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Wegen Sparplänen der Regierung Waadtländer Staatspersonal geht auf die Barrikaden

Lehrerinnen, Polizisten, Pflegepersonal: Im Kanton Waadt haben heute Tausende Staatsangestellte protestiert.

Kurz nach acht Uhr morgens. Um diese Zeit ist beim Lausanner Gymnasium La Cité jeweils ein Kommen und Gehen. Heute sind keine Schüler zu sehen. Der Grund: Die Lehrerinnen und Lehrer streiken.

Erstmals werde an sämtlichen 14 Waadtländer Gymnasien die Arbeit niedergelegt, sagt Cora Antonioli, Gymnasiallehrerin und Präsidentin der Gewerkschaft VPOD. 900 Lehrerinnen und Lehrer würden sich am Streik beteiligen.

Protest an Gymnasium
Legende: Nicht nur an den Waadtländer Gymnasien herrscht kollektive Wut – auch in den Spitälern, Kinderkrippen und bei der Kantonspolizei wurde protestiert. SRF/Philippe Reichen

Von der Waadtländer Regierung fordere man den Verzicht auf Budget- und Lohnkürzungen, sagt Antonioli. Die Regierung beabsichtigt, die automatische, jährliche Lohnerhöhung von 0.7 Prozent einzufrieren, Subventionen zu streichen und Investitionen aufzuschieben. Damit will sie über 300 Millionen Franken sparen.

Die Polizei ist wütend – und zeigt es

50 Meter neben dem Gymnasium tagt heute der Kantonsrat. Vor dem Eingang stehen Kantonspolizisten mit orangen Badges. «Die Polizei ist wütend» steht darauf. Die Lohnkürzung sei inakzeptabel, sagt Polizist Kevin Golay. Man streike zwar nicht, aber man sei unzufrieden und wolle den Kantonsräten klarmachen, dass auch die Polizei zu den Staatsangestellten gehöre.

Roter Badge
Legende: Auch bei der Waadtländer Kantonspolizei herrscht Frust wegen der Sparpläne der Regierung. SRF/Philippe Reichen

Die Präsenz der Polizisten bezeichnet Kantonsrätin und Gewerkschafterin Céline Misiego als starkes Signal. Schliesslich dürfe die Polizei ja nicht streiken.

Alle, auch die Kantonsangestellten, müssen zu einem ausgeglichenen Staatsbudget beitragen.
Autor: Philippe Miauton Waadtländer FDP-Kantonsrat

Der Gang in den Ratssaal fiel den Kantonsrätinnen und Kantonsräten auch schon leichter. Philippe Miauton ist FDP-Kantonsrat und Präsident der Waadtländer Wirtschaftskammer. Er sagt, er habe Verständnis für den Effort, den das Staatspersonal leisten müsse. Aber: «Alle, auch die Kantonsangestellten, müssen zu einem ausgeglichenen Staatsbudget beitragen.» Und schliesslich seien die Massnahmen punktuell und zeitlich limitiert.

Spardruck auch an der Uni Lausanne

An der vom Kanton Waadt finanzierten Universität Lausanne sind die Sparmassnahmen bereits spürbar. «Zum Beispiel mussten wir im laufenden Jahr die Löhne für studentische Hilfskräfte um einen Drittel senken», sagt Volkswirtschaftsprofessor Marius Brülhart.

Man habe auch nur zwei von sechs freigewordenen Professorenstellen wieder besetzen können. Darüber hinaus sei das Budget für externe Dozenten zusammengestrichen worden.

Die Spitaldirektion hat eingegriffen und Streikwillige an die Arbeitsplätze beordert.
Autor: David Gygax VPOD-Regionalsekretär Waadt

Auch die Angestellten des Lausanner Universitätsspitals protestieren – und hätten auch streiken wollen. Das Spitalpersonal habe am Streiktag ein Minimum-, kein Normalangebot garantieren wollen, sagt David Gygax von der Gewerkschaft VPOD. «Dann hat die Spitaldirektion eingegriffen und Streikwillige an die Arbeitsplätze beordert.»

Uni-Spital
Legende: Auch am Unispital Lausanne herrschte heute Ausnahmezustand. Gestreikt werden durfte allerdings nicht. SRF/Philippe Reichen

Das werde das Spitalpersonal nur noch wütender machen, ist Gygax überzeugt. Denn: Während der Coronakrise habe es Applaus gegeben, die Schweiz habe der Pflegeinitiative zugestimmt und trotzdem verschlechtere sich die Situation für das Spitalpersonal.

Nach dem Streiktag trafen sich am Abend in Lausanne Tausende Staatsangestellte zu einer Kundgebung. Sie drohen mit einem mehrtägigen Streik, falls die Regierung bis in einer Woche keine Zugeständnisse macht.

Echo der Zeit, 18.11.2025, 18 Uhr

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