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Schule im Wandel Belp wagt Schulrevolution: Vier Tage Unterricht, weniger Ferien

Ferienstress, Betreuungslücken, starre Stundenpläne – viele Eltern kennen das Problem. Belp will alles anders machen: Schule als Ort fürs Leben, fürs Lernen mit Herz und Hand. Das Experiment stösst auch in der Forschung auf Goodwill.

In diesem Kontext könnte der Begriff Revolution passen. Die Gemeinde Belp zwischen Bern und Thun startet im nächsten Schuljahr einen Versuch: Die Schulkinder, die mitmachen, haben statt 13 sechs Wochen Ferien, dafür gehen sie vier statt fünf Tage pro Woche in den Unterricht.

Die Idee dazu stammt von Daniela Schädeli, Leiterin Familie und Bildung in Belp. Vor etwa fünf Jahren habe sie einen Fernsehbeitrag über eine dänische Schule gesehen, die das ganze Jahr über Schule anbietet und die Eltern dann Ferien nehmen, wann sie wollen. Die Tamedia-Zeitungen haben zuerst darüber berichtet.

Ein Mann und eine Frau sitzen an einem Tisch, im Hintergrund ist eine Wandtafel zu sehen.
Legende: Stefan Neuenschwander, Gemeindepräsident von Belp, und Daniela Schädeli, Leiterin Familie und Bildung der Gemeinde Belp. SRF/Dominik Meienberg

Sie merkte schnell, das wäre auch eine Idee für hierzulande. Die Ferienorganisation sei für viele Eltern eine grosse Herausforderung. Und dass die Kinder hin- und hergeschoben werden, von Schule zur Tagesschule und wieder zurück, sei auch nicht optimal.

Deshalb die Idee einer Jahresschule, die an 46 Wochen pro Jahr geöffnet ist und wo die Schulkinder vier Tage in der Woche in der Schule verbringen. Die Präsenzzeit dauert von 8 bis 16:30 Uhr. Das Pilotprojekt mit einer Basisstufe startet im nächsten Schuljahr, mitmachen ist freiwillig.

Schule neu denken

Daniela Schädeli will aber nicht nur die Organisation und das Drumherum erleichtern. Sie will die Schule neu denken: «Die Idee ist, dass die Schule ein Ort ist, wo die Schülerinnen und Schüler spielerisch lernen können.» Beispielsweise, indem sie selber kochen oder gärtnern.

«Auf diese Weise lernen sie in der realen Welt und nicht mehr unbedingt abstrakt am Pult», so Daniela Schädeli. Es gehe auch darum, dass die Kinder herausfinden, was ihre Leidenschaft ist.

Kinderhände zeichnen in einem Schulheft.
Legende: Die Schule anders denken – das will Belp mit dem Schulversuch. (Symbolbild) KEYSTONE/Gaetan Bally

Das Pilotprojekt startet nach den Sommerferien 2026 und ist vorerst auf sechs Jahre ausgelegt. Es wird wissenschaftlich begleitet durch die Pädagogische Hochschule Bern. Und auch die Bildungsdirektion des Kantons Bern steht hinter dem Versuch.

Man begrüsse Schulversuche, so der Medienbeauftragte der Bildungsdirektion, Yves Brechbühler: «Schulversuche erproben innovative Unterrichtsformen und Schulstrukturen, die Erkenntnisse für die Weiterentwicklung der Volksschule generieren können.»

Eine Frau im Wintermantel steht auf dem Pausenplatz.
Legende: Diana Schmid ist im Elternrat, hat zwei schulpflichtige Kinder und ist berufstätig: «Ich kenne die Herausforderungen, die Kinder während der Schulferien zu betreuen.» SRF/Dominik Meienberg

«Das ist ein mutiges Projekt», sagt Diana Schmid. Sie ist seit zwei Jahren Mitglied im Elternrat in Belp und findet, es brauche solche mutigen Projekte, die aufzeigten, wie die Schule auch anders funktionieren könnte, das sei wichtig.

Experiment stösst in Forschung auf Goodwill

Auch Katharina Maag Merki ist angetan von der Idee. Sie ist Professorin am Institut für Erziehungswissenschaften an der Universität Zürich und sagt: «Ein solches Pilotprojekt hat das Potenzial, grundsätzlich darüber nachzudenken, wie Schule gestaltet sein soll.»

Es ist eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie man den Unterricht über den ganzen Tag strukturieren kann.
Autor: Katharina Maag Merki Professorin Institut für Erziehungswissenschaften, Uni Zürich

Für sie besteht die Herausforderung darin, mit einem solchen Modell die Qualität der Schule zu verbessern. «So dass die Kinder auch davon profitieren und vor allem mehr lernen», so die Professorin.

Die 45-minütigen Lektionen, unterteilt in einzelne Fächer, bringen laut Maag Merki Unruhe und würden vertieftes Lernen eher behindern als fördern.

Und hier sieht sie die Chance des Pilotprojekts von Belp: «Es ist eine Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie man den Unterricht über den ganzen Tag strukturieren kann.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 4.12.2025, 12:03 Uhr ; 

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