- Schweizer Angestellte sind nach der Arbeit zunehmend emotional erschöpft.
- Das zeigt der «Barometer gute Arbeit» des Gewerkschaftsdachverbands Travailsuisse und der Berner Fachhochschule.
- 41 Prozent der über 1400 Befragten gaben an, sich nach der Arbeit emotional erschöpft zu fühlen. Das sind etwas mehr als im Vorjahr.
Etwa gleich viele sagten, dass sie bei ihrer Arbeit oft oder sehr häufig gestresst sind. Und über ein Viertel sagte, sie müssten auch in der Freizeit erreichbar sein. Das Barometer wird jährlich durch Travailsuisse und die Berner Fachhochschule erhoben. Für die Ausgabe 2025 wurden schweizweit 1422 Personen befragt.
«Das ist ein Alarmzeichen»
Vier von zehn Befragten fühlten sich am Ende ihres Arbeitstages denn auch regelmässig erschöpft. Mehr als ein Viertel gab zudem an, auch ausserhalb der üblichen Arbeitszeiten erreichbar sein zu müssen, was die Erholung zusätzlich erschwere.
Travailsuisse-Präsident Adrian Wüthrich sagt dazu: «Der Druck ist hoch. Er wird von der Arbeitgeberseite hochgehalten und das führt dazu, dass die Arbeitnehmenden immer mehr gestresst und emotional erschöpft sind. Das ist das Alarmzeichen unserer Studie.»
Rund ein Drittel der Befragten gaben an, dass sie unter der Woche nicht genügend Zeit hätten, um sich zu erholen. Ein Fünftel der Befragten hält es sogar für fast unmöglich, Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen.
Adrian Wüthrich fordert mehr Schutz für Arbeitnehmende. «Es braucht genügend Personal in den Betrieben», sagt er. Zudem brauche es eine gute Arbeitsplanung und die Einhaltung des Arbeitsgesetzes: Ferien müssten bezogen werden, Überstunden und Überzeit dürften nicht zur Regel werden, und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sei zu respektieren.
Zufriedenheit grundsätzlich hoch – auch dank Homeoffice
Trotz diese Umfragewerte sind fast 83 Prozent mit ihrem Job zufrieden – und gut drei Viertel sind überzeugt, mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten.
Was auffällt: Homeoffice scheint für eine höhere Zufriedenheit zu sorgen. So melden Arbeitnehmende im Homeoffice eine höhere Arbeitszufriedenheit und eine deutlich bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
Die Motivation der Arbeitnehmenden bleibt insgesamt hoch. 71.7 Prozent empfinden ihre Arbeit als sinnvoll und identifizieren sich mit ihrem Arbeitgeber.
Defizite gibt es jedoch bei den Gestaltungsspielräumen und der Förderung von Weiterbildungen. 42.4 Prozent der Befragten erfahren kaum Förderung. Besonders betroffen sind Teilzeitbeschäftigte sowie Angestellte in Branchen wie dem Gastgewerbe, dem Detailhandel und dem verarbeitenden Gewerbe.
Die Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz bleiben laut den Studienautorinnen und -autoren stabil. Allerdings schätzen insbesondere jüngere und ältere Arbeitnehmende ihre kurz- und mittelfristigen Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt skeptischer ein als im Vorjahr.