Im Kalten Krieg war es schon fast Normalität: Autobahnabschnitte wurden während Stunden und Tagen für Kampfjets gesperrt. Landen und starten auf Autobahnabschnitten, das will die Luftwaffe in den nächsten Jahren wieder regelmässiger praktizieren. Der Bundesrat hat gestern dazu neue Führungsstrukturen bei der Luftwaffe genehmigt.
Der neue Luftwaffenchef Christan Oppliger, seit Anfang des Monats im Amt, erklärt die Änderungen mit Erkenntnissen aus dem Ukraine-Krieg. «Die Luftwaffe hat wenige Standorte, die sind bekannt. Und wir müssen die Mittel verteilen. So können wir einen Erstschlag überleben und behalten unsere Handlungsfreiheit. Wir sehen im internationalen Kontext, dass das auch verschiedene andere Länder machen», erklärt Oppliger.
Drei zusätzliche Flugplätze
Im vorletzten Sommer übte die Luftwaffe zum ersten Mal wieder seit vielen Jahren das Landen und Starten auf einer Autobahn. Die A1 bei Payerne wurde dafür gesperrt.
Neben den Autobahnen will die Luftwaffe aber bereits ab dem nächsten Jahr auch wieder auf teilweise stillgelegten Militärflugplätzen operieren. Die Kampfjets sind heute in Payerne, Meiringen und Emmen stationiert. Neu sollen die Jets auch wieder auf den Flugplätzen St. Stephan, Buochs und Mollis landen und starten können.
Laut SRF-Recherchen verfügen die Flugplätze, die neu ins Konzept der so genannten Dezentralisierung aufgenommen werden, über verbunkerte Führungsanlagen und teilweise auch über unterirdische Treibstoffdepots.
Die Verteilung der Kampfjets auf mehr Standorte kommt bei bürgerlichen Politikern wie dem Urner FDP-Ständerat und Oberst Josef Dittli gut an. «Das ist der einzig richtige Entscheid», sagt Dittli. Wenn man die Armee wieder auf Verteidigung ausrichten wolle, dann komme man nicht darum herum, die Standorte der Luftwaffe zu dezentralisieren.
Roth: Bundesrat muss handeln
Doch das sehen nicht alle so in der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats. Die Solothurner SP-Ständerätin Franziska Roth ist skeptisch. «Der Bundesrat anerkennt eigentlich, dass Start- und Landebahnen für die F-35 und die F/A-18 als erstes zerstört werden», sagt Roth. Der Bundesrat müsse dringend handeln und mehr Geld in die Abwehr von Drohnenschwärmen und Billig-Raketen investieren.
Kampfjets würden auch in den aktuellen Konflikten eine wichtige Rolle spielen, entgegnet der Luftwaffen-Kommandant. «Die Abwehr gegen Drohnen wird zusätzlich zu diesen Kampfflugzeugen kommen. Das eine schliesst das andere nicht aus», sagt Christian Oppliger.
Im vergangenen Sommer hat die Luftwaffe den Kampfjetbetrieb auf dem Flugplatz Bern-Belp geprobt. Nun sei man bereit dafür, mehrheitlich zivil genutzte Flugplätze auch wieder kurzfristig für militärische Zwecke zu nutzen.