Eine einfache Küche, Kühlschrank, Gestelle mit Spielsachen, ein Kompost-WC, Tische und Stühle – alles verteilt auf knapp 40 Quadratmetern und 8 Rädern. Mit diesem einzigartigen Projekt soll in der leidgeplagten Ukraine wieder ein bisschen Hoffnung und Zuversicht verbreitet werden.
Es geht dabei um den vermutlich ersten, mobilen Kindergarten aus der Schweiz, der in einem Kriegsgebiet zum Einsatz kommt. In monatelanger Freiwilligenarbeit hat ein Verein aus dem Kanton Zürich einen alten Linienbus umgebaut und an die Bedürfnisse von Kindern angepasst.
Ein mobiler Kindergarten im Kriegsgebiet
-
Bild 1 von 4. Der alte Linienbus wurde von den St. Galler Verkehrsbetrieben zur Verfügung gestellt. Bildquelle: SRF/Kaa Linder.
-
Bild 2 von 4. In monatelanger Arbeit wurde er zu einem mobilen Kindergarten umgebaut. Bildquelle: SRF/Kaa Linder.
-
Bild 3 von 4. Vor allem der Einbau der Toilette war für den Verein eine grosse Herausforderung. Bildquelle: SRF/Kaa Linder.
-
Bild 4 von 4. Nun soll der umgebaute Bus in der Ukraine nahe der russischen Grenze zum Einsatz kommen. Bildquelle: SRF/Kaa Linder.
Nun soll dieser der ukrainischen Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden, erklärt Alexander Lüchinger, Präsident des Vereins «Swiss for Ukraine». Dabei komme er vor allem in Gebieten zum Einsatz, die von der Ukraine nach der russischen Besetzung zurückerobert wurden.
Die Sicherheit nahe der Front muss gewährleistet sein
«In diesen Gebieten sind die Infrastruktur, Schulen und Kindergärten bis zu 80 Prozent zerstört», erklärt Lüchinger. Deshalb soll der Bus dort, relativ nahe der russischen Grenze, von Dorf zu Dorf fahren und insgesamt bis zu 500 Kindern ermöglichen, wieder in den Kindergarten zu gehen.
Dabei habe die Sicherheit höchste Priorität, sagt Lüchinger. «Der Bus ist nur in Gebieten unterwegs, die aus Sicherheitsgründen vertretbar sind.» So seien etwa auch die Zieldestinationen stets geheim.
Mit dem mobilen Kindergarten soll ein Anreiz geschaffen werden, dass die ukrainische Bevölkerung wieder in diese Gebiete zurückkehren kann. Denn, ist Lüchinger überzeugt, gerade die schulische Infrastruktur sei dafür eine wichtige Voraussetzung.
Eine neue Bestimmung, ein neues Leben für einen Bus
Schon Ende Woche soll das Fahrzeug in der Ukraine ankommen und somit ein drittes Leben erhalten. Über Jahrzehnte war der Bus nämlich bei den Verkehrsbetrieben St. Gallen im Einsatz, zuerst als Linien-, dann als Eventbus. Auf dem Tacho hat er schon 1.2 Millionen Kilometer.
Es ist grossartig, dass ein Bus in etwas umfunktioniert werden kann, das so viel Freude und Energie bringt.
Es ist nicht das einzige Projekt dieser Art des Vereins Swiss for Ukraine. Bereits andere, ausrangierte Fahrzeuge sind mittlerweile in der Ukraine im Einsatz. So wurden vor dem mobilen Kindergarten etwa bereits Ambulanz- und Feuerwehrautos für den neuen Zweck fit gemacht.
Dass nun auch der Linienbus weiter existiert, freut auch Ruth Signer. Sie arbeitete 40 Jahre lang als Kindergärtnerin in Küsnacht und hat ihre Expertise beim Innenausbau und bei den Spielwaren einfliessen lassen. Die Spielwaren kommen übrigens von einer Firma, die ihren Betrieb einstellen musste.
«Es ist grossartig, dass ein Bus in etwas umfunktioniert werden kann, das so viel Freude und Energie bringt», sagt sie. «Die Kinder können sich kennenlernen und positive Erlebnisse teilen, nicht nur Kriegserlebnisse.» Dass sei sicherlich auch hilfreich, um Erlebtes verarbeiten zu können.