Ob Bäckerin, Maurer oder KV-Lernende: Sie alle lohnen sich für ihre Betriebe. Das heisst: Die Kosten, die sie verursachen – wie etwa Lohn- oder Ausbildungskosten –, sind tiefer als der Wert ihrer produktiven Arbeit. Die Erhebung kommt zum Schluss, dass Lehrbetriebe im Ausbildungsjahr 22/23 pro Lernenden ein Plus von 4500 Franken pro Jahr gemacht haben.
Ein gutes Zeichen, meint Rémy Hübschi, stellvertretender Direktor des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI): «Die Schweizer Berufsbildung fusst auf der Bereitschaft der Betriebe, sich zu engagieren – und dieses Engagement lohnt sich offenbar.»
Studienautor Jürg Schweri freut sich, dass im Vergleich zur letzten Erhebung von 2019 der Netto-Nutzen noch etwas zugenommen hat. «Es ist erstaunlich, dass die Betriebe weiter in der Lage sind, rentabel auszubilden. Obwohl sich auf dem Arbeitsmarkt und in der Technologie sehr viel geändert hat.»
Konkret meint Schweri die Automatisierung und die Digitalisierung, die viele Berufsprofile nachhaltig verändern. Dass Betriebe trotzdem von Lernenden profitieren, ist für Schweri die Hauptbotschaft des Berichts.
Ausnahmen in gewissen Berufen
Es gibt allerdings Unterschiede zwischen den Berufen. So lohnen sich Dentalassistenten, Gärtnerinnen und Logistiker besonders. In diesen Betrieben könnten Lernende von Anfang an sehr produktiv mitarbeiten, führt Studienautor Schweri aus. «Hier entsteht rasch ein Netto-Nutzen, und die Lernenden decken die Kosten ihrer Ausbildung durch ihre Arbeit.»
In anderen Betrieben muss dagegen mehr in die Ausbildung investiert werden, bis die Lernenden produktiv mitarbeiten können. Darunter fallen Automatikerinnen- und Polymechaniker-Ausbildungen. Für die Lehrbetriebe fallen sogar Netto-Kosten an, so der Studienautor. «Hier verfolgen die Betriebe das Ziel, Lernende auszubilden, um sie später weiterbeschäftigen zu können.» Den Lernenden werden nämlich genau die Kompetenzen vermittelt, die das jeweilige Unternehmen benötigt.
Wir halten gut mit dem Strukturwandel mit – und das ist bei der Ausbildung von Lernenden absolut zentral.
«Von der Wirtschaft für die Wirtschaft» ist hier das Motto, sagt Rémy Hübschi. «Wir befinden uns in einem stark ausgeprägten Strukturwandel, der Arbeitsmarkt entwickelt sich sehr dynamisch», erklärt der stellvertretende Direktor beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation.
Dem Fachkräftemangel trotzen
In der Berufsbildung gelinge es aber, die Lerninhalte auf dem neuesten Stand zu halten. «Wir halten gut mit dem Strukturwandel mit – und das ist bei der Ausbildung von Lernenden absolut zentral», schliesst Hübschi.
Das hat auch die Befragung gezeigt: So haben mehr Lehrbetriebe der Aussage zugestimmt, dass sie mit der Ausbildung Fachkräfte qualifizieren wollen, die sie langfristig im Betrieb einsetzen können – auch wegen des Fachkräftemangels.