor dem Mittag. Seit fast zwei Jahrzehnten bewirtet Amancio Camean die Gäste – traditionell mit Feldschlösschenbier.
Die Preiserhöhung ist für uns ein grosses Problem.
Die Preiserhöhung der Brauerei Anfang November um 4 Prozent bei Fass- und Flaschenbier beschäftigt ihn: «Für uns ist das ein grosses Problem. Wir bewirten eine grosse Stammkundschaft, die vor allem Bier trinkt.»
Basler Fasnachtscliquen, Guggen, Stammtischrunden und Vereine gehören zu Cameans Stammkundschaft. Noch hat er die Preise nicht erhöht – doch langfristig müsse er darüber nachdenken.
Es geht nicht anders: Früher oder später müssen auch wir die Preise erhöhen.
Jahr für Jahr erhöhen die Brauereien ihre Preise. «Die Preiserhöhung trifft vor allem unsere Stammgäste und Vereine – das macht mir grosse Sorgen», sagt Wirt Amancio Camean. «Es geht nicht anders: Früher oder später müssen auch wir die Preise erhöhen.»
Sorge beim Basler Wirteverband
Auch Maurus Ebneter, Präsident des Basler Wirteverbands, blickt mit Sorge auf die Entwicklung. Er kritisiert die grösste Brauerei der Schweiz scharf. In seinem Büro im Kleinbasel klingelt das Telefon mit Anrufen besorgter Beizer. Die steigenden Bierpreise stehen bei den Basler Wirten oben auf dem Sorgenbarometer.
Ebneter spricht gar von einem «Affront» gegen die Quartierbeizer. Feldschlösschen halte mit einem Marktanteil von 40 Prozent eine zentrale Stellung in der Region.
Dass die höheren Preise ausschliesslich für Gastronomiebier gelten und nicht für Bier im Detailhandel, bezeichnet er als unfair: «Wir würden uns eine gerechtere Preispolitik wünschen. Im Detailhandel gibt es Aktionen, wir Wirte zahlen drauf.» Die Preispolitik der Brauereien kritisiert Ebneter bereits seit Jahrzehnten.
Es zeigt, wie wenig die individuelle Gastronomie von den grossen Herstellern geschätzt wird.
Gemäss Ebneter stieg der Listenpreis für offenes Lagerbier von Feldschlösschen zwischen 2014 und 2025 von 3.32 auf 3.92 Franken pro Liter – ein Plus von 18.1 Prozent. Im gleichen Zeitraum verteuerte sich die Halbliterdose desselben Biers lediglich um 9.7 Prozent.
Viele Wirtinnen und Wirte stünden ohnehin schon unter Druck: Stammtische sterben aus, der Bierkonsum geht zurück. «Es ist nur ein Mosaikstein, aber er zeigt, wie wenig die individuelle Gastronomie von den grossen Herstellern geschätzt wird – und das bedauern wir sehr», sagt Verbandspräsident Maurus Ebneter. Mittlerweile rät er seinen Mitgliedern sogar, Dosenbier im Detailhandel zu kaufen und auszuschenken.
Und was sagt Feldschlösschen dazu?
Die Brauerei sagt gegenüber SRF, Fragen zu Preisen und Konditionen bespreche man direkt mit den Kundinnen und Kunden, in den Medien wolle man dazu keine Stellung nehmen. «Unsere langjährige, faire Zusammenarbeit mit der Gastronomie ist uns sehr wichtig, und wir werden sie auch weiterhin engagiert pflegen», schreibt die Brauerei.
Klar ist: Auch für die Brauereien ist die Lage schwierig. Der Schweizer Brauerei-Verband spricht von einem herausfordernden Jahr – die Beizen verkaufen weniger Bier, während der Detailhandel profitiert. Zudem trinken die Menschen generell weniger, und die Produktionskosten sind gestiegen.