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Trinkwasserreservoir in Bern Wasser für 135'000 Menschen – und ein paar Fische passen auf

Vor über 100 Jahren gebaut – heute modernisiert: Das Reservoir Mannenberg prägt Berns Wasserversorgung bis heute.

Den Wasserhahn aufdrehen und Trinkwasser erhalten. In der Schweiz eine Selbstverständlichkeit. Aber damit es so funktioniert, braucht es vielerorts Trinkwasserreservoirs. So auch vor den Toren Berns. Mannenberg heisst das Reservoir, das seit über 100 Jahren Trinkwasser in die Stadt und Region Bern liefert.

Weil das alte Reservoir nicht mehr den heutigen Standards entsprach, wurde in den letzten vier Jahren ein neues, grösseres gebaut. Nun ist es in Betrieb. 30'000 Kubikmeter Trinkwasser können darin gespeichert werden. Damit ist es das grösste Trinkwasserreservoir im Kanton Bern.

Das Reservoir Mannenberg liegt zwischen den Gemeinden Bolligen und Ittigen und deckt den Tagesbedarf von 135'000 Menschen. Gemeinsam mit den anderen Reservoirs des Wasserverbunds Region Bern werden 32 Gemeinden mit Trinkwasser versorgt.

Vom alten zum neuen Trinkwasserreservoir

Der Bau allerdings ging nicht ohne Widerstand über die Bühne. Das Problem war insbesondere eine grössere Fläche Wald, die gerodet werden musste. Insgesamt sieben Fussballfelder Wald mussten der Baustelle weichen. Es gab diverse Einsprachen, aber schliesslich erteilte der Kanton Bern die Rodungsbewilligung.

Sauberes Trinkwasser – auch dank Fischen

Das Wasser, das im Reservoir Mannenberg gespeichert wird, kommt aus dem Emmental, von der Grundwasserfassung Aeschau. Von dort aus fliesst es energielos über 33.5 Kilometer in das Reservoir – acht Stunden ist es unterwegs.

«Dieses Grundwasser ist sehr sauber und kann bedenkenlos und ohne Aufbereitung konsumiert werden», sagt Thomas Ammon, Gesamtprojektleiter beim Wasserverbund Region Bern. Das Wasser werde permanent überwacht. Allerdings nicht ausschliesslich mit modernen Analysegeräten, sondern auch mit Fischen.

In einem kleinen Aquarium schwimmen Elritze herum. Kleine, schuppenlose Süsswasserfische, die zur Familie der Karpfen gehören und in kühlen, sauberen und sauerstoffreichen Gewässern leben. «Diese Fische reagieren sehr sensibel auf eine Veränderung des Wassers», sagt Thomas Ammon.

Aquarium mit Wasser gefüllt, aber ohne Fische.
Legende: In diesem Aquarium schwimmen normalerweise die Elritze herum und reagieren auf Veränderungen im Wasser. SRF / Christine Widmer

Auch die Elritze werden rund um die Uhr überwacht – mit einer Kamera: «Wenn sie ein seltsames, unnatürliches Verhalten an den Tag legen würden, würde das von einer Software registriert», so Ammon. Wenn das geschähe, gäbe es beim Brunnenmeister Alarm.

Als die Berner nicht mehr zum Brunnen wollten

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Wir schreiben Ende des 19. Jahrhunderts. In vielen Liegenschaften der Stadt Bern gab es noch kein Trinkwasser. Wenn die Bernerinnen und Berner Wasser brauchten, mussten sie zum nächsten Brunnen gehen und dort Wasser holen.

«Irgendwann merkten die Menschen, dass es noch praktisch wäre, in den Häusern selber Trinkwasser zu haben», sagt Thomas Ammon vom Wasserverbund Region Bern.

Der Wasserverbrauch explodierte

Als immer mehr Liegenschaften direkt mit Wasser versorgt wurden, sei der Wasserverbrauch explodiert, und die Stadtregierung habe sich Gedanken darüber machen müssen, woher das zusätzliche Wasser kommen solle. Das sei der Anfang gewesen für die Druckwasserversorgung in der Stadt Bern, so Ammon.

Denn daraufhin wurde das Grundwasser in der Aeschau im Emmental erschlossen und eine Leitung gebaut. 33.5 Kilometer lang bis zum Reservoir Mannenberg, mit 60 Metern Gefäll.

«Riesengrosse Ingenieursleistung»

«Die ganzen Berechnungen mit den einfachen Vermessungsgeräten damals – das war eine riesengrosse Ingenieursleistung vor über hundert Jahren», so Ammon. Die Leitung sei noch heute in einem sehr guten Zustand.

1974 schliesslich wurde der Wasserverbund Region Bern gegründet. Dies, weil die Stadt Bern zusätzliches Wasser brauchte. Der Kanton gab die Einwilligung, allerdings unter der Auflage, dass damit auch umliegende Gemeinden mit Trinkwasser versorgt werden müssten. 50 Jahre nach der Gründung sind 32 Gemeinden beim Wasserverbund Region Bern dabei.

In diesem Fall müsste man vor Ort im Reservoir schauen, ob auch bei den Messinstrumenten eine Veränderung sichtbar sei. «Im Worst Case müssten wir das Reservoir ausser Betrieb nehmen», so Thomas Ammon. «Die Fische sind quasi unser biologisches Backup.»

Stoffe ein latentes Risiko der Wasserversorgung

Die Wasserversorgung steht aber auch grundsätzlich vor Herausforderungen, da immer wieder neue Stoffe auftauchen, die potenziell gesundheitsgefährdend sein könnten. «Das ist für die Wasserversorgung ein latentes Risiko», sagt Martin Frey, der Geschäftsführer des Wasserverbunds Region Bern.

Wir wissen nicht, welche Stoffe, die heute eingesetzt werden, morgen ein Problem sein werden.
Autor: Martin Frey Geschäftsführer Wasserverbund Region Bern

Er blicke in eine herausfordernde Zukunft. Denn wenn das Wasser plötzlich aufbereitet werden müsste, würde das automatisch viel mehr kosten. «Wir haben ein umfassendes Monitoring, damit wir die Entwicklungen frühzeitig erkennen können», so Frey.

«Wir wissen nicht, welche Stoffe, die heute eingesetzt werden, morgen ein Problem sein werden.» Und auch, wie man die Stoffe aus dem Wasser herausbringe. Deshalb setze sich der Wasserverbund dafür ein, das Grundwasser präventiv zu schützen, damit diese Stoffe gar nicht erst in den Kreislauf gelangten.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 14.10.2025, 17:30 Uhr ; 

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