Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Neue Bühne für Hersteller Zürcher Automesse beerbt den Genfer Autosalon

Nach dem Ende des Autosalons in Genf wird die Messe «Auto Zürich» für die Händler zur neuen Bühne. Der Anlass in den Zürcher Messehallen dauert vom Donnerstag bis zum Sonntag.

Totgesagte leben oft länger: Die Mobilitätsmesse im September in München und die Automesse in Shanghai diesen Frühling haben gezeigt, dass solche Veranstaltungen weiterhin ein grosses Publikum anziehen. Die Anlässe ermöglichen interessierten Kreisen einen direkten Konkurrenzvergleich.

Was geschah mit dem Autosalon in Genf?

Box aufklappen Box zuklappen

Der «Salon de l’Auto» in Genf war lange der wichtigste Anlass für die Autobegeisterten der Schweiz. Im Zuge der Coronapandemie wurde der Salon, wie so viele Veranstaltungen, abgesagt und fand – in stark verkleinerter Form – erst wieder 2024 statt.

Rückblickend sollte es die letzte Ausgabe gewesen sein, weil die Organisatoren im Mai 2024 entschieden, den Salon nicht mehr durchzuführen. Damit war das Ende der Automesse nach 120 Jahren besiegelt. Als Gründe nannte die Leitung des Salons das mangelnde Interesse seitens der Hersteller und die Konkurrenz durch andere Messen in München und Paris.

«Egal ob es ein günstiges Auto ist oder nicht, man möchte es anfassen und reinsitzen können», sagt Claudia Meyer, Geschäftsführerin der Renault Group Schweiz, und das könne man an einer Messe. Für den französischen Hersteller seien deshalb Messen und Shows weiterhin zentral. Das zeigt sich auch daran, dass Renault 2024 der einzige grosse europäische Autohersteller war, der an der Neuauflage des Genfer Autosalons teilgenommen hatte.

«Auto Zürich» ist nicht der Genfer Autosalon

Die Automesse Zürich ist 1987 als Verkaufsmesse von lokalen Autohändlern gestartet und hat diesen Charakter bis heute behalten: Fahrzeuge können direkt ab Messe gekauft werden.

Anders in Genf. Da ging es primär um die neusten Modelle und visionäre Konzeptfahrzeuge, welche die Hersteller in aufwändigen Shows inszeniert haben. Dazu gehörten auch spektakuläre Messestände, die oft Millionen kosteten. Für etliche Produzenten waren die hohen Kosten ein entscheidender Grund, dass sie an Messen wie Genf nicht mehr teilgenommen haben.

Eine Frau in Geschäftskleidung steht in einer grossen Halle vor einem ausgestellten Auto.
Legende: Claudia Meyer, die Chefin der Renault Group Schweiz, bedauert das Ende des Autosalons: «Uns hat Genf sehr viel gebracht». Umso wichtiger sei jetzt die Zürcher Automesse: «Das Format der Messe ist immer noch attraktiv, das zeigen auch die Zuschauerzahlen». Entsprechend halte Renault an solchen Auftritten fest. SRF / Matthias Heim

An der «Auto Zürich» hingegen kommen alle Stände im gleichen Design und Format daher, da sie durch den Veranstalter aufgebaut werden. «Die Autohändler erhalten so einen schlüsselfertigen Stand zu klar kalkulierbaren Preisen», sagt Ines Nägeli, die Geschäftsführerin von «Auto Zürich». Zudem seien die Standmieten seit 39 Jahren unverändert. Dieses vergleichsweise preiswerte Messekonzept kommt vielen Händlern entgegen, da die Branche wirtschaftlich schwierige Zeiten durchläuft.

Die Automesse als Publikumsmagnet

In den besten Jahren reisten jeweils zwischen 600'000 und 800'000 Besucherinnen aus dem In- und Ausland nach Genf. Bezüglich des Publikumsaufmarschs ist die «Auto Zürich» nicht mit dem Salon vergleichbar, auch wenn die Gästezahl von Jahr zu Jahr steigt: Die Veranstalter rechnen für dieses Jahr mit gut 60'000 Interessierten. Allerdings dauert die Messe in Zürich vier Tage und nicht zehn Tage, wie damals der Autosalon.

Messe, Show oder Internet?

Box aufklappen Box zuklappen

Seit geraumer Zeit präsentieren die Autokonzerne ihre neuesten Modelle oft in eigenständigen Shows und vor ausgewähltem Publikum. Gleichzeitig übertragen sie ihre Präsentationen auch live im Internet. So erhalten ihre neusten Modelle die volle Aufmerksamkeit und die Hersteller müssen sie nicht – wie bei einer Messe – mit anderen teilen.

Gerade für viele Deutschschweizer war die jährliche Reise nach Genf ein wiederkehrendes Ritual. Nun gibt es erste Anzeichen, dass sich dieses Muster umgedreht hat, insbesondere seit dem Ende des Autosalons. «Man spricht definitiv mehr französisch», beobachtet Ines Nägeli, da Gäste vermehrt aus der Romandie und dem Elsass nach Zürich kämen.

Viele neue Automarken aus China 

Der Automarkt ist heute global. Dieser Wettbewerb widerspiegelt sich auch an der «Auto Zürich» mit fast 70 Marken unter einem Dach: Nebst den traditionsreichen Marken sind dieses Jahr ein Dutzend chinesische Produzenten präsent.

Vor einem grossen Bildschirm wird ein neues Auto präsentiert, im Vordergrund sitzen Menschen.
Legende: Weil der Autosalon Genf weggefallen ist, habe das Medieninteresse an der «Auto Zürich» stark zugenommen, so die Veranstalter. Entsprechend werden den Journalisten und Influencerinnen auch in Zürich die neusten Modelle vorgeführt. Allerdings sind die Präsentationen deutlicher weniger aufwändig gestaltet als einst in Genf. SRF / Matthias Heim

«Die chinesischen Hersteller sind in Europa im Vormarsch, das geschieht jetzt», so die Messechefin. Zu diesen Marken gehören beispielsweise BYD oder Leapmotor, die bereits seit einigen Monaten ihre Fahrzeuge in der Schweiz verkaufen. Gleichzeitig sind weitere Hersteller wie Zeekr oder XPeng zu sehen, die erst daran sind, in der Schweiz Fuss zu fassen. Diese globale Vielfalt wird dem Anspruch einer Messe – einem Direktvergleich der Konkurrenz – durchaus gerecht.

HeuteMorgen, 30.10.2025, 6 Uhr; stal; noes

Meistgelesene Artikel