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Gewalt in Spitälern
Aus 10 vor 10 vom 31.01.2017.
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Gewalt in Spitälern Was tun?

Vom Schimpfwort bis zum Schlag ins Gesicht: In den letzten Jahren nahm verbale und körperliche Gewalt in Schweizer Spitälern zu. Speziell in Notaufnahmen scheinen Patienten ihre Hemmungen zu verlieren. Für Pflegefachpersonal sind solche Ereignisse oft einschneidend.

Ich habe nur den Vorhang geöffnet, um Blutdruck und Puls der Patientin abzuschreiben. Nie hätte ich damit gerechnet, dass sie sich aufsetzt und ohne jeden Anlass, völlig unerwartet zuschlägt.
Autor: Pflegefachperson in der Fachzeitschrift "Pflegerecht"

Die Pflegefachperson des Universitätsspitals Zürich erlitt beim oben beschriebenen Vorfall Schürfungen und ein Hämatom. Gewalt gehöre zum Arbeitsalltag von Pflegefachpersonen, bilanzierte die Fachzeitschrift «Pflegerecht» 2016.

Zunahme von Aggressionen

Das Universitätsspital Zürich führt keine entsprechende Statistik, wie Martina Pletscher von der Unternehmenskommunikation auf Anfrage von SRF mitteilt. Aber sie bestätigt: Die Notfallstation verzeichnet in den letzten Jahren mehr Fälle von Aggressionen. Die Mehrzahl der Angriffe sei verbal, also Beleidigungen und Beschimpfungen. Körperliche Angriffe seien seltener. Auf der Notfallstation des Berner Inselspitals hat man in den letzten drei Jahren 63 Gewaltdelikte gezählt. Im Kantonsspital St. Gallen sind es pro Jahr im Schnitt 10 körperliche Angriffe auf das Personal, sagt Joseph Osterwalder, Chefarzt der Zentralen Notfallaufnahme. Im Unispital Basel gibt es laut der Leiterin Marketing und Kommunikation, Sabina Heuss, ganz selten gravierende Zwischenfälle. Der Ton hingegen habe sich in den letzten Jahren verschärft.

Mehr körperliche Gewalt im Chuv Lausanne

Im Universitätsspital Lausanne, dem Chuv, nehme Gewalt in allen Abteilungen zu, sagt Sicherheitschef Laurent Meier. Allerdings um weniger als 5 Prozent pro Jahr. 528 Fälle sind es im letzten Jahr gewesen. Über die Hälfte davon, 53 Prozent, waren körperliche Aggressionen, 47 Prozent verbale wie Beleidigungen und Drohungen. Das Chuv macht auch Anzeigen. Pro Jahr landen 10 bis 15 Fälle vor Gericht.

Sicherheitspersonal

Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsorganisation bewachen die Einrichtungen des Chuv in Lausanne. Auch die Notfallstationen der Unispitäler Bern, Basel, Zürich und des Kantonsspitals Sankt Gallen haben Sicherheits-Firmen wie die Securitas beauftragt. Ausserdem ist die Zusammenarbeit mit der Polizei eng. Auf dem Notfall im Kantonsspital St. Gallen zum Beispiel, seien verschiedene Knöpfe platziert, die auf Druck sofort einen Alarm bei der Polizei auslösen. Denn, so Chefarzt Joseph Osterwalder, es sei schon vorgekommen, dass die Aufnahmesekretärin mit einem Messer bedroht worden sei.

Patienten in Ausnahmesituation

Warum aber üben Patienten oder auch Angehörige Gewalt aus und dies oft im Notfall? Die Gründe seien vielfältig, sagt Martina Pletscher vom Universitätsspital Zürich. Patienten und Angehörige befänden sich im Notfall in einer Ausnahmesituation. Sie erwarteten, rund um die Uhr sofort behandelt zu werden. Bei Wartezeiten entstehe unter diesen Umständen schnell Aggression. Chefarzt Osterwalder aus St. Gallen stellt fest, viele Menschen hätten in den letzten Jahren ihre Hemmungen und den Respekt vor der Institution Notfall verloren

Alkohol- und Drogeneinfluss

Die Täter, die ausfällig werden oder zuschlagen, haben oft zu viel Alkohol konsumiert oder Drogen genommen, stellt man bei den Spitälern fest. Ereignisse mit Gewalt würden vermehrt an Anlässen wie der Streetparade, dem Zürifäscht, der Olma oder an Silvester auftreten.

Folgen für das Personal

Für Pflegefachpersonal und Ärztinnen, Ärzte sind Gewaltereignisse einschneidend und herausfordernd. Das zeigt eine interne Erhebung aus dem Jahr 2016 zu Gewalt auf der Notfallstation der Universität Zürich.

Für mich sind solche Ereignisse sehr belastend und stressig, da sie viel Persönliches bei mir auslösen.
Autor: Pflegefachperson in der Fachzeitschrift "Pflegerecht"

Die Befragten gaben zu Protokoll, dass sie nicht immer sicher seien, wie sie mit einer Gewaltsituation umgehen sollen – trotz regelmässigen Schulungen und Fallbesprechungen.

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