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Aktien-Höhenflug für Musk Ist Tesla wirklich mehr wert als alle anderen Autokonzerne?

Seit April ist der Tesla-Aktienkurs um 100 Prozent gestiegen – obwohl Verkäufe sinken und in den USA Subventionen wegfallen.

Das Wunder an der Börse: Im Frühling sorgte Tesla-Chef Elon Musk für negative Schlagzeilen. Er stellte sich auf die Seite des neu gewählten Präsidenten Donald Trump, zerschlug die Entwicklungshilfe der USA und irritierte mit umstrittenen Äusserungen und Gesten. Die Folgen waren Massenproteste vor Tesla-Filialen und Vandalismus an den Fahrzeugen. An der Börse wurde der Tiefpunkt im April erreicht. Seither hat sich der Wert der Aktie verdoppelt, die Verluste vom Winter wurden an der Börse mehr als wettgemacht. Musk hält sich aus der Politik zurück und kümmert sich wieder vermehrt um das Geschäft. Das wird honoriert.

Wertvoller als alle anderen zusammen: Nach dem Kursfeuerwerk ist Tesla nun mit grossem Abstand wertvoller als alle anderen börsenkotierten Autohersteller der Welt zusammengerechnet. Die Summe aller Tesla-Aktien, die Marktkapitalisierung, hat diese Woche die astronomische Marke von 1473 Milliarden Dollar erreicht. Ein solcher Wert erscheint irrational. Tesla gleicht einem Luftschloss, getragen von sehr viel Fantasie.

Verkaufszahlen in der Schweiz im Keller: Der Höhenflug an der Börse steht in Kontrast zum eigentlichen Geschäft. Die neuesten Daten zeigen: Es ist Tesla nicht gelungen, das Ruder herumzureissen. Die Verkäufe sind zum Beispiel in der Schweiz in den ersten neun Monaten um rund 40 Prozent eingebrochen im Vergleich zum Vorjahr. Es sind provisorische Zahlen. Seit Jahresbeginn konnte Tesla hierzulande 4319 Autos immatrikulieren lassen und ist somit auf den 14. Platz der Hersteller gefallen. Auch die neuen Modellvarianten brachten keinen Impuls.

Verkäufe in Europa auch im Minus: In vielen Ländern verzeichnet Tesla Rückgänge, insbesondere in Europa. In den ersten acht Monaten des Jahres resultierte bei den EU-Neuzulassungen ein Minus von 43 Prozent. In China konnte der Hersteller den Rückgang stabilisieren. In den USA wiederum sind die Marktzahlen verzerrt. Ab dem 1. Oktober gibt es in den USA keine Subventionen mehr für Elektroautos. Im Vorfeld dürften die Verkaufszahlen in der Branche zugelegt haben.

Kann Elon Musk zaubern? Der hohe Aktienkurs lässt sich mit den Marktzahlen kaum rechtfertigen. Was also gibt den Ausschlag? Jene, die an die Zukunft des Unternehmens glauben, setzen auf das Prinzip Hoffnung. Sie hoffen, dass Elon Musk das Rad neu erfinden kann. Musk verspricht eine Transformation des Unternehmens von einer führenden Firma im Bereich der Elektrofahrzeuge hin zu einem Leader in künstlicher Intelligenz und Robotik. So ist Tesla in vier US-Bundesstaaten mit Robotaxis unterwegs – einem vollautomatischen Taxiservice. Das tönt zwar vielversprechend, aber die Konkurrenz ist schon viel weiter – seien es Google mit Waymo oder Amazon mit seinen futuristischen Autos.

Subventionen in den USA gestrichen: Skeptiker warnen: An der Börse werde unterschätzt, dass es ab dieser Woche in den USA keine Subventionen mehr für Elektroautos gibt. Die entsprechenden Steuergutschriften sind diese Woche gestrichen worden. Bisher hat der Staat den Kauf von Elektroautos mit bis zu 7500 Dollar pro Fahrzeug unterstützt. Auch die Zahlungen für CO₂-Emissionsrechte von fast drei Milliarden Dollar pro Jahr fallen bei Tesla weg. Für Aktienanalyst Garrett Nelson von der Research-Firma CFRA ist deshalb klar: Die Tesla-Aktie sei überbewertet. Der Analyst geht von einem Kurs von 300 Dollar aus, das sind 32 Prozent weniger als die aktuelle Bewertung.

SRF 4 News, 1.10.2025, 16:12 Uhr; sten

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