Rund 2000 Kilometer – oder von der Schweiz bis nach Istanbul. So lange wäre die «Matratzen-Strasse», wenn alle Matratzen, die jährlich in der Schweiz ausgedient haben, aneinandergereiht würden. Im Schnitt wechseln Schweizerinnen und Schweizer ihre Matratze alle zehn Jahre. Das gibt jedes Jahr rund eine Million Matratzen, die in der Abfallverbrennung landen.
Wir wollen in der Schweiz eine Kreislaufwirtschaft für Matratzen aufbauen.
Eine unnötige Verschwendung von Ressourcen, haben sich verschiedene Leute aus der Möbelbranche gedacht. Denn viele Materialien aus den alten Matratzen könnten wiederverwertet werden. Deshalb ist 2021 der Verein Matratzen-Allianz entstanden, der in der Schweiz ein Recyclingsystem für alte Matratzen aufbauen will.
«Wir wollen in der Schweiz eine Kreislaufwirtschaft für Matratzen aufbauen», sagt Jens Fischer, der Präsident der Allianz. Die Matratzen sollen gesammelt und zerlegt werden, sodass die Materialien – Latex, Schaumstoffe, Textilien oder Metalle – wieder für neue Matratzen gebraucht werden können.
Im Kanton Aargau hat die Matratzen-Allianz mit Unterstützung des Kantons einen Pilotversuch gestartet. Seit dem 1. Dezember können alte Matratzen an drei Sammelstellen abgegeben werden – in Spreitenbach, Hunzenschwil und Kölliken.
Die Matratzen werden dort geprüft und dann in die Strafanstalt Witzwil BE gebracht. Dort werden sie von Hand zerlegt und die verschiedenen Materialien für neue Verwendungszwecke bereit gemacht. In der Testphase, die zwei Jahre dauert, will der Verein 80 Tonnen Material sammeln.
Beim Projekt sind verschiedene Firmen beteiligt, die Matratzen herstellen oder verkaufen – zum Beispiel Elsa, Micasa oder Ikea. «Für uns sind das verlorene Ressourcen», sagt Lara Mogge von Ikea Schweiz. «Wir sehen hier grosses Potenzial, um aus brauchbarem Material neue Produkte herzustellen.» In anderen Ländern, zum Beispiel in den Niederlanden, gebe es schon flächendeckendes Matratzenrecycling. Und dort funktioniere das gut.
«Wir wollen zeigen, dass das auch hier möglich ist», sagt Vereinspräsident Jens Fischer. Er gibt aber auch zu, dass das nicht ganz freiwillig passiert. Der gesellschaftliche Wandel verlange immer mehr Nachhaltigkeit in allen Branchen. «Wir wollen ein Recyclingsystem aufbauen, das für uns passt», so Fischer. Und zwar, bevor der Gesetzgeber kommt und etwas vorschreibt.
Der Pilotversuch mit drei Sammelstellen im Aargau dauert zwei Jahre. In dieser Zeit will die Matratzen-Allianz die Grundlagen aufbauen und ein Netz an Abnehmern für die gewonnenen Materialien aufbauen, damit das Recyclingsystem danach auf die ganze Schweiz ausgeweitet werden kann.