Neumanns Skiverleih ist nicht nur in Turgi AG bekannt, sondern in der ganzen Region. Der pensionierte Lehrer Christoph Neumann (87) gab Skis, Helme und Stöcke an Kinder heraus.
Vor rund 50 Jahren begann alles mit einer Kiste alter Skischuhe und Ski. Daraus wurde eine Institution. Bevor Christoph Neumann altershalber aufhört, war SRF bei ihm im Skikeller zu Besuch. Hier läuft der grosse Skiausverkauf.
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Bild 1 von 3. Christoph Neumann beim Auswählen der Skis für einen jungen Skifahrer. Stöcke und Helm gibts gratis zur Ausrüstung dazu. Dieses Jahr wird aber das Material nicht vermietet, sondern liquidiert. Bildquelle: SRF/Alex Moser.
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Bild 2 von 3. Ski- und Wanderschuhe gab es bei Neumanns Skiverleih. Weil die weniger schwer sind als Skischuhe, behält er diesen Service noch etwas bei. Mit dem Skiverleih ist aber Schluss. Bildquelle: SRF/Alex Moser.
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Bild 3 von 3. Christoph Neumann tritt mit 87 Jahren kürzer und gibt den Skiverleih auf. Schweren Herzens, sagt er. Er habe die vielen Kinder und Jugendlichen immer gern ausgerüstet und auch beraten. Bildquelle: SRF/Alex Moser.
Skifahren mit Kindern geht ins Geld, Skimiete, Skiabo, Ferienwohnung – das summiert sich. Deshalb kam die günstige Materialmiete in Turgi vielen Familien entgegen. Eine komplette Skiausrüstung gabs für um die 40 Franken, Skischuhe für zwei bis acht Franken. Stöcke, Skibrillen und Helme gab Christoph Neumann gratis obendrauf. Bei Neumanns Skiverleih war das möglich. Rund 400 Ausrüstungen stellte er jede Saison zur Verfügung.
«Der Skiverleih ist eine super Sache. Man kann als Familie ganz günstig Skis mieten», sagt Kundin Cecile Füllemann, die im Keller des Schulhauses darauf wartet, eingelassen zu werden.
Da Christoph Neumann aufhört, wird das Material liquidiert. Im Schulhauskeller drin gibt er gerade den letzten Ski mit Skistöcken weg. «Jetzt sind die auch weg», sagt der 87-Jährige.
Alle Grössen mussten vorhanden sein
Die meisten der 600 Paar Ski und 800 Paar Skischuhe sind bereits verkauft. Skischuhe gab's im Liquidationsverkauf schon für zwei Franken. «Am ersten Tag hatte ich 80 Kinder hier. Da hatte ich noch alle Grössen», erzählt der Pensionär. Beim Skiverleih habe er, anders als jetzt bei der Liquidation, immer darauf geachtet, dass alle Grössen vorhanden waren. «Wenn etwas gefehlt hat, hab ich nachgekauft.»
Mit 87 ist ihm das Schleppen des Skimaterials verständlicherweise zu schwer geworden. Deshalb hört Christoph Neumann auf. «Ich konnte das so günstig machen, weil ich den Schulhauskeller und den Strom gratis nutzen durfte. Zudem hab ich für meine Arbeitsstunden nichts verdient», erklärt er das Erfolgsrezept des Skiverleihs.
Gemacht habe er das Ganze für die Stammkunden, für die Kinderaugen, die gestrahlt haben, wenn sie mit «seinem Material» aus dem Keller losgezogen sind, sagt er. Als leidenschaftlicher Skifahrer habe ihm das Beraten und Pflegen der Ski Spass gemacht.
600 Stunden Gratisarbeit pro Saison
Die Skis zu wachsen hat er schon vor Jahren aufgegeben. «Es war harte Arbeit. Ich habe oft bis morgens um halb zwei noch gearbeitet.» Das vermisse er nicht. Beim Verleih waren es 400 bis 600 Gratisstunden pro Saison, die Neumann geleistet hat, schätzt er.
Es ist Wehmut da. Aber ich froh, dass ich den Krampf nicht mehr habe.
Neumann investierte ehrenamtlich viel Herzblut und Freizeit in den Skiverleih. Eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger hat er nicht gefunden. «Es ist Wehmut da. Aber ich bin froh, habe ich den Krampf nicht mehr. Ich habe noch viele andere Hobbies, die künftig nicht mehr zu kurz kommen», sagt Christoph Neumann über den Abschied. Klar ist: Der Region wird der günstige Skiverleih Neumann fehlen, nicht nur wegen der günstigen Preise.
Ganz verzichten müssen die Aargauer auf den 87-Jährigen aber nicht. Er vermietet weiterhin Wanderschuhe. Die seien weniger schwer als das ganze Skimaterial.