Bislang schienen die Verhältnisse klar: Ein Bauer nutzt Wasser zur Bewässerung und Viehhaltung, düngt seine Felder und setzt Pestizide ein. Dadurch verschlechtert sich jedoch die Wasserqualität.
Eine Fischerin hingegen ist auf saubere Gewässer angewiesen, damit die Fische gesund bleiben. Das birgt Konfliktpotenzial, die beiden Berufsgruppen kommen sich seit Jahren immer wieder in die Quere.
Über Jahre waren die Fronten verhärtet, auch im Kanton Bern: «Früher hatten wir keinen Zugang zueinander», sagt der Präsident des bernischen Bauernverbands, Jürg Iseli.
Es gibt auch heute noch Fischer, die einen Kampf gegen die Landwirtschaft führen.
Sein Pendant beim kantonalen Fischereiverband, André Roggli, sagt gar: «Es gibt auch heute noch Fischer, die einen Kampf gegen die Landwirtschaft führen.»
So wurde der Glütschbach aufgewertet
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Bild 1 von 4. Der Glütschbach am Fusse des Stockhorns gilt als wichtiger Rückzugsort für Fische. Bildquelle: SRF/Dominik Meienberg.
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Bild 2 von 4. Im Rahmen des Projekts «Fischer schaffen Lebensraum» wurde der Glütschbach aufgewertet. Bildquelle: SRF/Dominik Meienberg.
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Bild 3 von 4. Wurzelstöcke sind Teil der Aufwertung: Sie sorgen dafür, dass die Fische sich zurückziehen und ausruhen können. Bildquelle: SRF/Dominik Meienberg.
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Bild 4 von 4. Der Kies wurde aufgeschüttet, damit die Fische einen Platz zum Laichen haben. Bildquelle: SRF/Dominik Meienberg.
Nun tut sich was, die verhärteten Fronten wollen sowohl Iseli als auch Roggli aufweichen. Und zwar mit Gesprächen am sogenannten «runden Tisch», zweimal im Jahr. Das Ziel sei, mehr zusammen zu reden, sagen beide.
Glütschbach – für Fische und Landwirte wichtig
Was das heisst, zeigt sich am Beispiel des Glütschbachs. Der kleine Bach geht aus dem Zusammenfluss mehrerer Wildbäche aus dem Stockhorn-Gebiet hervor. Bei Uttigen mündet der Glütschbach schliesslich in die Aare.
«Die Fische brauchen Orte, an denen sie sich verstecken können, an denen sie ihre Ruhe haben, beispielsweise bei Hochwasser oder wenn die Wassertemperaturen zu hoch sind, und an denen sie laichen können», sagt André Roggli vom Fischereiverband. Der Glütschbach sei ein solcher Ort für die Fische, und deshalb enorm wichtig.
Und gleichzeitig habe der Glütschbach eine wichtige Funktion für die Landwirtschaft, sagt Jürg Iseli vom Bauernverband. «Das Land um den Glütschbach herum wird mit einer Drainage entwässert und dieses Wasser wird vom Glütschbach abgeleitet.» Deshalb dürfe der Pegelstand nicht zu hoch sein, sonst könne das Wasser nicht mehr abfliessen.
Ein Fluss, zwei unterschiedliche Funktionen
Im Rahmen des Projekts «Fischer schaffen Lebensraum» haben Fischerinnen und Fischer den Glütschbach aufgewertet: «Wir haben Wurzelstöcke in den Bach gelegt, damit sich die Fische darunter verstecken und ausruhen können. Und Kies aufgeschüttet, damit sie einen Platz zum Laichen haben», so der oberste Fischer des Kantons Bern.
Früher hätten die Fischerinnen und Fischer den Fluss einfach aufgewertet, ohne vorher mit der Gegenseite zu reden, also mit den Landwirtinnen und Landwirten. Das ist nun anders: «Heute sprechen wir miteinander und wir Bauern werden im Vorfeld über diese Projekte informiert», sagt Jürg Iseli.
Sie sind guten Mutes, dass sich dank der vielen Gespräche die Interessen der Fischerei und der Landwirtschaft besser vereinen lassen.