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Zwist um urbane Tieranlagen Luzern rettet Hirschpark – Zug zögert noch

Der Luzerner Hirschpark bleibt: Das Parlament stellt sich gegen den Stadtrat. Die Stadt Zug ringt noch um ihr Wildgehege.

Worum geht es? In der Stadt Luzern wie auch in der Stadt Zug gibt es seit Längerem sogenannte Hirschpärke. Das sind Gehege, in denen Hirsche gehalten werden. Nicht etwa für den Verzehr, sondern als Attraktion für Besucherinnen und Besucher, die die Hirsche so beobachten können. Nun sind die Regierungen beider Städte überzeugt, dass diese Pärke nicht mehr dem Zeitgeist entsprechen. Das Luzerner Stadtparlament war am Donnerstag nicht gleicher Meinung. Gegen den Antrag der Regierung sprach es sich dafür aus, den Hirschpark zu retten. Nebst materiellen Leistungen soll es neu auch eine finanzielle Unterstützung geben. In der Stadt Zug steht der Entscheid des Parlaments noch aus.

Was ist das Problem? In der Stadt Luzern befindet sich der Hirschpark in der Nähe des Kantonsspitals. Man schätze das ehrenamtliche Engagement des Vereins, der den Hirschpark führt, sagte Stadtpräsident Beat Züsli in der Ratsdebatte. «Das öffentliche Interesse eines Hirschparks ist aber zu gering, um eine öffentliche Unterstützung zu rechtfertigen.» Auch die Schulen nutzten den Park nicht. Als Alternative schlug die Stadtregierung einen Park für die Bevölkerung vor. In Zug liegt das öffentliche Hirschgehege seit 1898 am Alpenquai, direkt am See. Die Haltung von Tieren in einer Stadt sei nicht mehr zeitgemäss, schreibt der Zuger Stadtrat in einem Bericht. Er will dem Ornithologischen Verein Stadt Zug, der diesen Park führt, deshalb ab 2028 die Gelder streichen.

Hirsch
Legende: Der kleine Hirschgarten in der Stadt Zug: Ob es weiterhin eine finanzielle Unterstützung der Stadt gibt, steht auf wackligen Beinen. SRF/Michael Zezzi

Warum will das Luzerner Stadtparlament den Hirschpark erhalten? Der Hirschpark sei ein verankerter, beliebter und öffentlich zugänglicher Park. Es brauche keinen Stadtpark ohne Hirsche. «Der Anwohnerschaft ist es bestimmt lieber, wenn sie in der Wohnumgebung ab und zu einen Hirsch röhren hört, statt Nachtruhestörungen und Littering», sagte Yolanda Amman von der FDP. Die Argumente, dass die Haltung der Hirsche im Gehege nicht tierfreundlich sei und es nicht sinnvoll sei, mitten in der Stadt ein Gehege für Hirsche zu unterhalten, verfingen im Parlament nicht.

Was sagt der Tierschutz? Andrina Herre vom Schweizer Tierschutz will klarstellen, dass sie nicht grundsätzlich gegen die Haltung von Tieren in städtischen Anlagen sei. Es gebe vorbildliche Beispiele wie das Dählhölzli in Bern oder den Tierpark Goldau. Anders als im Zoo sind in Pärken wie in Zug oder Luzern die Kontrolle und der Schutz der Tiere jedoch unzureichend. «Die Überwachung von Besucherinnen ist nicht gewährleistet», so Herre. Es sei niemand da, der Besucher auf fehlerhaftes Verhalten hinweise.

Was sagt der Ethiker? Man müsse die ehrenamtliche Arbeit der zuständigen Vereine herausstreichen und wertschätzen, schickt Peter Kirchschläger voraus. Er ist Ethikprofessor an der Universität Luzern. «Die Vereine engagieren sich für die Tiere.» Auch will Kirchschläger nicht abschliessend beurteilen, ob solche städtische Tierpärke noch ethisch vertretbar sind. Grundsätzlich lasse sich aber sagen: «Der idealere Lebensraum wäre in der freien Wildbahn.» Dann fügt Kirchschläger noch an, dass es grundsätzlich ein gutes Zeichen sei, dass dieser Frage überhaupt nachgegangen werde. «Es geht uns wahrscheinlich nicht so schlecht, wenn wir über solche Themen diskutieren.»

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Regionaljournal Zentralschweiz, 16.12.2025, 17:30 Uhr ; 

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