Susanne Steiner ist auf dem Weg ins Lager des Handwerksbetriebs, in dem sie arbeitet. Die kaufmännische Angestellte hat das Pensionsalter schon vor mehreren Jahren erreicht, bleibt aber berufstätig.
«Ich habe schon frühzeitig entschieden, nach meiner Pensionierung weiterzuarbeiten», sagt Steiner. Dies, weil sie in Kontakt mit Menschen bleiben möchte, weil sie das kognitiv auf Trab halte und sie noch etwas bewirken möchte, erklärt sie.
Menschen wie Susanne Steiner, die später in Rente gehen, sollen nach dem Willen des Parlaments unterstützt werden, damit mehr Fachkräfte im Arbeitsmarkt bleiben.
Gelingen soll dies mit Anreizen. Nach dem Ständerat möchte dies auch der Nationalrat – und das mit grosser Mehrheit.
Wer seine AHV-Rente später bezieht, soll höhere Zuschläge erhalten. Zudem wird der Freibetrag für Personen im Rentenalter um 5000 Franken erhöht.
Damit müssen künftig erst ab einem jährlichen Einkommen von 21'800 Franken AHV-Beiträge bezahlt werden. Gleichzeitig soll die Rente bei einem Vorbezug unter Umständen stärker gekürzt werden.
Wir werden immer älter, und deshalb ist es auch möglich, länger zu arbeiten.
Der Bundesrat sieht dieselben Anreize in der nächsten AHV-Reform vor. Die bürgerliche Mehrheit will die Massnahmen aber unabhängig davon und damit schneller umsetzen.
Die Meinungen dazu sind gespalten
Für Thomas Rechsteiner (Mitte/AI) gibt es zwei gute Gründe für diese Massnahmen. Der erste sei, dass die Fachkräfte so in der Wirtschaft erhalten blieben, der zweite: die demografische Entwicklung. «Wir werden immer älter, und deshalb ist es auch möglich, länger zu arbeiten», erklärt er.
Nicht bei allen kommen diese Massnahmen gut an. Doch die Linken wehren sich vergeblich.
Das ist eine Rentenaltererhöhung durch die Hintertür, und dagegen wehren wir uns.
Freiwillig weiterzuarbeiten, sei ja in Ordnung und auch bereits möglich, sagt Samira Marti (SP/BL). Jedoch werden mit den Massnahmen Menschen mit tiefen Renten von im Schnitt 1800 Franken gezwungen, länger zu arbeiten, um die tiefen Renten aufzupolieren. «Das ist eine Rentenaltererhöhung durch die Hintertür, und dagegen wehren wir uns.»
Susanne Steiner freut sich über den Parlamentsentscheid. Aufhören kommt für die 69-Jährige noch nicht infrage. «Ich bin mit Herzblut bei der Arbeit und möchte das auch noch weitere Jahre so machen.» Finanziell dürfte sich das nun stärker lohnen.