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Längere Quarantäne kann Virus nicht stoppen
Aus Echo der Zeit vom 09.01.2022. Bild: Keystone
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Strategie gegen Omikron-Welle Wäre es sinnvoll, die Quarantäne zu verkürzen, Herr Battegay?

Soll die hiesige Bevölkerung angesichts von rund 30'000 Neuinfektionen täglich durchseucht werden? Wie die Schweiz der Omikron-Welle am besten begegnet und wie sinnvoll die Aufhebung der Quarantäne wäre – Infektiologe Manuel Battegay ordnet ein.

Manuel Battegay

Manuel Battegay

Infektiologie

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Der Professor leitet seit 2002 als Chefarzt die Klinik Infektiologie und Spitalhygiene am Universitätsspital Basel und ist ehemaliger Vizepräsident der Covid-19-Taskforce des Bundes.

SRF News: Ist das, was nun zu beobachten ist, diese viel zitierte Durchseuchung?

Manuel Battegay: Ein Grossteil der Bevölkerung ist geimpft, ein Teil sogar geboostert. Insofern ist es nicht einfach eine Durchseuchung. Aber klar: Das Virus zirkuliert jetzt sehr stark und grosse Teile der Bevölkerung werden ihm begegnen und teils auch infiziert werden.

Hätte man die Omikron-Welle verhindern können?

Nein. Aber die Frage ist auch: Ist es sinnvoll? Denn geimpft, geboostert werden wir diesem Virus begegnen. Wir hätten das auch bei Delta gemacht. Die Zeitspanne wäre aber anders gewesen. Jetzt werden in einer sehr kurzen Zeit sehr viele Menschen infiziert, und ein noch zu grosser Teil ist nicht genügend durch Impfung oder Booster geschützt.

Also doch ein wenig Kopf runter und durch.

Das kann man nicht sagen. Seit Monaten bereiten wir uns ja mit Impfungen vor. Aber ganz sicher wird die Belastung ausserordentlich gross bleiben. Englische Daten zeigen, dass Omikron jetzt vor allem bei jüngeren Menschen zirkuliert und noch nicht oder noch nicht stark bei über 60-Jährigen. Das heisst: Wir wissen noch nicht, ob es nochmals eine zusätzliche Beanspruchung, auch der Spitäler, geben wird.

Viel diskutiert wird momentan eine Verkürzung der Quarantäne. Wäre das sinnvoll?

Ganz klar. Das Virus zirkuliert und wir können dies durch eine Quarantäne von zehn Tagen auch nicht aufhalten. Hinzu kommt: Wenn ein Mensch positiv getestet wird, ist ein Teil der Übertragungen schon passiert. Auch das können wir durch eine Quarantäne nicht verhindern.

Wenn die Fälle deutlich abnehmen, sollten wir die Quarantäne ganz aufgeben.
Autor:

Natürlich: Wenn wir diese auf fünf Tage verkürzen, werden sich mehr Menschen infizieren. Aber da kann man Sicherungen einbauen – etwa Tests bei Symptomen. Ich bin sogar der Meinung, dass wir die Quarantäne ganz aufgeben sollten, wenn die Fälle deutlich abnehmen.

Es hiess immer, die Quarantäne sei wichtig – plötzlich kann man sie vielleicht sogar ganz aufgeben. Warum genau?

Wenn so viele Menschen mit Omikron infiziert werden, glücklicherweise die meisten mild, dann ist es wichtig, dass sich Infizierte vorderhand für zehn Tage isolieren.

Wir müssen schauen, dass wir die Infektionsketten anders reduzieren. Zum Beispiel durch 2G plus.
Autor:

Aber dass sich die ganze Umgebung in Quarantäne begibt, ist nicht realistisch und bei einer hohen Durchimpfung auch nicht sinnvoll. Wir müssen schauen, dass wir die Infektionsketten anders reduzieren. Zum Beispiel durch 2G+, durch noch strengere Massnahmen.

Quarantäne ist das eine – Isolation das andere. Das darf man also nicht vermischen.

Ganz genau. Ein Infizierter soll nach wie vor schauen, dass er andere nicht ansteckt. Wer im gleichen Haushalt lebt, soll sich testen. Dann kann man sich noch mit einem Test nach fünf Tagen absichern. Es bleibt zwar ein Restrisiko, aber sonst haben wir so viele Menschen in Quarantäne, dass das Funktionieren der Gesellschaft infrage gestellt ist.

Man hat ein wenig den Eindruck, es finde hier ein Paradigmenwechsel statt.

Das denke ich auch – einerseits durch Omikron, andererseits auch wegen der Impfung. Aber wir dürfen jetzt nicht alles über Bord werfen. Wir müssen jetzt wirklich sehr, sehr gut schauen, dass nicht zu viele Infektionen gleichzeitig passieren. Impfen ist wichtig. Bei Erwachsenen, aber auch Kindern, wenn das die Eltern wollen. Das Virus zirkuliert nun in einem Ausmass, das wir bestenfalls dämpfen können.

Das Gespräch führte Beat Soltermann.

Echo der Zeit, 09.01.2022, 18:00 Uhr;

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