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Freihandelsabkommen Indien Wie ein Schweizer KMU Indien erobern will

Seit Anfang Oktober ist das Freihandelsabkommen zwischen der Schweiz und Indien in Kraft. In einigen Schweizer Industriebetrieben ist das bereits spürbar, denn sie bereiten sich vor. So auch die PB Swiss Tools in Wasen im Emmental.

Eva Jaisli ist optimistisch. «Indien ist ein interessanter Markt wegen seiner Grösse und seiner geografischen Lage», sagt sie. Sie ist Verwaltungsratspräsidentin des Familienunternehmens PB Swiss Tools in Wasen im Emmental. Hier laufen die Maschinen 24 Stunden, sieben Tage lang. Hergestellt werden Werkzeuge wie zum Beispiel Schraubenzieher.

Man wird die Export-Ausfälle in die USA nicht sofort kompensieren können.
Autor: Eva Jaisli Verwaltungsratspräsidentin PB Swiss Tools

Bisher waren Exporte nach Indien zwar möglich, aber wegen Zollzuschlägen teuer. Diese Zölle fallen nun stufenweise weg. Der indische Absatzmarkt mit 1.4 Milliarden Menschen wird zugänglicher. Gerade aktuell mit den geopolitischen Unsicherheiten zwischen den USA und China seien neue Absatzmärkte wichtig, so Eva Jaisli.

Langfristige Möglichkeiten

Das Freihandelsabkommen komme jetzt, wo die USA auch der Schweizer Industrie Zölle auferlegt, gerade zum richtigen Zeitpunkt. «Man wird die Export-Ausfälle in die USA oder andere Märkte nicht sofort kompensieren können», sagt sie.

Eva Jaisli trägt einen roten Blazer. Sie steht vor einer Wand mit Werkzeugen.
Legende: Eva Jaisli ist zuversichtlich, dass das Freihandelsabkommen mit Indien der Schweizer Industrie gute Geschäfte bringt und zu den versprochenen Investitionen in Indien. z.V PB Swiss Tools

Doch Indien eröffne längerfristig Möglichkeiten. «Wir jammern nicht, sondern wir suchen nach neuen Geschäftsfeldern. Wir suchen nach neuen Zielmärkten», sagt sie. Mit «wir» meint sie auch Branchenkollegen. Sie hat als Vizepräsidentin beim Branchenverband Swissmem ein gutes Ohr in die Industrie.

Freihandelsabkommen seien für die Industrie grundsätzlich interessant. «Es geht darum, den Wohlstand über die Exportindustrie auch weiter zu stärken und aufrechtzuerhalten».

Doch Indien als Exportmarkt ist nicht trivial. «Wir müssen nun Kompetenzen aufbauen im Umgang mit indischen Kunden», sagt Eva Jaisli. Das Unternehmen will dabei auch auf die Expertise setzen von Dritten, etwa der Exportförderorganisation  Switzerland Global Enterprise.

Vor allem Firmen, die nicht nur nach Indien exportieren, sondern auch vor Ort produzieren wollen, sind auf solche Expertisen angewiesen. Wie viele es sein werden, steht noch nicht fest. Aber: Teil des Freihandelsabkommens sind explizit Investitionen. Die Efta-Länder Island, Norwegen, Liechtenstein und die Schweiz haben Indien versprochen, in den nächsten 15 Jahren 100 Millionen Franken zu investieren.

Das sei realistisch, weiss Eva Jaisli. Denn: es sei zwar eine hohe Summe, aber verteilt auf vier Länder und über mehrere Jahre sei es ein realistischer Betrag. Die Firmen haben also Zeit. Und sie sind derzeit zuversichtlich, dass sich das Freihandelsabkommen auszahlt.

Produktion im Emmental

Echo der Zeit, 4.11.25, 18 Uhr

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