In der Schweiz und Europa gibt es immer häufiger Stunden, in denen mehr Strom produziert wird, als effektiv verbraucht werden kann. Diesen Strom möchte die BKW künftig gezielt nutzen, erklärt Marcel Bühlmann, Leiter Grossbatterien beim Berner Stromkonzern: «Die grossen Speicheranlagen sollen Strom, der tagsüber zum Beispiel durch Photovoltaik produziert wird und im Überfluss vorhanden ist, in Stunden transferieren, in denen weniger Strom im System ist.» Dadurch werde das ganze Stromsystem stabilisiert.
Konkret führt die BKW nun eine Machbarkeitsstudie für vier grosse Batterieprojekte durch, wovon sie aber möglichst rasch zwei bis drei Anlagen realisieren möchte, betont Bühlmann. Insgesamt rechnet die Firma mit Kosten von rund 500 Millionen Franken.
Die BKW plant diese Anlagen auch deshalb, weil sich mit dem Ausgleich der Schwankungen Geld verdienen lässt: In Stunden mit viel Strom und tiefen Preisen wird Strom gespeichert, am Abend, wenn der Strombedarf und der Preis hoch sind, wird er zurück ins Netz gespeist.
Mit Schwankungen Geld verdienen
Aufgrund der rasch steigenden Menge an Solarstrom nehmen die Schwankungen innerhalb des Tages zu. Das schafft neue Möglichkeiten, um damit Geld zu verdienen. Deshalb plant nicht nur die BKW, sondern planen viele andere Stromkonzerne ebenfalls solche Batteriesysteme.
Nebst der Axpo sind es gerade auch lokale Energieversorger wie das Licht- und Wasserwerk Adelboden, die Genossenschaft Elektra Baselland oder Enalpin in Visp. Andere wie Arbon Energie haben bereits Batterien gebaut.
Im Gegensatz zu anderen Vorhaben im Energiebereich wie neue Windparks oder Stromleitungen, können Batterieprojekte in der Schweiz vergleichsweise unkompliziert realisiert werden. In der Regel reicht eine Baubewilligung.
Deshalb ist die BKW zuversichtlich, bereits ab 2028 die erste Anlage ans Netz anzuschliessen: «Wir rechnen von der Idee bis zur Inbetriebnahme mit drei bis vier Jahren», erklärt Marcel Bühlmann von der BKW. Das hänge sowohl vom Bewilligungsverfahren als auch von der Verfügbarkeit der Schlüsselkomponenten ab, wie beispielsweise den Transformatoren.
Der Bewilligungsprozess ist auch deshalb vergleichsweise einfach, weil für Batterien grundsätzlich keine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig ist, wie das Bundesamt für Umwelt bestätigt. Eine solche Prüfung kann unter Umständen sehr aufwändig sein. Wie bestehende Projekte gezeigt haben, gilt ein Augenmerk vor allem dem Lärm, bedingt durch die Kühlung der Batterien.
In der Schweiz fehlen verlässliche Daten
In der Schweiz herrscht Aufbruchstimmung und etliche Batterien sind bereits am Netz. Aber wie viele Batterien in der Schweiz effektiv in Betrieb sind, erhebt bislang keine Institution. Auch gibt es keine Meldepflicht für Betreiber. Damit ist unklar, wie viele Batteriesysteme auf den unterschiedlichen Netzebenen angeschlossen sind.
Bei Swissgrid, die das Hochspannungsnetz in der Schweiz betreibt, werden Batterien erst ab einer Leistung von 150 MW direkt ans Netz angeschlossen. Bislang wurde allerdings keine solche Bewilligung erteilt, wie das Unternehmen auf Anfrage schreibt. Das hat auch damit zu tun, dass die bisherigen Projekte diesen Schwellenwert nicht erreicht haben.