Neues Zeitalter: Heute ist es einfach, neue Lieder zu kreieren, die wie Elvis oder Ed Sheeran klingen: Ein paar Klicks auf einer Plattform, die mit künstlicher Intelligenz arbeitet, und schon ist das Lied fertig. Pro Tag entstehen so weltweit zehntausende neuer Songs. Das Problem: Die KI-Programme greifen auf bestehende Werke der Musikerinnen und Songwriter zurück, meist ohne Entschädigung. Daraus resultierte ein juristisches Tauziehen. Doch nun treffen grosse Labels erstmals Abkommen mit KI-Firmen. Dies ebnet den Weg für die legale Produktion von Songs mit KI. Jüngstes Beispiel einer Einigung sind Warner Music und die verbreitete KI-Plattform Udio.
Was ist neu: Das Abkommen sieht vor, dass der KI-Anbieter Udio bereits im kommenden Jahr eine Plattform lancieren kann, mit den entsprechenden Lizenzen und Rechten. Die Nutzerinnen und Nutzer können die Stimmen und Texte bekannter Stars verwenden – vorausgesetzt, diese sind einverstanden und haben dem Label grünes Licht gegeben. «Die Kooperation mit Warner Music ist für uns ein wichtiger Meilenstein auf unserem Weg, die Zusammenarbeit mit der Musikindustrie neu zu definieren», lässt sich Udio-Chef Andrew Sanchez in der Medienmitteilung zitieren.
Warner Music und Udio: Warner Music ist weltweit das drittgrösste Label, welches die Rechte an über einer Million Songs hält – auch von weltbekannten Stars und Bands wie Coldplay, Ed Sheeran, Madonna, Bruno Mars und David Bowie. Warner Music macht einen Umsatz von 6.4 Milliarden Dollar. Udio wiederum ist eine aufstrebende Plattform zum Generieren von Musik mit KI. Die Firma wurde erst vor zwei Jahren von einem Forschungsteam von Google DeepMind gegründet. Lange sah die Musikindustrie Udio als Gefahr für das bestehende Geschäft. Warner, Universal und Sony verklagten das Unternehmen mit dem Vorwurf, die Firma greife ohne entsprechende Rechte auf bestehende Lieder zurück.
Der Bann ist gebrochen: Die Ankündigung von Warner Music ist kein Einzelfall. Es zeigt sich vielmehr, dass in diesen Tagen die Karten in der Musikindustrie neu gemischt werden. So hat auch das weltweit grösste Label Universal Music mit Udio eine Einigung erzielt. Zudem verhandeln Warner, Universal und Sony mit der KI-Plattform Klay über die Nutzung der Songrechte – ein Abkommen könnte demnächst angekündigt werden. Die Entwicklung der letzten Tage erhöht den Druck auf Suno, der grössten Plattform für KI-Musik. Auch diese Firma wurde von den grossen Labels verklagt, hat aber bisher noch keine Einigung.
KI als Chance: Die Musikindustrie hat aus der Vergangenheit gelernt. Zu Beginn der Streamingdienste hatten sich die grossen Labels zunächst juristische Schlachten mit Anbietern wie Napster geleistet, man sah das Streaming als illegale Konkurrenz zu den CDs. Es hat sich aber gezeigt, dass sich die neue Technik nicht verhindern liess. Es folgte die Einigung mit Anbietern wie Spotify und Apple. Die Branche will den Fehler nicht wiederholen und zeigt sich offener gegenüber neuen Technologien.
Unbehagen gegenüber KI-Songs: Bei den Musikerinnen und Musikern löst die künstliche Intelligenz allerdings Ängste aus. Vor allem in Grossbritannien gab es einen wahren Sturm von Protesten, weil die Regierung die Bestimmungen gelockert hatte. Auch in der Schweiz machen sich die Künstlerinnen und Künstler Sorgen, sie könnten durch die neue Konkurrenz einen Teil der Einnahmen verlieren.