Das Wichtigste in Kürze
- Die Post will bis 2020 weitere rund 500 traditionelle Poststellen schliessen und dafür andere Zugangsmöglichkeiten anbieten: Agenturen im Dorflädeli oder Hausservice zum Beispiel.
- Die Kritik an der Schliessung von traditionellen Poststellen wird nun erstmals in einer repräsentativen Umfrage mit Zahlen unterlegt.
- In der Befragung von über 2700 Personen im Auftrag des Bundesamtes für Kommunikation (Bakom) sind die ersatzweise angebotenen Postagenturen weniger beliebt als die Postfilialen.
Postversorgung in der Schweiz
Menschen, die hauptsächlich Postagenturen nutzen, sind deutlich weniger zufrieden mit der Post als jene Kunden, die hauptsächlich in klassische Postfilialen gehen. Dies zeigt eine repräsentative Studie bei über 2700 Personen im Auftrag des Bundesrats, die das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) auf seiner Website publiziert hat, ohne darüber zu informieren.
Postagenturen schneiden bei den verschiedensten Kriterien schlechter ab: bei den Öffnungszeiten, bei der Freundlichkeit des Personals und beim Angebot. Zwar wurden für die Studie nur 113 Personen befragt, die hauptsächlich Agenturen nutzen. Dennoch sind die Unterschiede signifikant.
Bei der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Berggebiete (SAB) sieht sich Direktor Thomas Egger, bestätigt. «Die Studie ist eigentlich hochbrisant. Sie zeigt auf, dass die Abbaustrategie der Post sehr gefährlich ist», sagt der vehemente Kritiker des Postumbaus. Die Studie zeige ganz zentral, dass Agenturen zwar interessant, aber kein Ersatz für herkömmliche Poststellen seien.
Die Studie ist hochbrisant, denn sie zeigt auf, dass die Abbaustrategie der Post sehr gefährlich ist.
Auch der Städteverband sieht sich bestätigt, vor allem in Bezug auf die Erreichbarkeit von Poststellen. Diese ist heute so geregelt, dass 90 Prozent der Bevölkerung innert 20 Minuten eine Poststelle oder eine Agentur erreichen können muss. Diese Vorgabe bezieht sich aber aufs ganze Land im Schnitt.
Städteverband fordert Umdenken bei der Erreichbarkeit
Der Vizedirektor des Städteverbands, Martin Tschirren, kommt aufgrund der Studienresultate zum Schluss, dass die Erreichbarkeit regional unterschiedlich definiert werden muss. Ein Umdenken sei hier nötig.
Verschiedene Kriterien je nach Region wünscht sich auch die Politik. Der Nationalrat sagte bereits Ja zu einer entsprechenden Motion. Nächste Woche debattiert der Ständerat über die Frage.
Post begründet mit Wandel
Die Post ist von den Studienergebnisse nicht überrascht. «Man möchte gerne das Idyll der letzten 50 Jahre behalten, aber wenn es dann um die Nutzung geht, klafft das etwas auseinander», entgegnet Post-Sprecher Oliver Flüeler. Denn die Menschen schrieben immer weniger Briefe und machten die Einzahlungen im Internet.
Man möchte gerne das Idyll der letzten 50 Jahre behalten, aber bei der Nutzung klafft das etwas auseinander.
Entsprechend reissen laut Flüeler die traditionellen Poststellen jedes Jahr ein Loch von bis zu 200 Millionen Franken in die Kasse. Die Post führe daher ihren Umbau fort.
Studie als Grundlage für Bundesrat
Falls der Konzern nicht doch noch von der Politik gebremst wird. Denn im Auftrag von Bundesrätin Doris Leuthard befasst sich zurzeit eine Arbeitsgruppe mit Fragen der Postversorgung. Als Basis soll genau die nun vorliegenden Studie dienen. Danach entscheidet der Bundesrat, ob er der Post neue Vorgaben machen will.