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Teheran.
Legende: In der wirtschaftlichen Bedeutung für Schweizer Unternehmen überschaubar: Iran als Markt. Reuters
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Wirtschaft 1001 Chancen für Unternehmen?

Nach dem Abschluss des Atom-Abkommens mit dem Iran wird das Land als neuer grosser Markt beschworen. Doch wie gross ist seine Bedeutung für die Unternehmen wirklich? Wer kommt zum Zug, und wer muss allenfalls hintanstehen? Eine Einschätzung.

Über neun Jahre war der Handel mit dem Iran durch zusehends strenger werdende Sanktionen erschwert. Doch mit dem Atomdeal zwischen Teheran und den sechs Weltmächten werden die Hemmnisse nun systematisch abgebaut. Was bedeutet die wirtschaftspolitische Kehrtwende für die Unternehmer und Anleger? Ist jetzt mit einem Run an den iranischen Markt zu rechnen?

Wie die Credit Suisse (CS) in einer Analyse darlegt, kommt die neue politische Ausgangslage Öl- und Gasproduzenten gelegen, wobei dies angesichts der iranischen Ressourcen nicht erstaunen kann: Ende 2014 verfügte das Land laut der CS mit 172,9 Milliarden Barrel über die viertgrösste Menge an Erdölreserven – nach Venezuela, Saudi-Arabien und Kanada.

Interessant für Sulzer und ABB

Sollte mit der Aufhebung des Embargos der Erdölexport ansteigen – ein Tatbestand, der auch vom Ölpreis abhängt –, mag der Iran alsbald über mehr Kapital verfügen. Dieses könnte der vorderasiatische Staat gemäss der CS in die alt gewordene Infrastruktur investieren. Will heissen: Die Konzerne, die Strassen oder Schienen, Autos oder Züge oder hierfür massgebliche Bestandteile bauen, dürften Projekte im Iran erwägen.

Eben dieser Meinung ist, mit Fokus auf die Schweiz, auch Sven Bucher, Leiter Research bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB): Zumal auf kürzere Sicht sei der Markt für Konzerne wie beispielsweise Burckhardt Compression, Sulzer oder allenfalls auch ABB interessant.

Andere Märkte sind wichtiger

Bucher gibt indes zu bedenken, dass der Markt Iran «kurzfristig nicht der bedeutendste Treiber für die Schweizer Unternehmen ist.» Insgesamt seien andere Märkte wichtiger für deren Geschäftsgang. Was das Bruttoinlandprodukt betreffe, liege der Iran etwa auf Rang 30. Das heisst, es ist «für die Schweizer Unternehmen viel wichtiger, wie sich beispielsweise Belgien oder Spanien entwickeln.»

Teheran, ein Bagger davor
Legende: Die Infrastruktur-Konzerne haben bei der Marktverteilung die besten Karten. Reuters

Dass der vorausgesagte Run an den Markt Iran aus Sicht von eidgenössischen Konzernen «zu relativieren» sei, ist auch die Meinung von Panagiotis Spiliopoulos, Leiter Research bei der Bank Vontobel. Doch bringt er hierfür auch wirtschaftspolitische Gründe an.

Zwar können grundsätzlich ausländische Firmen den Markt erschliessen, «weil nur sie die nachgefragten Produkte und Leistungen bereitstellen können.» Doch kämen zunächst amerikanische Unternehmen zum Zug.

Wenn denn etwas übrig bleibt

«Die USA haben den Deal ausgehandelt, also haben sie auch entsprechende Vorkehrungen getroffen, dass sie bei der Marktaufteilung nicht zu kurz kommen», sagt Spiliopoulos.

Und wenn dann «in einer zweiten Phase» etwas übrig bliebe, der Markt also offiziell geöffnet werde, könnten auch europäische und schweizerische Konzerne teilhaben. «Mit Blick auf die Schweiz könnten dies direkt etwa ABB, Sulzer, Burckhardt Compression oder indirekt die Zulieferer von US-Unternehmen sein.»

Werden die eidgenössischen Konzerne also – wenigstens in einem zweiten Schritt – im Iran noch das mancherorts beschworene Big Business machen? Das grosse Geschäft ermöglicht der neue Markt im Orient wohl nicht. Dafür ist er im Verhältnis zu unbedeutend: Panagiotis Spiliopoulos: «Für den Geschäftsabschluss ist der Umfang der Tätigkeiten im Iran vernachlässigbar. Er dürfte etwa bei 1 bis 2 Prozent des Umsatzes in zwei bis drei Jahren liegen.»

Botschafterin Leu: Iranischer Markt hat nicht auf Europa gewartet

Botschafterin Leu: Iranischer Markt hat nicht auf Europa gewartet
Auch Livia Leu, bis 2013 Botschafterin der Schweiz im Iran, will auf kurze Sicht keinen Run von Schweizer Firmen auf den Iran voraussagen. Zwar betont sie, dass die Planungssicherheit mit dem Atom-Deal zugenommen habe und im Iran eine Nachfrage nach Infrastruktur, Konsumgüter, Pharmazie, Uhren und wohl auch «Cleantech» bestehe. Doch betont sie, dass der Abbau der Sanktionen kompliziert sei und also Zeit brauche. Er könne sich bis ins Jahr 2016 hinziehen. Wie stark die Schweizer Unternehmen im vorderasiatischen Staat Fuss fassen können, hängt indes auch von den anderen Playern ab. Dazu sagt Leu, dass der Markt nicht auf Europa gewartet habe. Über die Jahre der Sanktionen hätten sich asiatische Länder stark auf dem iranischen Markt ausgebreitet. Und falls sie denn interessiert seien, müssten sich die europäischen Firmen und Produkte «erst einmal einen Platz ergattern.»

Ausbaufähige Airline

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Wenn der Staat Iran in Infrastruktur investiert, dürfte er laut der CS allenfalls die nationale Fluglinie «Iran Air» auf Vordermann bringen. Sie verfügt über 43 Maschinen mit einem Durchschnittsalter von über 26 Jahren und fliegt nur 35 Destinationen an. Insgesamt ist sie also ausbaufähig – und etwa für Konzerne wie Airbus und Boeing interessant.

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