Neuer Abschnitt im Leben: 93'000 Jugendliche haben im Sommer die obligatorische Schulzeit abgeschlossen. Sie alle standen vor der Frage, wie es im Leben weitergeht. Viele davon haben sich für eine Lehre entschieden, eine berufliche Grundbildung. Die Firmen haben 87'000 Lehrstellen mit Lehrbeginn im Sommer angeboten. Es gibt jeweils mehr offene Stellen als Interessenten. Die Auswertung für das laufende Jahr zeigt, dass bis im August, dem Beginn der neuen Lehre, 13 Prozent der Stellen nicht besetzt werden konnten, das sind 11'500 unbesetzte Lehrstellen. Wie in den Vorjahren ist das eine hohe Zahl.
Aktuelle Umfrage: «Die Lehrstellensituation 2025 zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Branchen», schreiben die Studienautoren des Nahstellenbarometers 2025. In einer Umfrage im Auftrag des Bundes hat das Forschungsinstitut GFS Bern bei 1943 Jugendlichen nachgefragt, wie sie ihre Situation in Bezug auf den Lehrstellenmarkt einschätzen. Befragt wurden auch knapp 4000 Firmen.
Die Resultate: Laut Nahstellenbarometer blieb im Baugewerbe im Sommer jede vierte Lehrstelle unbesetzt. Die Baufirmen machten zwar intensiv Werbung für die Ausbildung in der Branche, dennoch gelang es nicht, genügend Jugendliche zu überzeugen. Auch im Gastgewerbe sei der Anteil offener Lehrstellen hoch, bei gleichzeitig relativ kleinem Anteil am gesamten Lehrstellenmarkt. In der Landwirtschaft und der Forstwirtschaft wiederum habe das Angebot an Lehrstellen zugenommen, aber es sei schwieriger geworden, die Stellen zu besetzen.
Gründe für offene Lehrstellen: Jene Firmen, die Mühe hatten, die Stellen zu besetzen, nennen unterschiedliche Gründe. Mehr als die Hälfte der betroffenen Betriebe sagen in der Umfrage, sie hätten gar keine Bewerbungen erhalten oder dass die Bewerbungen ungeeignet gewesen seien. Bei mehr als zehn Prozent der Betriebe gab es Schwierigkeiten, weil die Bewerbenden kurzfristig abgesagt hatten.
Mängel bei den Bewerbungen: Im Bericht wurde zudem genauer untersucht, wie der Bewerbungsprozess von den Firmen und den Jugendlichen beurteilt wird. Die Firmen kritisieren teilweise, dass die Schulnoten mangelhaft seien, es gebe bei den Bewerbungen Fehler in der Rechtschreibung und häufig sei unklar, weshalb sich überhaupt eine Kandidatin oder ein Kandidat für eine Lehrstelle bewerbe. Rund ein Drittel der Unternehmen berichtet von einer schlechten Passung zwischen Bewerbung und Berufsanforderungen.
Die Sicht der Jugendlichen: Die Jugendlichen wiederum haben einen viel positiveren Blick auf den Bewerbungsprozess. Fast 90 Prozent der Befragten beurteilen die Abläufe als positiv. Im Durchschnitt gab es so wenige Absagen auf Bewerbungen wie seit Jahren nicht mehr, heisst es im Bericht. Als grösste Hürde wird das Verfassen der Bewerbungsunterlagen genannt und die Suche nach der geeigneten Lehrstelle. Ein knappes Viertel der Jugendlichen hat viele Absagen erhalten. ¨
Die Lehren aus der Umfrage: «Die Antworten von Unternehmen und Jugendlichen zeigen, dass die Erwartungen der Unternehmen und die Kompetenzen der Jugendlichen und deren Wahrnehmung des eigenen Auftritts auseinandergehen», heisst es in der Studie von GFS Bern. Entscheidend sei daher, die Schnittstelle zwischen Anforderungen und Kompetenzen zu verbessern.