So ungewiss war der Wahlausgang im Kanton Jura noch nie: Zwei von fünf Staatsräten und Staatsrätinnen traten nicht mehr an, ein dritter wurde von seiner Partei nicht länger unterstützt. Zudem stieg die Zahl der Wahlberechtigten um rund ein Zehntel, weil Moutier bereits mitwählen durfte, obwohl die Kleinstadt erst am 1. Januar 2026 vom Kanton Bern zum Kanton Jura wechseln wird.
Wer hat die Staatsratswahlen gewonnen?
Die Bisherigen und die Linke. Alle drei bisherigen Staatsräte schwingen obenaus. Rosalie Suess Beuret (SP) holt die meisten Stimmen, Stéphane Theurillat (Mitte) kommt auf Platz zwei. Das überraschendste Resultat gelingt aber Kulturminister Martial Courtet: Obwohl seine Amtsführung in einem unabhängigen Bericht heftig kritisiert wurde und obwohl ihn die Mitte-Partei von ihrer Kandidatenliste gestrichen hat, kommt er auf den dritten Platz und hat gute Chancen in der Regierung zu bleiben. Platz vier und fünf holen zwei sozialdemokratische Kandidaten. Das ist ein Erfolg für die Linke. Auch ein Rechtsruck schien möglich. Allerdings ist noch kein Kandidat definitiv gewählt. Alle müssen in drei Wochen in die Stichwahl. Und dort hat auch SVP-Kandidat Fred-Henri Schnegg nach wie vor Chancen. Er liegt auf dem sechsten Platz. Gelänge ihm die Wahl, wäre das der erste jurassische Regierungssitz für die SVP.
Wie sieht es aus bei den Wahlen ins Kantonsparlament?
Gewonnen haben die Mitte (+2 Sitze) und die SP (+3 Sitze), nach wie vor die beiden grössten Parteien im Kanton. Aufsteigerin des Tages ist aber die SVP: Sie hat neu elf Sitze (+4 Sitze) und wird im Jura die FDP (-2 Sitze) als drittstärkste Partei im Kanton ablösen. Das passt zum jüngsten SRF-Wahlbarometer, welches die SVP national in einem Höhenflug sieht. Verliererinnen sind neben der FDP vor allem die Grünen (-3 Sitze) und die Grünliberalen (-2 Sitze). Letztere werden künftig im Parlament nicht mehr vertreten sein. Insgesamt wird das jurassische Parlament deutlich weniger grün und unter dem Strich etwas bürgerlicher als bisher.
Was hat sich dadurch geändert, dass Moutier erstmals mitwählen durfte?
Die SP ist stärker geworden – und in geringerem Ausmass die SVP. Die beiden Polparteien sind in dem bernjurassischen Städtchen traditionell stärker als im ganzen Kanton Jura. Bei den Staatsratswahlen haben die SP-Kandidaten und -Kandidatinnen die ersten vier Plätze geholt. Rang fünf ging an den Kandidaten der SVP. Er kommt aus dem Berner Jura. Auch bei den Parlamentswahlen erzielen die SP und die SVP in Moutier gute Resultate. Die SP holt drei von sieben Sitzen im Wahlkreis, die SVP zwei.
Welche Herausforderungen kommen auf die Gewählten zu?
Die Wirtschaft des Kantons Jura ächzt unter der anhaltenden Krise in der Uhrenindustrie. Der Jura hat mit 5 Prozent die höchste Arbeitslosenquote der Schweiz. Die Situation könnte sich zusätzlich verschärfen, wenn die hohen US-amerikanischen Importzölle ihre volle Wirkung entfalten. Für 2026 rechnet der Kanton zudem erneut mit einem Millionendefizit. Da wird man sparen müssen. Viele im Kanton wünschen sich zudem von den fünf neuen Staatsrätinnen und -räten eine konstruktivere Zusammenarbeit. Die bisherige Regierung galt als zerstritten.