Mit dem Beschluss des Basler Parlaments ist der Weg für den Abriss des 62 Meter hohen Gebäudes an der Grenzacherstrasse frei. Es steht seit 1960 am Hauptsitz des Unternehmens Roche.
Der Entscheid fiel trotz Widerstand aus Architekturkreisen und einer Petition mit über 600 Unterschriften. SP, Grüne und Basta scheiterten mit dem Vorhaben, den Bebauungsplan entsprechend abzuändern.
Ein Bau mit Symbolkraft
Das Hochhaus Bau 52 wurde vom Architekten Roland Rohn entworfen und galt lange als städtebauliches Wahrzeichen von Roche. Jahrzehntelang überragte es das Werkareal – bis die neuen Roche-Türme von Herzog & de Meuron mit 205 und 178 Metern Höhne die Silhouette veränderten. Architekturhistorikerinnen bezeichnen den Bau als «kleinen Bruder» des UNO-Hauptsitzes in New York und verweisen auf seinen kulturhistorischen Wert.
Laut Gutachten sei das Gebäude in gutem Zustand. Es könne energetisch saniert und erdbebensicher gemacht werden, argumentierte die rotgrüne Mehrheit der Bau- und Raumplanungskommission (BRK). Sie wollte den Bau erhalten und den Bebauungsplan entsprechend anpassen.
Architektinnen gegen Abriss – Roche lobbyiert
Dieser Ansicht waren auch zahlreiche Architektinnen und Architekten aus dem In- und Ausland. Unter dem Motto «Innovation ist Renovation, nicht Abbruch» lancierten sie eine Petition für den Erhalt des Gebäudes. Die Initiative wurde von Fachleuten getragen, die den Abriss als Verlust eines bedeutenden Zeitzeugen der Schweizer Baugeschichte kritisierten.
Vielleicht braucht Roche eine andere Brille, mit der sie auf den Bestand schaut.
Ben Pohl, Mitorganisator der Petition, sagt, die Architekturszene wolle Roche eine neue Perspektive auf das Gebäude ermöglichen – «vielleicht braucht Roche mal eine andere Brille, mit der sie auf den Bestand schaut». Ein Machtkampf sei diese Petition nicht.
Auch international bekannte Architekturbüros meldeten sich zu Wort und warnten vor einem «falschen Signal» in Zeiten von Klimakrise und Ressourcenknappheit. Roche hingegen argumentierte, dass Bau 52 einer der grössten CO₂-Verursacher am Standort sei und den Klimazielen des Unternehmens im Weg stehe. Der Konzern hatte Medien eingeladen, um seine Position zu erläutern – ein ungewöhnlicher Schritt, der als Lobbying wahrgenommen wurde.
Politisches Powerplay wegen Abrissplänen
Die Debatte im Basler Parlament war durch intensive Einflussnahme geprägt. FDP-Präsident Johannes Barth sprach offen von einem Powerplay – sowohl vonseiten von Roche als auch der Architekturszene. Die FDP lancierte als Reaktion eine eigene Petition für den Abriss. Kommissionspräsident Michael Hug (LDP) bezeichnete die Ausgangslage als «beispiellos» und warnte vor einem «schlechten Signal», sollte Roche zu viele Steine in den Weg gelegt werden.
Mit dem Entscheid folgt der Grosse Rat der Linie der Regierung und der bürgerlichen Kommissionsminderheit. Diese hatte argumentiert, dass eine Sanierung wirtschaftlich nicht zumutbar sei und den Denkmalwert durch die nötigen Eingriffe ohnehin zerstören würde.