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«Mint»: ABB-Chef Ulrich Spiesshofer stellt sich Schüler-Fragen
Aus Mint vom 09.04.2015.
abspielen. Laufzeit 7 Minuten 6 Sekunden.
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Wirtschaft «Finden Sie Geschäfte mit Diktaturen unproblematisch?»

Die heutige Jugend – ein unkritischer und desinteressierter Haufen? Das Gegenteil beweisen Schülerinnen einer aargauischen Kantonsschule. Sie treffen im Rahmen des Webprojekts «Mint» ABB-Konzernchef Ulrich Spiesshofer – und nehmen ihn unnachgiebig ins Kreuzverhör.

Chancen muss man nutzen. Mit diesem Motto haben sich 12 Schüler auf den Weg aus dem aargauischen Wettingen ins zürcherische Oerlikon begeben. Sie erhalten Gelegenheit, den CEO von ABB zu treffen. Die Spielregeln des Jugendprojekts «Mint»: Ein Wirtschaftsführer stellt sich 45 Minuten lang den Fragen von Schülern. Den Inhalten sind keine Grenzen gesetzt.

Das Projekt

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Im Rahmen des Jugend-Webprojekts «Mint» des Wirtschaftsmagazins «ECO» treffen Schulklassen Wirtschafts-Akteure. Neben Ulrich Spiesshofer haben sich bereits die CEOs von Nestlé, UBS, BKW und der Präsident des FC Basel Fragen von Jugendlichen gestellt.

Zudem sind Video-Wettbewerbe und Schulbesuche von Reto Lipp Bestandteile des Projekts.

Ulrich Spiesshofer begrüsst das Team des Wirtschaftsmagazins «ECO», das hinter dem Projekt steht, mit den Worten: «Versprochen ist versprochen.» Am World Economic Forum in Davos Ende Januar 2015 hatte er spontan zugesagt, im Rahmen des Jugendprojekts «Mint» eine Schulklasse zu empfangen.

Nachdem sich vor zwei Wochen sein Pendant, der das grösste Schweizer Unternehmen führt, auf das Experiment eingelassen hat (Paul Bulcke, CEO Nestlé), steht nun also auch jener des zweitgrössten Unternehmens vor einer Schulklasse.

Viel Arbeit ist nicht gleich Stress

Die erste Frage: Wie könne man mit einem solch hektischen Arbeitsalltag umgehen? Ulrich Spiesshofer, verheiratet und Vater zweiter Söhne im Teenager-Alter, will erst einmal klarstellen: «Man darf viel Arbeit nicht mit Stress und einen intensiven Kalender nicht mit Hektik verwechseln.» Denn Stress und Hektik seien negative Begriffe.

Darauf folgen seine persönlichen, nicht überraschenden Rezepte: gut planen, möglichst viel delegieren («Der schlimmste Fehler, den man machen könnte, wäre, alles selbst zu machen.»), Zeit einplanen für Ruhe, Familie und Selbstreflexion.

Mit dem Grossteil der Fragen nehmen die Schülerinnen aber das Unternehmen kritisch ins Visier. «Finden Sie es unproblematisch, mit Diktaturen wie China ins Geschäft zu kommen?», fragt eine Schülerin. In Fernost beschäftigt das Schweizer Unternehmen 19‘000 Personen.

Schülerin mit Mikrofon
Legende: Sorge um die Umwelt und gleichzeitig Motoren für Eisbrecher? Ein Widerspruch für eine Schülerin. SRF

Die Maturanden sind sich bewusst, dass sie einen versierten Kommunikator vor sich haben – und lassen ihn mehrmals nicht mit einer allgemeinen Antwort davonkommen. Wenn man mit der ABB-Technologie zur reduzierten Umweltbelastung beitragen wolle, wie könne man denn dann Antriebe für russische Eisbrecher vertreten?

Ulrich Spiesshofer sieht hier «überhaupt keinen Widerspruch». Vor allem in der Förderung der Ölkette werde viel Energie verschwendet. Hier könne ABB für Effizienz sorgen. Der Bedarf an Öl sei eben da. «Unsere Verantwortung ist, beizutragen, dass er mit wenig Energieaufwand erfolgt.»

Wo sind die Frauen bei ABB?

Ein Thema lässt die Klasse, die bis auf eine Ausnahme aus Frauen besteht, nicht los – drei Mal kommen sie darauf zu sprechen. Warum hat die ABB einen Frauenanteil im Kader von gerade einmal 17 Prozent? Hier gibt der Konzernchef unumwunden Besserungsbedarf zu. «Ich hätte wahnsinnig gerne mehr Frauen in Führungspositionen.» Er erklärt den Schülerinnen, dass man Frauen oft nicht in das Unternehmen bekomme. «Und wenn wir sie in der Firma haben, verlieren wir sie manchmal», sagt der 50-jährige Deutsche. Hier müsse mehr getan werden.

Ulrich Spiesshofer gestikulierend.
Legende: CEO im Kreuzverhör: Seit September 2013 steht Ulrich Spiesshofer an der Spitze des Technologie-Konzerns. SRF

Was unternehme ABB denn?, will später eine Schülerin wissen. Welche konkreten Massnahmen gebe es? Ulrich Spiesshofer nennt schliesslich ein flexibles Arbeitsmodell, mit dessen Hilfe Führungskräfte Familie und Job vereinbaren können.

Am Ende nutzt Spiesshofer selbst seine Chance. «Was müssen wir tun, um die ABB näher an euch ranzubringen?», fragt er in die Runde. Denn: «Der grösste Hinderungsgrund für uns, nicht noch schneller zu wachsen, ist, dass wir nicht genügend qualifizierte Leute haben.» Er bekommt konkrete Antworten. Man solle Frauen zeigen, dass ABB nicht nur für Männerjobs stehe. Und man solle doch bitte auf Werbung setzen, die «wirklich anspricht».

Es ist ein lebendiges Treffen im Zürcher Hauptsitz des Technologie-Konzerns. Zu verdanken in erster Linie dem Mut der Jugendlichen. Hemmungen vor einem Chef von 140‘000 Personen? Sollte es sie gegeben haben, so haben sie sie erfolgreich beiseite geschoben.

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