Was ist passiert? Bitcoin ist rasant vom Rekordhoch abgestürzt. Vor wenigen Wochen notierte der Kurs noch über 126’000 Dollar, dann fiel er erst unter 90’000 und zeitweise sogar Richtung 81’000 Dollar. Der Grund: Die Stimmung an den Finanzmärkten kippte abrupt. Viele Anleger fürchten, die US-Notenbank werde die Zinsen nicht senken. Bleiben die Zinsen hoch, verteuern sich Investitionen, und riskante Anlagen verlieren an Reiz. Der Aufwärtstrend verwandelte sich binnen Tagen in massives Misstrauen. Die Folge: Anleger verkauften in grossem Stil. Der Absturz zeigt, wie empfindlich Bitcoin auf das globale Marktumfeld reagiert.
Warum die Nervosität? Die Turbulenzen an den Technologiebörsen verstärken den Abwärtstrend. Wenn Unternehmen wie Amazon, Nvidia oder Microsoft an einem Tag mehrere Prozent verlieren und die Nasdaq binnen Wochen Milliarden an Börsenwert einbüsst, wächst die Nervosität. Anleger sehen, wie selbst stabile Firmen schwächeln – das schafft ein Klima der Angst. Kommt hinzu: Viele Anleger die Tech-Aktien in ihrem Portfolio haben, investieren gleichzeitig auch in Kryptowährungen. Und: Der sogenannte Angstindex, der die Nervosität der Märkte misst, ist deutlich gestiegen. In solchen Phasen ziehen sich viele Investoren reflexartig aus riskanten Anlagen zurück. Bitcoin trifft es besonders hart, denn er gilt als Inbegriff einer unsicheren Investition.
Warum ist der Krypto-Markt so sensibel? Hinzu kommen «hausgemachte» Probleme, die den Kurs belasten. Viele Investoren, die in den vergangenen Monaten hohe Gewinne erzielten, nutzen die Gelegenheit, um zu verkaufen. Wenn viele gleichzeitig Kasse machen, fällt der Kurs schneller. Seit dem Kursrutsch im Oktober – dem Flash Crash (siehe Box) – sind zudem weniger Käufer aktiv. Das gleicht einem Flohmarkt, auf dem viele verkaufen, aber kaum jemand kauft: Die Preise sinken. Genau das passiert derzeit im Kryptomarkt. Selbst kleinere Verkäufe lösen starke Bewegungen aus, und der Markt wirkt insgesamt anfälliger.
Warum schwindet das Vertrauen so schnell? Auch die Politik spielt eine Rolle. Sie hatte Bitcoin in den vergangenen Monaten Rückenwind verschafft. Viele Investoren setzten darauf, dass US-Präsident Donald Trump der Kryptowelt mit lockeren Regeln, neuen Gesetzen und wohlwollenden Behörden Auftrieb geben würde. Diese Hoffnungen trieben die Kurse. Doch nun zeigt sich: Vieles war bereits eingepreist. Die positiven Nachrichten verpuffen, während die negativen stärker durchschlagen. Steigende Zinsen, angespannte Märkte und geopolitische Risiken lasten schwerer auf Bitcoin als politische Versprechen. Ohne neue Impulse schwindet das Vertrauen – und der Kurs fällt weiter.
Wie geht es weiter? Ein Vergleich mit grossen Tech-Aktien zeigt den Unterschied: Dort greifen Anleger bei fallenden Kursen oft schnell wieder zu. Bei Bitcoin passiert das Gegenteil. Nach starken Rückgängen bleibt die Nachfrage aus. Der Kurs verharrt seit Tagen in derselben Zone und erholt sich nicht. Experten sehen darin ein Warnsignal. Manche sagen, Bitcoin stehe an einem Scheideweg: Entweder er findet bald neuen Schwung – oder der Abwärtstrend setzt sich fort. Zwar erinnern sich viele daran, dass Bitcoin im April schon einmal tief fiel und dann ein Rekordhoch erreichte, doch diesmal wirkt der Markt schwächer. Es fehlt die Kraft, um den Kurs wieder nach oben zu ziehen.