Die Folgen einer möglichen Erbschaftssteuer bemerken einige steuergünstige Kantone schon jetzt. In Obwalden etwa verzeichnet das Finanzdepartement einen spürbaren Rückgang bei den Neuansiedlungen. Und dies bereits seit der Einreichung der Juso-Initiative, ergänzt die Obwaldner Nationalrätin Monika Rüegger (SVP).
Der Zuzug von steuerstarken, vermögenden Zuzügern bleibe aus. Die Debatte um die nationale Erbschaftssteuer-Initiative zeigt damit messbare Folgen. «Darum ist eigentlich der Kollateralschaden bereits angerichtet», sagt Rüegger.
Auch im Nachbarkanton Nidwalden berichten die Behörden von zunehmender Zurückhaltung. In Gesprächen mit potenziellen Zuzügerinnen und Zuzügern sei eine grosse Verunsicherung herauszuhören, stellt die Nidwaldner Finanzdirektorin fest.
Diese Verunsicherung sei nicht gut für die Schweiz, sagt Regierungsrätin Michèle Blöchliger (SVP) weiter. Die Schweiz gelte als Hort der Rechtssicherheit. Dieser Wert werde aufs Spiel gesetzt, weil die Interessenten mit einem Zuzug abwarteten, bis Klarheit herrsche. Einige ziehen aber auch weiter und entscheiden sich lieber für Italien, Monaco oder Dubai, sagt Blöchliger. Es gebe vereinzelte Personen, die noch abwarten würden.
Der Kanton Zug erwartet keine Veränderungen
Die Initiantinnen und Initianten der Erbschaftssteuer-Initiative widersprechen dieser Darstellung. Für Juso-Präsidentin Mirjam Hostetmann, die aus Obwalden stammt, fehlen klare Belege. «Viele behaupten das, aber es gibt noch keine Studien, die diesen Fall belegen». Eine Erbschaftssteuer zeige vielmehr diese positive Auswirkung: «Wenn man die Steuern für Reiche erhöht, werden die Steuereinnahmen auch höher sein», sagt Hostetmann.
In Zug, dem Kanton mit den niedrigsten Steuern, bleibt Finanzdirektor Heinz Tännler (SVP) derweil zuversichtlich. Er erwarte keine spürbaren Veränderungen bei der Zuwanderung. Dies gelte vor allem auch für Personen in gehobenen Einkommens- und Vermögensverhältnissen.
Doch vielleicht wären ohne Initiative noch mehr gekommen? Eine solche Aussage hält er für unseriös. «Das lässt sich so nicht erhärten», betont er. Die Entscheidung wohlhabender Zuzüger, nicht nach Zug zu ziehen, habe oft wenig mit den Steuern zu tun, sagt Regierungsrat Tännler. Vielmehr vom begrenzten grosszügigen Wohnraum im urbanen, kleinen Kanton Zug.
Grosse Auswahlmöglichkeiten für weiträumige Eigenheime oder Luxuswohnungen könne Zug nicht bieten. Deshalb würden einige Interessenten lieber in Kantone ziehen, die grosszügige Wohnflächen zur Verfügung stellen könnten.
Ob die Initiative tatsächlich das Zuzugsverhalten vermögender Personen beeinflusst, lässt sich derzeit nicht abschliessend belegen. Die Debatte über die Erbschaftssteuer sorgt jedoch schon jetzt für Nervosität in einigen Steuerparadiesen.